15 Januar 2012 |
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DICHTUNG | Albrecht von Haller | |
LESUNG | Samuel Weiss | |
BEREITSTELLUNG | wortlover |
Der Mond verbirget sich, der Nebel grauer Schleier
Deckt Luft und Erde nicht mehr zu;
Der Sterne Glanz erblasst, der Sonne reges Feuer
Stört alle Wesen aus der Ruh.
Der Himmel färbet sich mit Purpur und Saphiren,
Die frühe Morgen-Röte lacht;
Und vor der Rosen Glanz, die ihre Stirne zieren,
Entflieht das bleiche Heer der Nacht.
Durchs rote Morgen-Tor der heitern Sternen-Bühne
Naht das verklärte Licht der Welt;
Die falben Wolken glühn von blitzendem Rubine,
Und brennend Gold bedeckt das Feld.
Die Rosen öffnen sich und spiegeln an der Sonne
Des kühlen Morgens Perlen-Tau;
Der Lilien Ambra-Dampf belebt zu unsrer Wonne
Der zarten Blätter Atlas-grau.
Der wache Feld-Mann eilt mit singen in die Felder
Und treibt vergnügt den schweren Pflug;
Der Vögel rege Schar erfüllet Luft und Wälder
Mit ihrer Stimm und frühem Flug.
O Schöpfer! was ich seh, sind deiner Allmacht Werke!
Du bist die Seele der Natur;
Der Sterne Lauf und Licht, der Sonne Glanz und Stärke
Sind deiner Hand Geschöpf und Spur.
Du steckst die Fackel an, die in dem Mond uns leuchtet,
Du gibst den Winden Flügel zu;
Du leihst der Nacht den Tau, womit sie uns befeuchtet,
Du teilst der Sterne Lauf und Ruh.
Du hast der Berge Stoff aus Ton und Staub gedrehet,
Der Schachten Erz aus Sand geschmelzt;
Du hast das Firmament an seinen Ort erhöhet,
Der Wolken Kleid darum gewälzt.
Den Fisch, der Ströme bläst und mit dem Schwanze stürmet,
Hast du mit Adern ausgehöhlt;
Du hast den Elefant aus Erden aufgetürmet
Und seinen Knochen-Berg beseelt.
Des weiten Himmel-Raums saphirene Gewölbe,
Gegründet auf den leeren Ort,
Der Gottheit große Stadt, begrenzt nur durch sich selber,
Hob aus dem Nichts dein einzig Wort.
Doch, dreimal großer Gott! es sind erschaffne Seelen
Für deine Taten viel zu klein;
Sie sind unendlich groß, und wer sie will erzählen,
Muß, gleich wie du, ohn Ende sein!
O Unbegreiflicher! ich bleib in meinen Schranken,
Du, Sonne, blendst mein schwaches Licht;
Und wem der Himmel selbst sein Wesen hat zu danken,
Braucht eines Wurmes Lobspruch nicht.
8 August 2011 |
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“Niederstürzen möchte ich mich und anbeten
am Altar reiner Verehrung!”
Ob ich die Frauen verehre, sie gar im Stillen vergött’re?
Ja, im Gesang und der Dichtung, wo Reines verschmilzt, sich
alles verdichtet und sich übersteigert ins Geist’ge, ins wahre
Schöne verkläret, dem ewig Unfassbaren! Keines verschmähten
Mannes Frevelhand darf dich [holdes Weib], dem Erdkreis enthoben, nun schänden,
kein lüstern Aug’ dich erschauen, kein weltlärmertäubtes Ohr dir
lauschen im heil’gen Bezirke des ätherdurchwogenden Sphärengesanges!
O ecclesia
Hildegard von Bingen
O Ecclesia, oculi tui similes saphiro sunt, et aures tue monti Bethel, et nasus tuus est sicut mons mirre et thuris, et os tuum quasi sonus aquarum multarum. In visione vere fidei “In multo desiderio Et postquam Ursula sic dixerat, Et dixerunt: Et ceperunt ludere cum illa Unde omnes cognoscebant: Et cognoverunt etiam Tunc diabolus membra sua invasit, Et hoc in alto voce “Wach! rubicundus sanguis innocentis agni Hoc audiant omnes celi |
Oh, [heilige] Kirche, deine Augen sind wie ein Saphir und deine Ohren wie der Berg Bethel und deine Nase ist wie ein Berg von Myrrhe und Weihrauch und dein Mund ist [klingt] wie rauschende Wasser. In der Schau des wahren Glaubens “Mit großem Verlangen habe ich mich gesehnt, Und als Ursula so vernehmbar gesprochen hatte, Und sie sprachen: Und sie begangen mit ihr zu spielen Da erkannten alle: Und sie erkannten auch Der Teufel aber schickte die Seinen, Und was laut vernehmbar wurde, “Wehe! Das leuchtendrote Blut des Lammes Die sollen alle Himmel hören |