Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

15 
 Januar 
 
1995


 

[ursprünglich kein Titel; 14./15.01.95 ???]

Schau’ ich des Nachts zum Himmel empor
wo einstens sang der Engelein Chor
vernehm’ ich viele tausend funkelnde Sterne
gleich Laterne an Laterne.
Sie funkeln leuchten wie Christen in der Weltennacht
das Licht ihres Herrn in die Finsternis gebracht.
Somit Daher sind Sterne, die strahlend schimmernd hellen
mannigfaltige Glaubensgesellen.
Oh, wenn ich nur ein Stern dort wär’ …,
– das ist mein oberstes Begehr.

Doch plötzlich zieht ein dunkles finstres Wolkenmeer
landeinwärts ganz geschwind’,
vernebelnfinstern den Blick zum Sternenheer,
die “Gläubigen” nun entschwunden sind.

Der Himmel ergrellt durch ein gleisend’ Gewittern,
ich zucke zusammen, muß bangend nun bangen und zittern.
Geöffnet sind die Himmelsschleusen,
es regnet hernieder in Massen.
Es donnert wie beim Krieg der Preußen
“Mein Gott, warum hast du mich verlassen!”

Die Sorgen nehmen Überhand
die einz’ge [einste] Freiheit wird gebannt
soll ich im Morast [Metrum -/] denn versenken?

Bin ich auf ewig denn jetzt verloren,
bin ich wurd’ ich zum Sterben auserkoren,
soll aus dem Todeskelche ich denn trinken?
Gebeugt dem Leid, dem Tod geweiht?

Um mir wird es immer düster
vernehme grausig des Todesgeflüster,
sollt’ ich die Sonne nimmer sehn
Was isset denn des Lebenssinn
mag “Sterben” sein “auch mein Gewinn”    [X-Markierung, weshalb auch immer]
oh, HERR, erhöre doch mein Fleh’n.

Soll ich im Trauertale wandeln
gebeugt vom Leid
dem Tod geweiht
erbitt’ ich doch Dein gnädig Handeln.

So fahr’ vom Throne denn hernieder
und stärke meine schwachen Glieder
auf daß ich frohen Mutes bin.
bevor des Todes’ Rachen mich verschlingt,
die Seel’ ins Totenreiche dringt,
laß’ es gescheh’n nach deinem Sinn!

Kaum diese Worte aus meinem Munde,
wird es vor meinen Augen kunde:

Es bricht brechen sich Bahn, die Macht Sonnenstrahlen
entrücken die Sorgen, verwerfen die Qualen.
Das Leben in mir neu pulsiert
die Angst, sie weicht, die Freud’ triumphiert:
“Güld’ner Morgen ist erwacht,
hat Hoffnung mir ins Herz gebracht.”

Die Vögel zwitschern in lieblichen Reigen,
die Blümlein sich dem Licht zuneigen
Gottes Schöpfung, sie lebt nun atmet auf ,
belebet nun den erquicket meinen Lebenslauf.

Der Sonnenball, Gottes ewige Güt’,
durchflutet nun tröstend mein Gemüt’, [das ‘e’ wurde gestrichen]
und streichelt sanft[das ‘e’ wurde gestrichen] mein Angesicht,
Tränen des Leids werden abgewischt.
Freudenströme in mir quellen
und mein Innerstes erhellen, [besser: Silberströme durchfluten …]

Ich bin von Neuem nun geboren,
zu als Gottes Kinde, bin auserkoren.
Darf wandeln nun nach Seinem Wort,
ER ist mein Hirte, ER ist mein Hort.
Und nach all’ den durchlebten Plagen,
kann darf mit Frohsinn ich jubelnd sagen:
“Weise Erkenntnis, die ich gewonnen:
Gott, der HERR, er ist vollkommen!”

 
 
8 
 Januar 
 
1995


 

[07./08.01.95]

Stille ragt das Burggemäuer
aus dem Tannenwald empor
sanft erleuchtet durch ein Feuer
kommt es mir wie Golde vor.
Gold, das schimmert in der Nacht
mit so sanftem, lichtem Schein
und in mir die Freud’ entfacht erwacht.
Doch Und ich wandle schreite weiter sinnend fort
auf verschneiten Pfadeswegen
zum geheimen, düst’ren Ort:
zur alten Kapelle, abseits gelegen.
Zur Linken mir vereiste Wiesen
auf denen saftig zwei Fichten sprießen
zur Rechten mir steht der finstre Wald
aus dem manch’ nächtlich Geräusch still hallt.

Ich wandle weiter, den Hügel hinauf
folge stets des Wand’rers Lauf.

Steig’ behende die Treppe hinab
mich nun und mi und mich am Bauwerk Blick der Kapelle erlab’.

Ein Windhauch säuselt mir ums Ohr,
als ich steh verharre am vor dem Eingangstor.
Rechts und links zwei ein Wächter aus Stein
behüten die Ruh’ der Kapelle fein.

Plötzlich ein Glockenschlag erschallt,
zerreißt die Stille, das Blut in mir wallt.
Es ist des Abends siebte Stunde,
so hallt es von des Talesgrunde.

Zeit für mich, nun heimzukehren,
sonst könnt’ die Finsternis mir übles [Übles] bescheren.
Ich darf Sollt’ ich an dieser Stätte nicht mehr länger verweilen
sonst könnte die Nacht mich jäh ereilen.

 
 
1 
 Januar 
 
1995

abgelegt in
Reimgedichte

 

[1995?]
Einen Gruß meinem Gewitterwölkchen

Verzeih,
dass haschend nach dem Schreibgeräte
verschüchtert zu dem Federkiele ich gegriffen,
anstatt in kühner Ritterrede
mit Wortjuwelen kunstvoll geschliffen
die Botschaft, vorbei an kant’gen Felsenriffen
in den Herzenshafen Dir zu schiffen …

Doch künde mir:
Wie sollt’ ich’s sonst denn halten,
gegeiselt von hemmenden Gewalten?

Fürwahr, jeder strahlende Sonnenblick,
Deines Antlitzes blumiges Geschmück,
bringt meiner Verzagtheit Gletscherfelsen,
tröpfchenweise erlösend zum Schmelzen.

Doch zuweilen verfinstert sich Dein Augenglanz,
durch aufziehender Wolken grauen Gewands,
und dieses drohende Wolkenmeer
erscheint mir wie ein Feindesheer,
schwärzlicher Engelsgestalten,
am Himmelsgewölb, dem zorngeballten.

Entschwunden ist das funkelnde Blinken,
Deiner Augen sanftes Loderwerk,
lässt tapf’ren Heldenmut mir schändlich sinken
degradieret mich zum stummen Zwerg.

Die Lippen beben, lassen mich erschüttern,
furchteinflößend ahnend wittern,
dass dem zitterndem Herzen entsprungene Gedanken
beflügelt durch der Seele Hauch,
belebt zum Mund empor sich ranken,
doch vergehen wie Schall und Rauch.

Denn hilflos sie sich schnell verfangen,
in der Scheuheit krallender Pranken,
sogleich gerät der Redefluß ins Wanken,
und ich Ärmster muß arg bangen.

Die Sprache, sie stockt,
die Zung’ ist gelähmt,
mir’s nicht frohlockt,
dass sie sich jeglichen Lautes grämt.

Drum Federhalter, husch’ übers Papier,
sollst’ nicht verweilen,
fass’ die Gefühle in liebliche Zeilen,
und beichte meiner Augenzier,
wie es ist um mich bestellt
in trostloser Gedankenwelt:

Deiner Augen flutender Schein,
sät ins Herz mir zweifelnde Pein!

Nun, trotz aller Furcht, will ich es wagen,
und dich ganz unverblümet fragen,
ob Deines Blickes lieblicher Natur,
desöfteren sich mit meinem schneidet,
als ob er graset, auf mir sich weidet,
meinem stillen Wesen zollt Bravour?

Ist’s ein zarter Wink, vielleicht ein Liebesschwur,
oder ist von wahrer Liebe keine Spur?
Drum, bitt’ ich Dich, mir’s zu künden,
wie ist diese Geste zu ergründen?

Die Zeit, sie eilet,
der Zweifel verweilet
im Herzen mir.

Dein Mund, er schweiget,
die Antwort verweilet,
ich fast die Hoffnung nun verlier’.

Drum laß die Feder schwingen,
einen linden Brief gelingen,
die Antwort sanft durchdringen,
sonst könnt’ die Not mich gar verschlingen…