30 Oktober 2016 | |
Sancta Esenculo! [1]Heilig Wesen!
Me esas trublinta [2]Gestört hab’ ich
la orea deo-repozo [3]die goldene Götterruhe
a tu sovente. [4]dir oft.
E la plu misteria, plu profunda [5]Und der geheimeren, tiefern
dolori de la vivo [6]Schmerzen des Lebens
tu esas aprentinta multi al me. [7]Hast du manche gelernt von mir.
Ho oblivez ol, pardonez! [8]O vergiß es, vergib!
Simile a la nubo ibe [9]Gleich dem Gewölke dort
ante la luno tranquila, [10]vor dem friedlichen Mond
me foriras, [11]geh ich dahin,
e tu [12]und du
kalmas e lumas [13]ruhst und glänzest
en tua belaco itere, [14]in deiner Schönheit wieder,
tu dolca lumo! [15]du süßes Licht!
Textdichter | Friedrich Hölderlin | |
Lesung | Christian Brückner |
Fußnoten
30 Oktober | |
Diese prähistorischen Rachegelüste entstammen dem biblischen, christlichen Gedankengut und sind mit der Ideenwelt eines souveränen, selbstreflexiven, fortgeschrittenen Geistes unvereinbar.
Denn mit dem alttestamentlichem Dreschflegel ist keiner Partei gedient, weder der verletzten noch der verletzenden.
Externe Abstrafung darf nie die Antwort sein, sondern interne Verhaltensmodifikation, die am ehesten herbeigeführt wird, indem der Verletzende in ähnliche Bedingungsfelder des einst Verletzten gebracht wird (Perspektivwechsel), er somit seine Handlungskonzepte empathisch überdenken kann und er sich (vielleicht?) konzeptionell neu organisiert.
Fehler sind Entwicklungschancen, Optimierungsmöglichkeiten eines laufenden Systems.