Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

1 
 Januar 
 
1995

abgelegt in
Reimgedichte

 

[1995?]
Einen Gruß meinem Gewitterwölkchen

Verzeih,
dass haschend nach dem Schreibgeräte
verschüchtert zu dem Federkiele ich gegriffen,
anstatt in kühner Ritterrede
mit Wortjuwelen kunstvoll geschliffen
die Botschaft, vorbei an kant’gen Felsenriffen
in den Herzenshafen Dir zu schiffen …

Doch künde mir:
Wie sollt’ ich’s sonst denn halten,
gegeiselt von hemmenden Gewalten?

Fürwahr, jeder strahlende Sonnenblick,
Deines Antlitzes blumiges Geschmück,
bringt meiner Verzagtheit Gletscherfelsen,
tröpfchenweise erlösend zum Schmelzen.

Doch zuweilen verfinstert sich Dein Augenglanz,
durch aufziehender Wolken grauen Gewands,
und dieses drohende Wolkenmeer
erscheint mir wie ein Feindesheer,
schwärzlicher Engelsgestalten,
am Himmelsgewölb, dem zorngeballten.

Entschwunden ist das funkelnde Blinken,
Deiner Augen sanftes Loderwerk,
lässt tapf’ren Heldenmut mir schändlich sinken
degradieret mich zum stummen Zwerg.

Die Lippen beben, lassen mich erschüttern,
furchteinflößend ahnend wittern,
dass dem zitterndem Herzen entsprungene Gedanken
beflügelt durch der Seele Hauch,
belebt zum Mund empor sich ranken,
doch vergehen wie Schall und Rauch.

Denn hilflos sie sich schnell verfangen,
in der Scheuheit krallender Pranken,
sogleich gerät der Redefluß ins Wanken,
und ich Ärmster muß arg bangen.

Die Sprache, sie stockt,
die Zung’ ist gelähmt,
mir’s nicht frohlockt,
dass sie sich jeglichen Lautes grämt.

Drum Federhalter, husch’ übers Papier,
sollst’ nicht verweilen,
fass’ die Gefühle in liebliche Zeilen,
und beichte meiner Augenzier,
wie es ist um mich bestellt
in trostloser Gedankenwelt:

Deiner Augen flutender Schein,
sät ins Herz mir zweifelnde Pein!

Nun, trotz aller Furcht, will ich es wagen,
und dich ganz unverblümet fragen,
ob Deines Blickes lieblicher Natur,
desöfteren sich mit meinem schneidet,
als ob er graset, auf mir sich weidet,
meinem stillen Wesen zollt Bravour?

Ist’s ein zarter Wink, vielleicht ein Liebesschwur,
oder ist von wahrer Liebe keine Spur?
Drum, bitt’ ich Dich, mir’s zu künden,
wie ist diese Geste zu ergründen?

Die Zeit, sie eilet,
der Zweifel verweilet
im Herzen mir.

Dein Mund, er schweiget,
die Antwort verweilet,
ich fast die Hoffnung nun verlier’.

Drum laß die Feder schwingen,
einen linden Brief gelingen,
die Antwort sanft durchdringen,
sonst könnt’ die Not mich gar verschlingen…

 
 
30 
 Juni 
 
1994

abgelegt in
Reimgedichte

 

Wenn mein Äuglein Dich vernimmt,
lodernd dann der Docht aufglimmt,
sich erzeigt im lichten Schein.

Helle flammt das Feuer auf,
belebt erneut den Liebeslauf,
lass’ das Klagen nunmehr sein.

Denn der Docht, der nun entzündet,
entfachet durch den Liebeshauch,
friedevolle Zeit ankündigt,
gebändigt ist nun Sorg’ und Rauch.

Rauch, der mir den Blick vernebelt,
Sorg’, die meine Glieder knebelt,
und mich band in Schmach und Schmerz,
gequält der Geist, betrübt das Herz.

Doch nun muss ich nimmer traurig sein,
denn Du Edle, Güt’ge, bleibst ja mein.

 
 
30 
 Juni 
 


 



 
Du Röslein auf der lichten Aue,
bist’s welches ich beschaue:

Vom Sonnenlicht so sanft beschienen,
vermagst Du ewiglich zu grünen.

Das Blumengewand, welch’ zierliche Tracht,
die Farbenpracht ins Herz mir lacht,
durchflutet zart mein ganzes Wesen,
du edles Gewächs bist wahrlich auserlesen!

Trunken von dem Liebestrank,
erfüllet mit so holdem Dank,
vor Freude ich mich fast verzehr’.

Der Blumenkelch ist randgefüllt,
mit Honigseim, so süß und mild’,
in dessen Flut ich zu tauchen begehr’.

Du Blümlein wiegst im Winde Dich,
wie schäumende Meereswellen,
die Blätter winken mir gnädiglich,
sollt’ ich mich dazugesellen?

Doch ich weiß, dass ich nicht Deiner würdig,
ein and’res Geblüm ist Dir ebenbürdig,
ein and’res, das von höherem Gut,
in dessen Wurzeln feurige Glut.

Verzeih’, daß ich von niederem Stande,
ich kann nicht prunken mit prächt’gem Gewande,
auch Gut und Gold sind mir verwehrt,
und nur das Dürftigste wurd’ mir beschert.

Ich bin ein bescheid’nes Schattengewächs,
so ohne Prunk und Farbenklecks,
die Blätter sind verdorrt und karg,
sodass mein Antlitz ich verbarg,
als Du mir warfst ein Blick entgegen,
ich ward’ erröttet und verlegen.

Zwar ist meine Liebe rein und klar,
hart gestählt die Treue, fürwahr.

Doch was gilt’s,
wenn Du mir schillst,
Du edles Röslein auf der Heiden?

Der bitt’re Schmerz,
der umwolken würd’ mein Herz,
ich könnt’ ihn nicht erleiden,
wenn Du verlachest mein,
schmachvoller denn des Todes’ Pein.

Drum fass’ ich mich ans Herzelein
und wandle in die Fern’ allein,
muß Trost mir selbst nun spenden,

Den Lebenspfad, wohin er mag auch gehen,
muss ich mit Leidestränen säen,
wann wird mein Schicksal sich denn wenden?