Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

11 
 September 
 
2007

abgelegt in
Hexameter | Schach

 

Das Patt


 
Folgende Partie wurde auch von mir auf dem Freundschaftstag meines Schachvereins via Beamer dargestellt:

 

Liebe Schachgemeinde,
liebe Brüder und Schwestern im schachlichen Geiste,
liebe Bekannte, liebe Unbekannte, unserer Glaubensgemeinschaft
liebe noch Verbliebenen nach all so festlichem Mahle!

Vielleicht ist dem einen oder anderen unter uns dieses Werk bekannt?

 Das Standardwerk “Mein System” (Nimzowitsch) wird den Anwesenden gezeigt
…betretenes Schweigen

Es ist die Schachbibel schlechthin, in der die Lehren des Aaron Nimzowitsch’ zum königlichen Spiele dem Laienspieler sich offenbaren.
Das Werk stammt aus dem Jahre 1925 und wirkt daher in seiner Ausdrucksweise vielleicht ein wenig altbacken.

Doch aus diesem Buche möchte ich Euch gerne heute vorlesen.
Ich fühle mich nicht zu einem allein sprechenden Prediger berufen und so möchte ich mit Euch, liebe Gemeinde, gemeinsam zwei Partien betrachten.

Und zwar – zu Beginn- aus dem Buch

1. Brief des Nimzowitsch an die Gemeinde zu Steinsfurt

zu dem durchaus erhabenen Thema der Patt-Rettung, welche sich dem Auge durch folgendes Diagramm uns stellt.
Es sei gestattet, sich über mögliche Motive Gedanken zu machen.



 

Köstliches Märtyrium
[ freies Versmaß ]

 
Siehe, Bauer c6, wie das Glück Deiner Adelung hold Dir
winkt und lohnt die erduldete Schmach im Gefechte der Schlacht.
Walle Vasall und vollende den Lauf durch der Dame schützende Hand!

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9 
 September 
 
2007

abgelegt in
Hexameter

 

Wahrheit versiegelt auf ewig mein Mund und singe euch Phrasen.
Ja, ich hab euch getäuscht über Jahre hinweg!
Denn am entstohlenen Abbild ergötzt sich die Welt doch am meisten,
wie an Luzifers Schein möcht’ sie geblendet doch sein.

 
 
9 
 April 
 
2007


 

Wilhelm Tell - Apfelschuss

 
Bezugnehmend auf »Willhelm Tell«, 3. Aufzug, 3. Szene
Dialog zwischen Geßler (zu Pferd) und Tell


 
„Tell, nicht dein Leben verlang’ ich, allein nur den Schuss ich begehre
von des Meisters geübter Hand. Vor versammelter Menge
soll dein Talent sich uns zeigen, weil es mir so nur gefällt! “,
sprach des Tyrannen knechteverhöhnenden Mund mit des Kaisers
Allmacht und schmähte des Niederen Gnadengesuch mit Verachtung.

Gottlob, die Armbrust und Willen zugleich nun gespannt enteilt der
Pfeil der Senne und schicksalsgelenkt teilt er den Apfel entzwei.

Bürger des deutschen Volkes, so übe in diesem Geschicke
edelster Tat dich und spanne auch du deinen Geist beim
Schreiben der Steuererklärung, dass trefflicher Ausdruck gelingt und
Recht wiederfährt dir Gerechtem, das erst noch erkämpft werden muss.

Denn eben wie Geßler, so reitet die Bürokratie auf dem stolzen
Rosse daher und fordert im steuerrechtlichen Fache
peinlich genau Formulierung vom niederen Bürger.

Ob’s rechtens ist,
dass das einfache Volk durch derart’gen Vorgang
sein Recht auf Zahlung zuviel entrichteter Steuer
erst durch den Kunstgriff
deutscher Beamtensprache erwirkt?

Man fordert auch heute den Schuss noch!