23 Mai 2011 |
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Musenkind, wende den Blick, den enttäuschten, hinweg vom Gebilde
menschlichen Werkes: der heillosen Städte gar scheues Gewimmel,
aller Künste verwirktes Erlösungswerk an dem verirrten
Geiste des Menschen. Noch heute gelüstet es Adam nach Weisheit,
greift mit vermeintlichem Witz nach der göttlichen Allmacht. Nach Frieden
sehnend vermag ihn nichts zu besänftigen, rastlos in seinem Geschicke [1]Getriebe.
Strebe, zerriebene Seele, indes zur Heimstatt beseelter
Wesen, dem Bund lichter Sterne, bestürm’ sie, zur Feier geladen!
Was dir das Erdreich versagt, wird dorten mit Freuden gereicht.
Fußnoten
17 Februar 2011 |
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Die Kluft
zwischen Geist und Fleischwerdung
zwischen Theorie und Praxis
zwischen Konzeption und Umsetzung
In Anlehnung an das Thomas-Evangelium, Logion 113:
Logion 113
Seine Jünger sprachen zu ihm:
„Das Königreich, an welchem Tage wird es erscheinen?“
„Nicht im Erwarten wird es kommen!
Sie werden nicht sagen: Siehe, hier! Oder: Dort!
Vielmehr ist das Königreich des Vaters ausgebreitet über die Erde
und die Menschen sehen es nicht.“
Einst gebarest, Einst auch entzündetet ihr, ewiger Tröster Du, in der Weltnacht Dunkel ein Himmelsgestirn Wundernder Aufschau dem Volk den Gelehrten Herold deiner Niederkunft. So verkündete damals leuchtendes Sternengeleit dein irdisch Erscheinen des Geistes Fleischwerdung, und erfüllte der Alten still flammende Hoffnung, die aus Jesajas prophetischem Wort seit jeher sich speiste So erhob sich im Kreis seiner Jünger der Menschensohn und sprach: “Wahrlich, ich sage euch, kein weitres Mal stellt das Königreich Gottes sich einem menschlichen Aug‘ durch Himmelsgebaren euch dar und nimmer gewahrt eines Deuters forschender Blick die erneute Stätte göttlicher Wiederkunft. Gebt drum Obacht vor den Lehren der Weisen und schmäht ihrer Weissagung Kunst. Denn das Reich der Himmel, es thront nicht in Wolkenpalästen umsonst irret der suchende Blick im Sternengewirr des unendlichen Raums. Seht, Gottes Regentschaft ist ausgebreitet über der Erde Grund. Jedem wohnet das Göttliche inne, ist Heimstatt dem schaffenden Geist, ist Tempel des ewigen Baumeisters, Gottes wahres Heiligtum, Opferaltar des tätigen Worts und Offenbarung göttlichen Willens zugleich.”
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20 Januar 2011 |
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Köstlicher Losung zuteil, die mir oftmals verwehrt ward, nun heute
tröstlich gefallen, dem Haderer misslichen Erdenschicksales.
Mit dem mahnenden Schall der Glocke, die stille zur Andacht
rief, kreuzte zielstrebig ich des Schulhofs Gelände. Doch erkämpft war der
Vorstoß durchs muntere Menschengewimmel unzähliger
Scharen geschäft’ger Kollegen und lärmender Schüler, die tummelnd
mir, dem Entschloss’nen, hemmten den festen Schritt zum Direktor,
Herrn K., der bereits mich erhoffte zur nämlichen Stunde,
und offerierte den Prüfungstermin, mich in Bälde ereilend.
Donnerstag, 27.01.2011, 8.45 Uhr
Mag jener Tag mir Himmelssteige oder Abgrund sein?
Die Freude ruft nur ein Gott auf irdische Wangen! (Friedrich Schiller)
Mit freundlichem Federschwung
Ralphonsius Silentius,
der Stille im Erdenthal