Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

1 
 Januar 
 
2001


 

Wähne Dich, Erdensohn, glücklich auf irdisch wandelndem Kreise.
Himmelan gipfeln die strebenden Bauten schaffender Hände,
thronest erhaben mit heroischem Lächeln und teilest mit waltendem Zepter,
du Schattengebild göttlicher Ideen.

Doch der Windstoß des eisernen Vogels streift mich nicht Wunder
Gewiß, ohn’ Fehl,
des eitlen Menschen kühner Geist
erdreist sich göttermessend meist
von unbändigem Schaffensdrang befleißt
lüstern mit dem Allmächtigen zu rangen.

Zähmt des Blitzes energischen Strahl,
beschifft der Welten wogende Meere
in pechversiegelter Holzesschale,
trotzt mit metallischem Gefieder
der Schwerkraft klammerndem Mieder,
durchmißt in des Weltalls unendlicher Leere,
der Planeten Gestirne kreisender Bahn –
deutend der großen Natur göttlichen Plan.

Mag sich dem Erdenbürger alles neigen,
selbst die Götterscharen treulos mir entfliehn,
auf ewig bleibt mir eine Gottheit eigen,
die nimmer des Menschen Karren werde ziehn …

… gleich Merkur’s steifgeword’ner Nacken,
der in des Halfter’s Banden würgendem Zwange
unter des Kaufmann’s schindendem Joche stöhnt,
den fliehenden Fuß umwunden vom Kettenstrange.

Soll Ares des Samson’s Eselsbacken
dem Kriegstyrannen dienlich weihn,
von Fortuna geadelt zum Siege gekrönt,
und den eitlen Erdentöchtern Venus
mit liebestollem Zauberkuß
rosige Wangen angedeihn.

Soll Neptun doch mit stetem Regenguß
wehren dem dürrewütenden Versiegen
munt’rer Wiesenquellen
und Helios’ Lächeln brüdernd sich gesellen
zu Ceres, die güld’nen Ähren streichend zu wiegen.

Nur Chronos,
die zählende Gottheit der rädernden Zeit
trotzt unbeugsam vom Anbeginn der Ewigkeit
dem fleischgewordenen Koloß.

Er wälzt der schwindenden Jahre Mühlenstein
mit Stieres Lenden und ehernem Gebein.

Beugt sich nun der hochberoßte Allmachtswahn
des Erdenstaub Erschaffenen,
wankt nun der götterbezwungende Eisenkahn
durch Gletscher’s Zahne raffenden
kenternden Geschickes,
die kühne Hoffnung sinken ließ
in ewige Nacht den Stahlkoloß
begraben hieß,
gebändigt durch Poseidon’s Troß
verschlingend in die Pranken schloß.

… Doch mein immerdar ruhender Vaterblick
neiget tränend sich und wacht
über der Völker herrschenden Nacht
mit allwaltendem Erdengeschick.

 
 
29 
 Mai 
 
2000


 

Lyrisch ausgeschmückter bibelangelehnter Schöpfungsbericht
vermischt mit der griechisch-antiken Götterwelt
 
Der Wesenszug des vorliegenden Werkes
– mit reimender Einstreu –
befaßt sich mit dem “irdischen Regenten”
als treuhänderischen Verwalter
der Wunderwerke irdischer Gefilde,
dem Verlassen seiner vorbeschriebenen göttlichen Spur
durch Überschwang seiner charakterlichen Schattenseiten
und der Auskeimung seiner eigentlichen Menschwerdung.
 
Nur durch sanften Druck tragbarer Schicksalsschläge,
dem Welken seiner Jugendkräfte
und letztlich dem Gewahren seiner begrenzten Stärke
kommt der herrschsüchtige Mensch zur Besinnung
und fügt sich seinem göttlichen Plan.

 

 
Im Anfang der jungen Erdenzeit,
als fahler Sternenglanz des Himmelsgewölbes
noch mit matter Wange
in die ewigen Wasser des Weltenmeeres lächelte,
bedrang der Finsternis dichtgewebtes Nebelkleid
mit ewig herrschendem Nachtendunkel
des goldnen Sonnenballes hehren
und immerdar währenden Glanzes.

Bleiern senkte sich im Ätherreich
Hades Henkerskutte
und die grauen Schatten rühmten
sich krönend des eisreifbeblümten
selbstgeflichteten Siegeskranzes.

Doch auf den weiten Meeren
schaukelnder Silberwogen
erkühnte sich luftigen Lichtgewands
der Weltengeist, zum hühnenhaften Meistertanz.

Mit mächtigschlagenden Götterschwingen
vermochte er nun allein zu ringen
mit finst’ren Mächten aufbegehrenden Wütens,
dem tosend Wogenspiele höllischen Brütens.

Sein waltender Flügelschlag
beseelt
mit eines jungen Adlers gestählten Spanneskräften
lag
peitschend über der schäumenden Gicht.

Der Schwingen bezwingende Windesstärke
ließen scheu die Wassermassen türmend schwellen,
verdrängen, und gleich schneebegipfelter Berge
zu hohem Mauerwalle ragend prellen.

Und aus dem gähnenden Rachenschlund
der schwarzen, gebärenden Meerestiefe
erhob sich brausend geweckt,
rüsternd zum Streite nunmehr gereckt,
der Landesfeste trockner Erdengrund,
als wenn jene seit Ureszeiten im Meeresbusen schliefe.

Das Zucken der Blitze
gleich böllernder Pfeile enteilte,
verweilte hinforten nimmermehr.

Der Wolkengase erstickendes Gewand
entschwand
durch nebelklärenden Windeszug
lichtend den Blick zum Sternenheer.

Der graue Schauermantel zerschlug
sich so alsbald, entfloh
zerreißend, triumph-entmachtet weichend,
und Ich gebahr das Licht,
dem Schattenreiche ungemach.

Schied so des Nachtes düstre Schleiermacht
von Helios gleiser Lichterpracht,
und ein goldner Lichterstrom durchbrach
das pechdurchtränkte Wolkenkleid
mit
hauchendem Frühlingsglanze farbenfroh
den duftenden Wiesenflor bestreichend,
taufend des ersten Morgens gleisender Sonnenbahn.

Im Taumel süßen Lebenswahn
funkelte lichter Auen kristallgeperlter Morgenreif,
ragend
wölbte sich gebirgisches Gestreif
tragend
als marmorne Säulen himmlischer Wolkenbauten,
der heim’schen Stätte
engelgeschwungenem Harfenlauten.

Meiner Schöpferhände schaffendes Regen
senkte mit mütterlich waltender Zärte
und wuchsbedachtem Göttersegen
der Wälder Bäume
in den fruchtend’ Schoß der Erde.

Zum keimenden Lebensbunde
grub tränkend ich der Bäche verschlungene Pfade,
vom felsrinnenden Quell bis zum entlegenen Gestade.

Gebot mit allmachtsprechendem Herrschermunde,
daß die ewigen Wasser unter verwaistem Erdenhimmel
sich füllen mögen mit allerlei tierischem Gewimmel.

Der Vögel süße Sängerschar, im Flugesrausch
gleich den lüftestreifenden Blütenpollen,
mit Hymnengesang umkränzen sollen
den weißen Wolkenflausch,
als gefiederte Wächter meiner Himmelspforte.

Auf des Forsten Gründen verschwiegenem Musenorte,
in des tiefen Haines verstohlenem Tannenreiche
soll abendlich am seichten Ufer stillen Waldesteiche,
sich widerspiegeln des Firmamentes Sterngebild’,
erquickend sich laben das dürstende Wild.

Denn das stimmt mich Göttervater frohgemut,
wiegt edles Sorgen mir mit Wohlbehagen,
wenn im Nachtgefilde, ledig entschlagen
von des lasterhaften Tages drückender Schmach,
eingehüllt in der süßen Stille Schlafgemach,
Frieden in der Waldbewohner Herzen ruht.

„Und da mein Werk mich freudig stimmt”,
wähnt’ ich im schwärmend Busen insgeheim
im Antlitz dieses wunderlichen Schein,
„sei zum Zeichen
ewigwährenden Freundschaftsbundes
über der reichen
Gebirge gähnenden Schlundes
der Iris farbenschillernder Steg gekrümmt.”

Daß nimmer wankt auf grünendem Erdenrund
des Paradieses Frieden fester Säulengrund
sprach ich zur treu umringten Götterschar:

„Lasset uns gebührend unsres Wesens Ebenbild,
den Menschen erschaffen,
reich an Güt’ und tätger Mild’,
ihn entsenden
als irdischen Regenten,
an götterstatt verwaltend dieses Erdengut,
des Garten Eden’s Blütenglanz bewahr’,
befehlend’ seiner Gnadenhut,
seinen heilsamen Händen,
den Weltenlauf zum besten zu wenden.

Drum herbeigeschafft die grobe Erdenmasse,
aus des Lehmes feuchter Grube,
daß in des Himmelstöpfers geschäftiger Stube,
sie alsbald edle Menschenzüge fasse:

Geduldiges Schöpfertreiben
mühseligen Modellierens
lehmklumpenen Teiges auf karusellierender Scheibe

Umkosendes Händegleiten
küssenden Fingerpolierens
rücken Auswuchtungen zärtlich zu Leibe,
daß aus plumper Erdenscholle
mit Feingefühl die rundungsvolle
venusschlanke Vase rankt,
und tongebrannt
im gepinselten Schmuckgewand
hinter bergender Vitrine
strotzend als brustgeschwellter Hüne
des Töpfers Werke glas-palästern prangt.

Doch was nutzet
dem prunkenden Gefäß
edle Linien bescherter Prachteshülle,
wenn kärglich gestutzet
dem Törichten gemäß
es mangelt an gelehrter Geistesfülle.

Denn was gebieren
die Seufzer rührender Wohlgestalt,
des bloßen Scheines erfreuender Augenzierde?

Nimmer erspüren
sie weise mit führender Gewalt
den goldnen Pfad
auf des Lebens grausender Führte.

‘s ist stets die innwendige Kraft,
die äußren Zierrat beschönend strafft.

Erst der Rose grünender Lebenssaft
läßt den Knospenriegel brechen,
der Blume Prachtgewand entfächen.

Drum ward
an Geistvermögen ausgespart
geblasener Lebensodem eingeströmt,
daß gepaart
die redlich sinnende Göttertracht
mit wohlgelungener Fleischespracht
ergießend ins menschliche Gemüte,
sprießend die ersehnte Geistesblüte
treiben werde, eins in eins vermengt,
des Gesetzes Tafeln ins Herze gesenkt.

Gewiß, nun darf mein befriedet Auge weidend schauen
sonnend sich im Spiegelglanze baden,
der stolzen Summe reicher Schöpfertaten:

“Beglücket mit heller Stimme auf blühenden Auen
tummelt sich das spielende Menschengevölk
unter dem Schirme heiterem Himmelsgewölk.

Friedgesinntes Menschenwogen
unsträflicher Erdentracht
scharend unterm Regenbogen
götterwollender Friedensmacht.

Denn nichts erringt
mehr die Gunst meiner lächelnden Wangen
als freudbeschwingt
des Eintracht’s Banner flatterndes Prangen.

Ja, nur dort möcht’ frei ich mich geben,
laß freudig mich zum Feste laden,
wo mit geduldigem Liebesfaden
tugendhaft geläutertes Gedankenweben
die weise Friedensfahne knüpft.”

Doch jäh entschlüpft
des Menschen gierender Neid
aus des Freundesbruder entstellter Larve.

Der Wolfspelz gibt
sich nunmehr ungetrübt
nach abgelegtem Maskenkleid
dem friedgesinnten Schafe
zähnefletschend kund,
zerrissen ist der Liebe heiliger Bund!

Fürwahr, ganz unbestritten,
des Adams eitler Sohn,
einst vollendend meiner Schöpferhand entglitten
und nun auf krummen Wegen wandelnd,
entsagt mir den gebührend Lohn.

Eigendünkend stets handelnd
frönt des Mundes verliehener Stimme,
derbem, prassendem Freudensinne
und straft mich neckend’ Hohn.

Er wähnet sich im Schoße der Natur gewogen,
nährend an ihrer Mutterbrust gezogen,
als Knäuel flüchtigen Urknalls,
launischer Willkür schlichten Zufalls.

Belächelt so die gottgewirkte Formgestalt,
verschmähet die göttliche Gewalt,
hebt
seiner selbst sich auf olympischen Himmelsthron,
strebt
äugend neidisch nach des Hauptes zierender Lorbeerkron’.

Denn ein jeglich Erdenkind
von jugendlichem Trieb gesinnt
erdünkt
betörend sich den eig’nen Lebenspfad,
wehrend gesträubet der Götter weisen Rat,
und winkt
– nunmehr flügge –
dem irdischen Glücke,
mit überschwenglichem Freudverzehr.

Entreißt
sich meinem führenden Geleit.

Preist
stolzen Haupts erhoben, zu meinem Erzür’n,
in des Leben’s wirrem Streite,
mit seines Schwertes’ schwirrender Schneide
tollkühn selbst die Fährte zu erspür’n,
und begehrt
das übermächtig aufwartend’ Heer
kampfbesohlet zu durchpflügen.
Ihm sei’s gewährt!

Soll er sich darin rühmlich üben,
ich will ihm nicht den Eifer trüben
in seines Schöpfergeistes hohen Flügen,
der Welten Maschinerie
mit allwissendem Genie
zu ergründen,
die verschollene Wahrheit
an Hippokrenes tiefentsunkener Stelle
weise mit Forscherdrang beseelt zu finden.

Indes erblindend für der Schwachen Kummerleid,
gebiert er Zwietracht, blutzollenden Gram,
schürt des Krieges wüsten Städtebrand,
zerreißt des Menschen eingebüßtes Freundschaftsband
und zu allem überquollenen Wahn
möcht’ der sinnend’ Göttergleiche
sich seiner erhab’nen Gottheit nah’n:
Stein auf Stein türmend geschichtet
des Babel’s Bauwerk stürmend errichtet
trachtend’ ins heim’sche Wolkenreich mir steigen…

Drum sah ich mich spähend
dem regen Menschentreiben
zur Erde niederlassen neigen:

Der Sklaven Gesichter Totenbleiche
schrie flehend
der Peiniger Stachel tief ins Fleisch gerammt
zur höher’n Himmelsmacht,
zerbersten ihrer Ketten Schmacht,

Wo einst die Herzen loderten, freudentflammt
glimmt nur noch aschebedeckte Flimmerglut.

In der Knechtschaft matternder Höllenbrut
aufgezwungener Bürde,
erstarrt das brodelnde Streiterblut
jeglicher Aufbegierde.

Aufgeduns’nes Fleisch
quellt darbend wundend
aus lumpenhaft, zerschliessenen Kleidern
narbend geschundend entstellt
durch den geiselnden Peitschenhieb,
zerrieb
die schmachtenden Menschleiber,
hilflos erlegen
dem reißenden Fegen.

Und die stöhnende Last aus brennender Kehl’,
als auch der Knechte Schinder rauhes Gegröhl’,
grausend in das lauschend Ohr mir drangen
gab Schreckenskunde vom menschlichen Unterfangen.

Gewiß, ohn’ Fehl,
des eitlen Menschen kühner Geist
erdreist sich göttermessend meist
von unbändigem Schaffensdrang befleißt
lüstern mit dem Allmächtigen zu rangen.

Zähmt des Blitzes energischen Strahl,
beschifft der Welten wogende Meere
in pechversiegelter Holzesschale,
trotzt mit metallischem Gefieder
der Schwerkraft klammerndem Mieder,
durchmißt in des Weltalls unendlicher Leere,
der Planeten Gestirne kreisender Bahn –
deutend der großen Natur göttlichen Plan.

Und des Menschen versklavender Geist,
jedwedes in seine Ketten weist.

Was sich nicht beugt, nicht erweicht,
wird tilgend zerstieben
zu Erdenstaube wieder zerrieben.

Wer hingegen Ämter sich erschleicht,
dem fächelt des Ruhmes’ Palmenzweige
goldbehangen beugend zur Neige.

Als glühender Redephantast
mit Geistergüssen ohne Rast,
schwenkt
er behende das Themenruder,
lenkt
des Pfeiles vorbeschrieb’ne Bahn im Fluge,
prägt wörterhagelnd den Gesinnungsbruder,
wendet elegantes Wortmanöver mit Luge.

Kunsterprobter Silbendompteur,
hochgelobter Gedankenjongleur,
Wörterprise läßt das Fade munden,
Satzgeschosse wuchten klaffende Wunden,
seitenfüllendes Wortgestriegel,
büchertürmende Schwafelhügel.

Der Falschheit blendendes Machwerk
bedient sich prunken Festgewandes,
Verpackungshülle mit rosaroter Schleifchenzier,
ein wankendes Lügengebäude aufpolierten Fassadenglanzes,
Schandgesänge auf wohltemperiertem Klavier –
des Menschenkindes mich reuender Manier.

Die Mächte sind ihm wohl beschieden
zu stiften erdumspannten Frieden.

Doch es schreckt
wer einmal von der weiblich’ Mild’ geschmeckt,
der großen Hure Babylon,
nicht vor des Kaines Brudermord.
Besuhlt, vom reinen Blute schandbefleckt,
treibt ihn die Habgier immerfort
nach des Frevels feilen Lohn,
speiend auf des Bruders zarte Bande.

Erhofft sich derweil im Verbrüdern
vetternd mit lauen Gesetzeshütern
die Gunst des Rechtes zu erhaschen.

Posiert im blutserkauften Fürstengewande
auf Bällen, gebührlich dem gestiegenen Stande,
frönt mit überschwenglicher Seligkeit
kulinarischer Vergnüglichkeit,
schwillt mit fremdem Gut
die eig’nen Taschen.

Füllt mit eifernder Glut
die berstenden Kammern
häufender Habe,
ersäuft der Seele sorgendes Jammern
im Goldstrom erquicklichem Bade.

Mag sich dem Erdenbürger alles neigen,
selbst die Götterscharen treulos mir entfliehn,
auf ewig bleibt mir eine Gottheit eigen,
die nimmer des Menschen Karren werde ziehn…

… gleich Merkur’s steifgeword’ner Nacken,
der in des Halfter’s Banden würgendem Zwange
unter des Kaufmann’s schindendem Joche stöhnt,
den fliehenden Fuß umwunden vom Kettenstrange.

Soll Ares des Samson’s Eselsbacken
dem Kriegstyrannen dienlich weihn,
von Fortuna geadelt zum Siege gekrönt,
und den eitlen Erdentöchtern Venus
mit liebestollem Zauberkuß
rosige Wangen angedeihn.

Soll Neptun doch mit stetem Regenguß
wehren dem dürrewütenden Versiegen
munt’rer Wiesenquellen
und Helios’ Lächeln brüdernd sich gesellen
zu Ceres, die güld’nen Ähren streichend zu wiegen.

Nur Chronos,
die zählende Gottheit der rädernden Zeit
trotzt unbeugsam vom Anbeginn der Ewigkeit
dem fleischgewordenen Koloß.

Er wälzt der schwindenden Jahre Mühlenstein
mit Stieres Lenden und ehernem Gebein.

Des Menschen
mühende Kunst,
des grünenden Lenzen
verblühender Dunst
wird ein Raub der flüchtigen Sonnenstunden
des Leben’s Zeiger’s huschende Runden
läßt unverhofft den Jugendhaine nächten.

Den unbezwung’nen Siegermächten
fällt’s anheim,
zerrinnend schmächten,
verblasset ist des Ruhmes’ eitler Schein.

Hochbetaget nunmehr,
der Mensch, waffenstill ergeben,
wirft er Falten von Gedankenstreben,
schüttes Haar statt junggelockt,
rauher Atem entfleuchend stockt,
knochenmürbe, sehnenschlaff,
Gedankensprünge tälerklaff,
Ideenspalten immer währt,
in sich fäusteballend nun gekehrt,
am Tage besonnen lachend,
nächtlich fiebernd wachend,
Herzensgruft ist eingemodert,
letztes Flammen schon verlodert,
eingemottet,
die besockelten, ehernen Ideale
gestürzt in den Orkus mit hebelndem Stahle,
wurmzerrottet,
die einst so erhabenen Ziele
durch des Lebensneige faulender Schwüle,
vereisend
vor sibirischer Mimik-Kühle.

Zerreißend
sich selbst vor Tugendtreue
spielert er als standhafter Leue
seines Stolzes beschöntes Trauerklagen.

Mit waltender Scheue
verbirgt er beträntes Wirmpernschlagen
des Kummerschmerzes
tränenden Erzes
wie Steineschmettern,
hagelndes Wettern,
schicksalserschüttert,
alsbald von Schauergedanken verwittert,
von einprallenden Alben rings umgittert,
ausgelaugt,
sinnberaubt,
im stillen Gemüte
ausbleibender Blüte.

Dem kargen Herzen entsprungene Gedanken
beflügelt durch der Seele Hauch,
belebt zum Mund empor sich ranken,
doch vergehen wie Schall und Rauch…

Gedankenflaut ergraut
schaut
zagenden Blickes erloschener Schein
in vorgehalt’nen Händen tief eingegraben
bergend eingegattert,
wie beim stürzenden Anflug gierender Raben
angstbeflattert,
vom Spottgehagel überschattet,
totgeschwiegen schon bestattet,
und doch vom Hoffnungsschwärmen leis’ begattet
wähnend sich im Bann vergänglicher Pein.

Tränend sät man letzten Perlenwein
auf den abgedroschenen Blumenhain
zarter Rosenworte,
gediehen im dämmerlichen Dunst,
gepflückt im Morgentau
beseelter Redekunst,
zerkauert hinter aufgewallten Denkerfalten
schauert das grümbelnde Hirnesspalten.

Und fern den milden Jugendgefilden
bergendem Friedenshorte
wankt bröselnd der wilden
Gedanken ranker Säulenbau.

Sehnsuchtsschwelgend,
ummauert von entfremdeter Natur,
fern der moosbedeckten freien Flur,
mit sich selbst im Widerstreite bälgend.

Was soll des Menschen geziertes Wortgebären,
der sprudelnde Geisterguß,
schmeichelndes Betören,
wenn der Seele stummer Schrei muß
doch verhallen,
denn die bescheidene Lebensspanne,
zeitlich ihm gesetzt,
schmälert augenscheinlich sich im Banne,
vom ersten erhaschten Augenstrahl
bis zum erdgeweiheten Gesärg’,
hinabgesenkt ins finstere Todestal,
flieht das angehäufte Lebenswerk.

Nichts bestehet,
alles verwehet,
sodaß der Finger brüchiger Krallen,
vom Lebenskampfe abgewetzt
sich hadernd gen Himmel fäustern ballen
und trotz nagendem Verdruß
des Menschen rebellischer Geist,
knochendürr und kräfteverwaist,
die Waffen entrüstet strecken muß.

Einst in jugendlichen Tagen
ragten noch gedankenerschlagen
aufgedunsene, stiere Augenpaare
ins klippige, wimmelnde Gedankenwogen
der aufgepeitschten See reger Geisteskraft.

Und doch:
Dies süße Joch
sich tümmelnder Ideen
muß aschegleich einst doch verweh’n.

Denn selbst auf blütengeschmückter Leichenbahre
wirkt alsbald der rauschend Pollenduft verflogen
des Tandes Prunk darf nunmehr hingerafft
sich keines Glanzes preisen.

Dem hochbetagten Weisen
vermodert
allzu rasch nach seines Leichenschmauses Freßgelag’
das madenbestürmte Hirn und Faulgedärme.

Und verlodert
flugs sodann des flammenden Geistes feuriger Zungenschlag
verrauchend in den Nebelschwaden erstickendem Weltenlärme,
so stiftet feierlich man ewiges Gedenken,
ein fühlend’ Herz als letzte Gruft.

Ein Leichenzug rebenpraller Menschenmenge,
Leib an Leib geriebenes Gedränge,
schwarzgetünchte Trauerschleier,
feuchte purpurne Kinderwangen,
leidgekrümmtes Zukunftsbange,
freuderloschenes Blickesenken
stummversiegeltes Gedenken…
… Stille wie am abendlichen Weiher.

Leichtverstimmte Leier
mißglückter Blechgeklänge,
matt geflüsterter Trostgesänge,
letzte kunstgehauchte Lobesworte,
Satzgehäkel aus “Retorte”,
Gestenlug am heiligen Friedhofsorte.

‘s sind heuchelnde morsche Wortbaracken,
mit falschem Freundeslächeln befracken
sie der Lüge Lumpenwerk,
denn die hehren Gesten vermeintlicher Genossen
tagen sich nunmehr als hohle Possen.

Mit Wortgeschwulst und mimischem Verrenken,
schwängert man die weihraucherfüllte Luft:

“Hier liegt er danieder,
umschmiegt von dem Flieder
auf dem dornenumwobenen Rosenbette,
seiner zerstobenen Hülle letzter Ruhestätte…”

Der sel’gen Kindheit unbeschwerter Sonnenschein
wich zerflossen
des Leben’s Drangsal grauem Gewölk,
der Grabrede Streifzug durch begrünten Lebenshain
wird tränenbegossen
vom umringten Trauergevölk.

Was nützet der Reichtümer strebendes Ringen?
Des Ruhmes Lobgesänge doch verklingen.
Das blumenbekränzte Holzgesärg’
schmiegt sich als schmuckbestückte Eichentruhe
in des kalten Erdenschoßes letzte Ruhe.

Hämmerndes Glockenschauern
beim schleppenden Leichenzug bleibemäntelter Blicke,
nächtigendes Erdbrockenvermauern
beim Schaufelschwung des Totengräber’s mühseligem Gebücke.

Wann gelingt
des Menschen großer Wurf,
zähmend den inwendigen
fleischen Hund feind’scher Natur zu bändigen.

Wann winkt
des Goldes’ Sieben lohnender Schurf
im trüben Strom vergänglicher Künste
zerbröselnder Werke,
der reißenden Schwemme flüchtiger Gedünste
eitler Menschenstärke.

Gebiert des Zufalls lenkenden Geschicks
Schößlinge rechtschaffenden Erdenglücks?

Wie feuchtes Kalkgesteine stetig tropft
zum Stalagmiten wachsend pfropft,
Naturgebilde reifend rankt,
ist’s der Jahrhunderte belehrende Zeit,
des klärenden Wandels beharrliches Geleit,
daß des Edelsinnes friedewaltender Krone
sänftigend auf dem Haupt vom Erdensohne
einst zu höher’m Glanz erlangt?

Mitnichten,
nimmer wird die pechbehang’ne Weltennacht sich lichten,
wird sich der Morgendämm’rung Glutmeer tagend sichten.

Ich, der allwaltende Zeus, nur
mit Chronos’ stiftender Beharrlichkeit,
(nach ausgesöhntem Widerstreit)
erspähen die verlassene Spur
gelebter Menschlichkeit.

Die Bürde schwerer Alltagslast
dem keuchenden Mühen ohne Rast
als Preisgeld irdischer Glückseligkeit
soll dem Erdenkind den Fruchtgenuß vergällen.

Des Mammon’s bitt’re Freudequellen
veröden einst zu seichten Stellen
und führen doch nur salz’ge Flut,
dürftig des Leben’s Durst befriedet zu stillen,
und schmachtend in der Sehnsucht Glut
unvermögend das Salbhorn anzufüllen
strömend bis an den höchsten Silberrand.

Sie dienen
der Raffgier tilgendem Steppenbrand
als Aschegrab der gold’nen Ideale
und striemen
frevelnd wüste Schandesmale
ins unbefleckte Kindsgemüte,
der Wahrheit rosiger Geistesblüte
mit verderblichem Peitschenhiebe
entweihend den bergenden Knospentriebe,
der kindlichen Seele heiligem Grale
( den Blumenkelch betreffend ).

Stets war’s der Mammon, der herzvergiftet
mit prallen Segensgaben reizbedüftet
des Judas treuen Busen matten ließ,
und besuhlend das friedgesinnte Wappenschild,
des werten Freundes zugeneigtes Büstenbild
vom hohen Marmorsockel feindisch stieß.

Die leicht verflogenen
Treueschwüre sanglos verklangen
auf geheuchelt liebkosten Wangen
des treu Gewogenen,
einst goldbesticket zierend
das enggeknüpfte Freundschaftsband,
und federführend
rückt die eisige Krallenhand
mit tugendraubender Haschnatur
in die ewiggrünende Herzensflur.

Des blendenden Geldes engmaschiger Mörderfangen
erlag die erkaufte Söldnerseele,
des wendigen Busens reuendem Drangen
zermürbe brustbeschweret und befehle
sich nach inwendigem Rangen
ästebaumelnd dem Galgenhangen.

Weh’ dem, dess’ redlich’ Trachten, feilbeweget,
in düst’rer Seele Missetaten hegend
sich wider Freundes Haupt erhebet.

Der grüßende Händereich, von Liebesmacht geführet,
nunmehr mit zuckender Begierde regend
des Schwertes Schaft ergreifend rühret.

Wer Zwietracht speiend sät,
des rohen Haders treibenden Keil
erlanget nimmer des Herzensbundes köstliches Heil.

Wer Freunderblassen späht,
dem drohet des Henker’s waltendes Beil,
sei durch dieselbige Kraft
sühnefordernd dahingerafft.

Oh, soll des heiligen Krieges malmender Rachezahn
der Kreuzritter unauslöschlicher Glaubenswahn
an Gütern gemästet
vom Ruhmeifer verpestet
der tobende Kriegergeist sinkend ermatten
gleich ihrer Orden liturgischer Gesänge.

Soll dem harnischgeschmückten Feldtitan
in siechend drückender Heeresschlacht
die aufgemachte Feindesmacht
durch schwertgewirkten Freundverlust
die schmerzdurchdrung’ne Patriotenbrust
trauergedämpfet prellen,
daß ihm die Tränenbäche quellen.

Des Sieges triumphales Geklänge
verhallt bei Rückkehr aus dem Feld der Ehre,
wenn Vaterhände gramgehemmet
ihre schlachterlegene Blühgeburt bestatten,
von Mütteraugen tränenbeschwemmet
sich der bleierne Lidschlag leidensschwere
senkt, und flucht mit blutergrelltem Tränenblick
des rauhen Krieges brechendem Genick,
hadernd mit des Himmel’s grausem Geschick.

Und selbst des Gottesvolkes klagender Schalmei
wogt gleich nächtlich lautendem Kauzengeschrei
durchs geistige Gefilde einst blühender Tempelstätte
raunt dumpfen Halles durch verlassene Ruinen.

Das Schreckgebild totenbleicher Mienen
besiegter, speerdurchbohrter Hünen
gibt schaudernd Botenschau
vom eingerissenen Mauerbau
jerusalemschen Festungswalls, feindergrimmt
vom angerückten Kriegervolk umdämmert,
das lüstern nach Erob’rung sinnt,
und mit glühender Eisenkette
Jehova’s abtrünniges Sorgenkind
zum Gefangenenchore schmiedend hämmert.

Des Elends kalte Gitterstäbe,
die Gott erduldete Erdennot,
sind ihm belehrende Schmiege-Eisen,
des Kummertrankes bitt’rer Rebe,
das müßig gebrochene Abendbrot
nunmehr hungerzehrend karges Speisen.

Stocksteifen Trittes
kettenschleifenden Schrittes
wankt der Gefangenen sonst leichtbeschwingter Fuß,
leidgehemmt.

Der leere,
tränenschwere
Blick, er stemmt,
rankt himmelan, entsendend letzten Heimatgruß,
steigt entgeistert sorgenbleich
zum grauverschleierten Ätherreich
verwaister, schwarzbetuchter Himmelslüfte

Des Häuserschuttes malmender Grüfte
birgt der Menschenopfer rohes Fleisch,
läßt die von weit gespähten Krähenschwärme
überflatternd die aufgequoll’nen Gedärme
harrend kreisen, im gierenden Geierflug,
bis der Verbannten schleppender Zug
vom Geiselwüten schmerzgebücket
allmählich in die Fern’ entrücket.

Wo weilet nun
der pilgernden Freude pochende Gast
flehend um obdachgewährende Rast?

Die beraubten Truh’n
der heiligen Stätte mattigen Gefildes
der Heimat malerischen Prachtgebildes
schallen stummes Friedhofslauten,
und die schwelen Trümmerbauten
entweiht durch feind’sche Frevelhand
zeugen noch vom Schwefelbrand…

… Doch mein immerdar ruhender Vaterblick
neiget tränend sich und wacht
über der Völker herrschende Nacht
mit allwaltendem Erdengeschick.

Beugt sich nun der hochberoßte Allmachtswahn
des Erdenstaub Erschaffenen,
wankt nun der götterbezwungende Eisenkahn
durch Gletscher’s Zahne raffenden
kenternden Geschickes,
die kühne Hoffnung sinken ließ
in ewige Nacht den Stahlkoloß
begraben hieß,
gebändigt durch Poseidon’s Troß
verschlingend in die Pranken schloß.

Des Galgenstrickes
würgender Gesinnung
war stets des Menschen eigenes Geflicht,
das mit Olympes frevelnder Erringung
niederstürzend das Genick ihm bricht.

Fürwahr, nie und nimmer,
war es meines Sinnens
richtend Trachten,
in des Krieges aschenden Getrümmern
den klaren, freudentfachten
Sonnenblick silbernem Schimmern
stillen Bergsees wogendem Flimmern
durch schicksalgraues Strafgewölk zu trüben,
mit bleiern lastendem Drängerblicke
das morgenfrische Augenlächeln zu zerstieben.

Doch um seiner Feindnatur Besinnens
ermangelnd an göttergewirktem Willen
soll das stolze Herz ihm leidgenähret schwillen.

Sein Herrschersinn soll niederstreckend ihm entfahren,
der nüchterne Sternenblick weckend ihm gewahren,
daß er, der Götterringende, denkt,
Helios Falkenauge indes, das Allesspähende,
sich zu den Erdenkindern senkt
und dessen Flügelwind, der allerorts wehende,
als weiser Wagenlenker in des rauhen Leben’s Brausgewirr’
mit Liebeszügeln das reichgespannte Saumgeschirr
zum rühmlichen Wohlgeschicke sachte schwenkt.

Meiner Quellen erquickliches Verheißen
allein den Lebensdurstigen labend tränkt,
meines Mammon’s himmlisches Speisen
der schmachtendenden Seele Stärkung schenkt.

Fortuna-beseelt,
wes Stammeswurzeln getränkt am himmlischen Tiber,
umspült von paradiesischer Flut,

kraftgestählt
vom ambrosischem Trunk euphorischem Fieber
lippenbenetzt mit heroischen Mut
ergipfelt er wahre Wunderwerke menschlichen Schaffens
fern des Wollustfrönens, des Mammon’s gierigen Raffens,
in der Völker einträchtigem Brüderreigen
wird wahre Schöpfung sich erzeigen,
dort windet mit goldenem Weben
der Götter olympische Brise.

Es grün(d)et des Ölbaum’s zartes Gesprieße
allein in Eden’s Schoße verwirktem Gnadengut.

Und lastet auch der Sonne Dach mit schwülem Äther,
Helios Pfeile müssen prallen, jedweder
Sprößling im Himmelwärtsstreben
ersehnet sich des Sonnenballes treibende Glut.

Nur sie vermag dem Erdenwuchs rankende Künste zu verleih’n,
läßt stolzen Prachtentfalt herrlich ihm erst angedeih’n.

Schönwuchs verlangt der Sonne drückender Schmach!
Wer einst will prunken mit kühlen Blättergemach
zehrt zuvor auf lichtgeschwellter Sonnenflur,
erpicht mit fühlendem Wurzelgeflecht
von Minderwuchs an Kräften geschwächt
der Quellenströme verlaufende Spur.

Drum sei der Völker grämendes Sorgentroß
gerufen auf Hephaistos’ ausgeharretem Amboß,
um schmiedend mit geduldigem Hammerführen,
unabläßlich verzehrendem Kohleschüren
flimmernder, schmelztigelnder Höllenbrut
zu zermerzen mit läuternder Liebesglut
des spröden Eisens berstender Güte.

Und makeltilgend donnert schwingend
mit unerbärmlich waltender Wüte
und dumpfem Getöses bebend erklingend
wuchtig der thor’nerne Schmiedehammer.

Der angereicherte Erdenjammer
entweicht als flüchtende Feuerfunken,
entfällt wie müßigentschliffener Hobelspan.
“Die Feindnatur soll sprühend ihm entfahren,
den Edelsinn will schonend ich bewahren”.

Das Schmiedewerk im Wasserbade abgeschreckt,
darf nunmehr zum eheren Riesen aufgereckt
metallisch blendend prunken –
einst als wütenden Lanzenspieß, sinnverfehlt,
nun zum friede-entbietenden Zepter gottgestählt,
sich als Reichsstab prächtiger gewahr’n.

Und erst des glatten Edelschliffes geschmeidigen Zuges
verleiht auf ruhendem Teiche geworfenem Kieselgestein
gefiederte Sprungnatur mit andächtigem Schein
gleichsam des Reihers aufschwingenden Fluges.

Entschwebend
den silbernen Wogen
himmelstrebend
zum ätherblauen Horizont entflogen
küßt füßern den Teich mit kräuselnder Weise
und ziehet weite Segenskreise.

Erst wenn Helios Sonnendache läuternd weilt,
Themis’ erstumpfte Schneide richtend wieder teilt,
ihrer Waagesschalen pendelndes Recht
vollends unverfälschet ausgelot’
sich am Schuldbelad’nen sühnend rächt,
dann entflammt des Eden’s dämmerndes Morgenrot.

Wenn alle Weltenenden fest verbrüdert,
so sei der gottgesinnte Erdensohne
gebührlich seinem irdischen Lohne
von Pegasus entrückend unterfiedert,
der auf höchster Himmelsstufe
flügelschwingend harrt,
zügelbezwingend scharrt
die glühenden Wirbelhufe
indes am gold’nen Sternentore blankgewetzt,
ladend ins gleisend’ Sonnenreiche mir versetzt.

 
 
5 
 August 
 
1998


 

Übersetzung von Jessica Biedermanns Prosa-Gedicht am 5. August 1998

Dein schmelzendes Lachen,
das auf Deinem roterglühten Wangen liegt,
und mich im höchsten Musentraume wiegt,
bringt meine fast verglomm’ne Herzglut zum Entfachen.

Mein stetes Geleit, gemeinsam Siege zu erringen,
läßt mich vor Wonne in tausend Scherben selig zerspringen.

Du gleichest nicht dem Troß der faden Alltagsmasse,
und das erhebt Dich auf den Thron besond’rer Klasse.

In Deinem Freudentaumel sonn’ ich mich mit ( verzehrender ) Schwelgerei,
und rührst selbst stöhnend im faden Alltagsbrei.

Fürwahr, Dein Königreich erstrecke sich in meinem Herzen,
fern sei mir, Dich von meinen Herzenstafeln auszumerzen.