Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

17 
 September 
 
2010

abgelegt in
Gedankenschau

 

Genauso wie es nicht den freien Willen an sich gibt, sondern nur die Auswahlfreiheit zwischen vorgegebenen(!) (Lebensform-)Alternativen, so gibt es vermutlich auch kein selbstbestimmtes Leben, sowohl im als auch außerhalb des Klosters.
Die Struktur wird immer stückweit vorgegeben, der Mensch wurde und wird immer gelenkt, doch dank kognitiver Umbewertung deuten wir das als “eigene Freiheit”.

 
 
22 
 April 
 
2010


 

Anfänglich war es nur eine nie abreißende, festverschmiedete Eisenkette von Seminaren und Vorlesungen, in denen -seiner uneingeschränkten Regentschaft bewusst- das nüchtern gesprochene Wort den Sammlungsort akademischer Geister durchwallte, doch wenig Widerhall erfuhr.

Die im Worte verdichteten Bilder, die täglich auf mich einstürmten, waren sie Himmelssteige oder Abgrund mir?
Waren sie Geliebte oder Hure meines Geistes?

Lag es nun an mir, jenen Bildern sprachlicher Hülle mit menschlicher Regung zu füllen, Seele zu verleih’n, durch tät’gen Fleiß dem Reich der Ideen zu entreißen und ihnen ihr angestammtes Recht auf irdische Beheimatung zu gewähren?

 
 
21 
 Dezember 
 
2009

abgelegt in
Gedankenschau

 

Wer Beethoven liebt, muss auch seine taubheitsbedingten Wutanfälle erdulden.

Wer den extravaganten Spielstil von Bobby Fischers als Ausdruck seines Charakters bewundert, sollte sich stückweit auch nicht über seine exzentrischen Wesenszüge ärgern.

Wer seinen Hund liebt, muss auch seine Flöhe lieben.

Thematisch passt dazu vielleicht eine kleine Sammlung von Weisheiten, die mir eine Freundin zusandte.
Sie erinnern mich vom Tonfall und der Zielsetzung doch sehr an die Seligpreisungen Jesu.

 
 
Ich danke allen, die meine Träume belächelt haben,
denn sie haben meine Phantasie beflügelt.

Ich danke allen, die mich in ihr Schema pressen wollten,
denn sie haben mich den Wert der Freiheit gelehrt.

Ich danke allen, die mich belogen haben,
denn sie haben mir die Kraft der Wahrheit gezeigt.

Ich danke allen, die nicht an mich geglaubt haben,
denn sie haben mir zugemutet, Berge zu versetzen.

Ich danke allen, die mich abgeschrieben haben,
denn sie haben meinen Mut geweckt.

Ich danke allen, die mich verraten und missbraucht haben,
denn sie haben mich wachsam werden lassen.