Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

1 
 Mai 
 
2008

abgelegt in
Gedankenschau

 

Dichtung – Gottesdienst und Appell

Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen.
Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch?
Damit es uns glücklich macht, wie Du schreibst?
Mein Gott, glücklich wären wir eben auch, wenn wir keine Bücher hätten, und solche Bücher, die uns glücklich machen, könnten wir zur Not selber schreiben.
Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wenn wir in Wälder verstoßen würden, von allen Menschen weg, wie ein Selbstmord.
Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.
Das glaube ich.

Franz Kafka (Briefe 1900 – 1912)

Hölderlin zu Susette Gontard.
[…] Sie haben nur getan, was tausend andere auch tun.
Sie benutzen die Kunst, um sich zu zerstreuen. Und aus dem Grund, spielt man Spiele: um sich zu zerstreuen. Menschen wie Ihnen bedeutet die Poesie nichts. Garnichts.
Susette Gontard.
Das ist nicht wahr! […]
Hölderlin.
Oh, doch!
Die Poesie ist das Gegenteil des Spieles.
Sie ist ein Gottesdienst.
Und davon haben Sie keine Ahnung!
Susette Gontard.
Sie wagen es, mir das zu sagen!
Hölderlin.
Warum nicht?
Weil ich Ihr Domestik bin? Sie irren sich!
Ich bin Dichter. Wir betrachten die Welt von oben und von da hat man einen sehr guten Blick.
[…]

Dialog aus Feuerreiter

Eine Unterredung zwischen Schiller und dem Iffland (selbst auch ein Theaterschreiber) pflichtet in einer Schiller-Biografie-Verfilmung ebenfalls dieser Ansicht bei.

Iffland.
Was ich an Ihren Theaterstücken nicht mag, ist, dass Sie nicht nur Shakespeare kopieren, sondern auch -gerade- seine schlechten Seiten.
Wieso müssen Sie immer so maßlos übertreiben?
Schiller.
Weil es Tragödie ist!
Iffland lacht.
Achso, und davon können wir Mannheimer nicht genug bekommen.
Schiller.
Mit Ihren Stücken wird sich in hundert Jahren keiner mehr den Arsch abwischen.
Sie machen die Menschen mit Ihren Stücken nicht besser, Sie halten sie absichtlich dumm mit Ihrem Quark […]

 
 
19 
 April 
 
2008

abgelegt in
Gedankenschau

 

“Verplant” scheint in der Volksmeinung oft abschätzig zu gelten, ist es aber nicht wirklich.

Verplant ist für mich der kurzdauernde erklärte geistige Rückzug aus einer stets gleichförmigen Welt ins erhabene, wonnige Reich des Geistes.

Zeitweiliger Kontrollverlust auf der einen Seite, der faktischen Realität, ermöglicht erst freien Wandel auf ebenen Gedankenpfaden.

Ich denke, eine gewisse, noch sozial verträgliche Zurückgezogenheit ins geistig Verklärte gehört zum Naturell eines jeden guten Schriftstellers.

Aus welchen Quellen sollte er denn sonst schöpfen, wenn nicht aus der einen, reinen Hippokrene?

Aus dem Tümpel der Welt?
Gott bewahre…

Mögen diesen Glückszustand die Unwissenden “verplant” nennen.

“Man kann den Leuten nicht verbieten, das zu denken, was sie denken wollen” (aus: “Maria Stuart” von Friedrich Schiller).

 
 
26 
 März 
 
2008

abgelegt in
Christentum | Gedankenschau

 

Obdachlosenhilfe in Frankfurt

 
Eine runde Sache, abgesehn von den runden Wurstscheiben (als Veganer) 😉

Evangeliums-Verkündigung einmal rein praktisch, im Kontrast zu manch übereifernden, vielbeworteten Christen:
“Rede nur, wenn man dich fragt, aber lebe so, dass man dich fragt!”