Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

15 
 Dezember 
 
2007

abgelegt in
Gedankenschau

 

Zunächst ein Zitat aus einem Interview mit KOOKbooks-Verlegerin Daniela Seel vom 15. Mai 2005:

[…] Ich hab dann auch auf unsere Homepge einen Hinweis gesetzt, dass Einsendungen bitte per E-Mail erfolgen sollen, denn E-Mail-Absagen kann man immer mal zwischendurch machen, aber einen Brief schreiben oder sogar Manuskripte wieder zurückschicken, die ohne Rückporto gekommen sind, das ist zeitlich und vor allem finanziell einfach nicht drin. […]

Hmm, ein paradiesischer Wohlklang wallte mir da entgegen.

Keine Druck-, Papier- und Versandkosten meinerseits?
Ebenfalls keine Kosten auf Verlagsseite bei Missfallen durch ein vermutlich vorab erstelltes eMail-Ablehnschreiben?
Klingt äußerst ökonomisch und ökologisch – auf beiden Seiten!

Diesem Rat folgend, habe ich daher prompt einen Besuch der angegebenen Internet-Adresse abgestattet und wurde auch des Erwähnten gewärtig.

K.O.O.K.B.o.o.k.s
über manuskripte
1. wir ersticken an unverlangt eingesandten manuskripten.
2. ein unverlangt eingesandtes manuskript arbeitet gegen sich selbst.
3. enttäuscht eure illusionen.
4. misstraut verlagen.
5. findet eine bessere lösung.

 
Daher versuchte ich dem Anforderungsprofil einer elektronischen Nachfrage gerecht zu werden und schrieb:

Ralph Schumacher
über dichtung
1. ich verarme als student an den portogebühren
2. ein unverlangt entsandtes manuskript war stets nur rohstoffverschwendung
3. kreuzigt seine illusionen
4. verhöhnt die feile brust vieler verlage
5. http://www.literatourseite.de/?p=58

nächtlicher federschwung,
ralph

 
Bis heute blieb eine auch noch so knapp gehaltene Rückantwort allerdings aus.
“IMMER mal zwischendurch machen” hinsichtlich des Beantwortens eingesandter eMails war wohl auch nicht so ernstlich gemeint, eher als floskelhafter Gesprächsfüller mit Plombierungsabsicht gedacht.

Mir ist an dieser Stelle durchaus bewusst, dass jeder Verlag (ob groß, ob klein) sein Genre pflegt und innerhalb eines Themenkreises nach literarischen Produktionen Ausschau hält.
Analog würde kein Gebrauchtwagenhändler ein auch noch so gut erhaltenes Fahrrad ankaufen, weil es eben nicht in sein “Artikelsortiment” passt und er daher das Geschäft abschlägt.
Eine allgemein verständliche Reaktion.

Ebenso muss nicht eine junge Frau jedem Heiratsantrag zustimmen, weil eben nicht jeder Anwärter in das von ihr gewünschte “Kategorienschema” passt.
Es steht ihr frei, “NEIN” zu sagen, sollte aber -meiner Meinung nach- den Werber auch diesbezüglich in Kenntnis setzen.
Somit kann jener sich mit der Situation abfinden und an anderen Ufern sein Glück versuchen.
Vielleicht wartet andererorts schon eine passende Partie auf ihn, wer weiss?

Unhöflich, wenn nicht sogar arrogant fände ich es allerdings von der Frau, den Verschmähten nicht vor vollendeten Tatsachen zu stellen, ihn in einer Warteschleife “schmoren” zu lassen, um so noch weiterhin seine Sympathien und Hilfsbereitschaft auszunutzen.
Die Frau hat nicht die Pflicht ein “Ja” zu geben, wohl aber der Mann ein Recht auf ein “Nein”.
So lauten zumindest die Regeln des kleinen Ein-Mal-Eins im zwischenmenschlichen Miteinander.

Daran sollten sich auch die Verlage halten, egal ob es sich um ein Top-Modell oder um eine Durchschnittsdame handelt.
Weil es einfach der Anstand, weil es die Seriösität gebietet.

 
Zurück zu unserer Ausgangslage.
Es wäre für K.O.O.K.B.o.o.k.s sicherlich ein kleiner Mausklick gewesen (mittels Antwort-Funktion und Musterabsage) binnen Sekunden mir Bescheid zu sagen, wie es ja auch im Interview zum Ausdruck gebracht wurde.
Ohne bürokratischen Kraftaufwand.
Vielleicht war für die eMail gerade keine virtuelle Briefmarke zur Hand?
Egal auch.

Mittlerweile gebe ich auf den Wahrheitsgehalt von (profitorientierten) Verlagen auch in Zeiten des Euros keinen müden Heller mehr und gehe in Eigenaktivität über.
Allgemein sind Verlage nicht am zarten Wurzelwerk aufstrebender Autoren interessiert (zu denen ich mich NICHT zähle!), auch nicht am starken Stamm seiner Willenskraft, auch nicht an der weitverzweigten Kreativität und schattenspendendem Blätterwerk linder Wortwahl, sondern an seinen Früchten, die es auf dem Literaturmarkt zu vermosten gilt.

Der Autor wird wieder zum Bauer, pflügt sein Feld fruchtbaren Herzensbezirks, sät seine Gedanken, lässt sie reifen und treibt sie zur Vollendung.
Der Verlag indes will nur ernten, die goldne Ernte einfahren und seine berstenden Kornspeicher füllen ohne Interesse an der Entstehungsgeschichte jeglicher Geistesgewächse.

Der Verlag,
ist er Geliebte meines Geistes oder Hure,
ist er Himmelssteige oder Abgrund mir?

Daher werde ich künftig meine Manuskripte lieber als Download anbieten und die “bäurische Gesinnungsgemeinschaft” daran teilhaben lassen.

 
 
2 
 Dezember 
 
2007

abgelegt in
Gedankenschau

 

Man mag mich hier mit meinen 33 Jahren vielleicht als “alter Knacker mit Wahnvisionen” ablächeln, aber ich nehme den Medienkonsum immer ernster.

“Der Mensch ist, was er isst” und das beziehe ich auch auf den Medienkonsum.
Das, was wir als “geistige Kost” zu uns nehmen, prägt uns in unserem Wesen und daher meide ich derartige “Low-Cost”-Sendungen, die nur auf Einschaltquoten erpischt sind.
In dieser Zeit des Verzichtes könnte man vorzugsweise doch lieber ein gutes Buch lesen oder einen guten DVD-Film (mit Horizonterweitung und nicht nur große Bildschirmdiagonale) ansehen.
Wie weit müssen wir noch zu einer Fun-Gesellschaft mit amerikanischem Vasallentum verkommen? Mir grauet …

So … jetzt könnt ihr mich als Moralapostel steinigen und der mit dem niedrigsten Satisfaction-Grad werfe den ersten Stein. Ich will frei mein Haupt ihm bieten oder die Brust, falls eine klassische Steinigung vorliegt.

Man sagt, eine Regierung sei nur so gut wie ihr Volk, das sie wählt.
Ich sage, eine Sendung ist nur so anspruchsvoll, wie das geistige Niveau der Menschen, die sich hierzu den Fernseher einschalten.
Angebot und Nachfrage regeln eben das Fernsehprogramm.
Damit stemple ich jetzt nicht die Zuschauer gänzlich zu Deppen ab, wohl aber ihre Bereitschaft, ihre Ansprüche so weit runter zufahren und sich mit derartig geistigem Unrat zufrieden zu geben.

Wieso hat uns Mutter Natur/Gott denn dann mit einem überdurchschnittlichen Großhirn ausgestattet?
Die Griechen meinten, um durch die Oberflächenvergrößerung die Körpertemperatur zu regulieren. So wird es wohl auch sein…

Oder nicht?
Aus gutem Grunde hat der afrikanische Elefant große Ohren, nicht um besser zu hören, sondern um über diese Oberfläche überschüssige Körperwärme abzugeben.
Hier gilt zumindest nicht : “Wer Ohren hat, der höre” (Matthäus 11,15).

Und was für den Elefanten gilt, scheint auch zuweilen bei der Gattung homo sapiens zuzutreffen: reine Körpertemperatur-Regulation!

 
 
26 
 November 
 
2007

abgelegt in
Gedankenschau

 

Oft kann ich zuhause nicht sonderlich gut lernen: zuviel Telefon, zuviel Freunde und Ablenkung durch Internetzugang.

Für eine schriftliche Prüfung im Fach Deutsch wählte ich damals ein ganz besonderes Lernumfeld: die Paläontologie in Heidelberg, die mit ihren in Glasvitrinen ausgestellten Gesteinsproben unserer Erdgeschichte mich gleichfalls erstarren und ausruhen ließen und mich von allem raschen Fluss alles Zeitlichen, von all den flüchtigen Ereignissen außerhalb abschottete.
Auch der für unsere Gesellschaft typische Zeit- und Termindruck fällt in derartigen Räumlichkeiten weg:

Was ist eine Minute in der Erdgeschichte?
Noch nicht einmal ein Sandkorn am Meer der Ewigkeit!
An der Haltestelle gegenüber des Museums indessen entscheidend, ob ich den Bus bekomme oder ihn verpasse.

Manchmal muss man sich in der Zeit der Hektik wie der unseren fürs Lernen “ent-schleunigen”, um inne zuhalten und aufnahmefähig zu sein für das wesentlich Wichtige.