Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

7 
 Januar 
 
2008

abgelegt in
Freudenzauber | Vertonungen

 

Der einaktige Monolog „Freudenzauber“ stammt ursprünglich aus dem Jahre 1999 im Rahmen eines Schulfestes der Fachschule für Heilpädagogik auf dem Schwarzacher Hof.

Das Stück erfolgt in Anlehnung an den „Regenbogenfisch“ von Marcus Pfister (Nord-Süd-Verlag).

 



 

In Poseidons Friedensreich
herrscht des Paradieses selige Eintracht,
ein jeder teilet herzlich Freud’ und trägt des andern Leid.

Nur ein bunt schimmernder Fisch,
dem alle Schönheit eigen,
trübt der Freude Wonnemeer mit allzu geiziger Natur.

Prunkvoll schwimmet er mit stolz geschwellter Brust
und eitlem Flossenschlag daher.

Von anderen Fischen umscharend beneidet,
erbeten sich diese eine bunte Schuppe von ihm,
dass ihnen gleichfalls Farbenzauber eigen.

Doch jener wehrt von Eitelkeit beseelt
der schlichten Bitte.

Die Masse schmäht dem bunten Sonderling,
entsagt der Freundschaft festgeknüpftes Band
und schlägt sich in des Meeres Tiefe.
Einsam fristet nun der bunte Fisch sein Dasein.

Doch zu Hilfe eilt dem Schönling
nun der weisen Krake Rat,
dass nur im Beugen seines starren Sinnes,
nur im Verschenken seiner bunten Schuppen
die Gunst der Meeresfische ihm sich gleichfalls neiget.
Der bunte Fisch befolgt den Rat.

Und siehe,
der Fische sonder Zahl, sie kehret wieder
und lohnt den Edelsinn mit Freundschaft.

 
 
3 
 Januar 
 
2008

abgelegt in
Gedankenschau

 

Es naht sich wiederum mit Fasching die Zeit der sittlichen Entgleisung…

An Heilig Weihnacht mit des frommen Herzens hellstem Glockenspiele und allerfeinlichen Besinnlichkeit noch dem Himmel zugestrebt, wagt man sich nun mit dem Jahreswechsel im Sinneswandel mit “geiler Brust” (aus: “Die Räuber” von Friedrich Schiller) an den Abgrund moralischer Verwerfungen.
Zu keiner Zeit des Jahres werden mehr Kuckuckskinder ins geordnete Ehenest gesetzt als in dieser Narrenzeit.

Gespaltene Persönlichkeit?
Oder ist der Mensch nur ein Wesen, das die Extremerfahrungen sucht, um sich wiederum -für den Alltag gerüstet- auf ein gesundes Mittelmaß einzupendeln?

 
 
2 
 Januar 
 
2008


 

Gerade in meinem momentanen Studiengang beläuft sich der Frauenanteil auf über 85%, so dass männliche Minderheiten dort durchaus als Exoten in der Studierlandschaft betrachtet werden können.
Oft komme ich mir aber wie Unkraut in einem Gemüsengarten vor.

Zwangsläufig, rein organisatorisch, ergibt sich hier und da oft eine Zusammenarbeit mit dem weiblichen Überhang, sei es in gemeinsam vorbereiteten Referaten, Gruppenarbeiten, Tagespraktika etc.
Ich verfolge diese arbeitstechnische Kooperation mit reinem Arbeitswillen und hege, auch nicht im Tiefsten meiner abgründigen Seele “Fortpflanzungsbegehren”.
Ja, es gibt auch Männer, die denken mit dem Kopf und nicht nur mit der Leistengegend.
Soll ich mir ein T-Shirt drucken lassen mit der Aufschrift “Ich boykottiere den Auftrag der Natur. Ich bin litera-phil “?

Löst sich dann nach der bewältigten Arbeitsphase die Gruppe wieder auf, so erkennen mich die ehemaligen “MitstreiterInnen” meist nicht mehr auf den Gangfluren oder in anderen Seminaren.
Ein bescheidenes Lächeln wäre Lohn für mich genug!

Und es sind angehende Pädagogen, die eben nicht die elementaren sozialen Umgangsformen beherrschen, das kleine Ein-Mal-Eins des menschlichen Miteinanders (von der höheren Algebra ganz zu schweigen).

Wenn zwei Spatzen auf einer Hochspannungsleitung nebeneinader sitzen, so nehmen sich diese doch wenigstens durch kurzen Blickkontakt wahr, ohne gleich niederen Instinkten nachzugehn.
Gott hätte gut daran getan, viele Menschen mit Spatzenhirnen auszustatten, zumindest was die Wechselwirkung zum sozialen Umgang anbetrifft.

Grüßen ist übrigens auch unter dem Energiekostenpunkt durchaus ökonomischer.
Wendet sich der Blick denn nicht grundsätzlich zu etwas Bekanntem hin, genießen Objekte mit hohem “Wiedererkennungsfaktor” gleichfalls unsere erhöhte Aufmerksamkeit?
Muss man daher nicht mehr Energie aufbringen, einer natürlichen Kopf-Hin-Bewegung unter Muskelkraft entgegenzuwirken als bei einer einfachen Muskelerschlaffung der Nackenmuskulator, die ein Senken des Kopfes bewirkt und als allgemeine Begrüßungsformel vom Gegenüber gewertet werden kann?

Aber ich rege mich nicht mehr über die Menschen auf und dem inflationären Verlust der mühsam anerzogenen Verhaltensregeln.
Ich mach’ mein Ding und ziehe es durch, so Gott will und ich es noch erlebe.