Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

13 
 Januar 
 
2024

abgelegt in
Tage in Weimar

 

Die Axt des Kairos (1999)

Wuchtig rankt sich
wie ein dunkler Eichenstamm
mannigfach verästelt
so manches Problem empor,
in die hohen Himmel
zweifelnder Schau…

Schaud’re nicht,
mein Freund!
Ergreife kühnen Mutes
selbst die Axt.

Wohl kann
die erste Kerbe
weise ich Dir vorschlagen,
doch die Entscheidung…

…kannst letztlich
du nur fällen!

Gewiss…

 
 
11 
 Januar 
 
2024

abgelegt in
Tage in Weimar

 

FEN-Code: 7r/pp6/6k1/3p4/4n1np/4P3/PPP3PP/5R1K w – – 0 1

Großer Freude zuteil
nach erkämpftem Vorstoß in Feindes Land,
der siebenten Reihe, wo Bauerngevölk still verharrt,
das ohnmächtig nun
dem steinern Gebäu des massiven Turmes
schutzlos erlegen.

Die brennenden Pfeile aus Schießschartens Rachen
drängen dem Landvolk, Entrinnen deucht unnütz!

Schon legt sich des Weißen Axt
an die Stämme der stattlichen Reihe
bäurischen Wuchses…

Rettung tut Not in äuß’rer Bedrängnis,
Tatendrang fordert ohne Verzug die Gefahr!
Denn jegliches Säumen in Drangsal
jähes Ende gebieret…

So ergeht nun der mahnende Ruf
an das stolze Gespann der
apokalyptischen Reiter,
paarig gesellt auf dem Schlachtfeld.

Hufscharrend, schwer die Lanze gesenkt,
das Visier mit gestähletem Willen
rüstern verschlossen,
wirft sich ein Reiter ins Kampfesgeschehn,
im Blutrausch opfernd sich selbst nun,
des Feinds Barrikaden zu sprengen. (1. … Sg3+).

Damit dränget der freche Rappen dem feindlichen König
als auch dem Turme zugleich.
Welch‘ schreckliches Ungemach naht!

Erzwungen muss der Bauer, der rettende, nehmen (2. hg),
sonst droht Qualität gar verlustig.
Entblößt weilt der Herrscher, des Schutzschilds beraubt,
auf geöffneter Linie!

Wiederum schlägt jetzt der schwarze Bauer (2. … hg+)
und -böses Erwachen-
es wird bis dahin in dämmernder Stille
der Turm jäh geweckt und Goliath gleich,
höhnt der Philister mit drohendem Wurfspieß
ein Schach ins Lager des Weißen.

Die Hoheit erschrickt und weichet zur Linken (3. Kg1).

Seiner jetzigen Stärke gewiss und vom Teufel geritten,
folget mit Heißsporn das andere Ross ins süße Verderben (3. … Sf2).

Weil durch den Turmzug auf h1 beschieden
sieht sich der Weiße genötigt
und nimmt mit dem Turme sogleich (4. Tf2:).

Doch Schwarz, trotz der Springer entledigt,
erkühnt sich, mit Schlachtruf den Turm auch
ohne schadhaftes Zögern zu opfern (4. … Th1+),

Doch Schwarz, trotz der Springer entledigt,
erkühnt sich, mit Schlachtruf den Turm auch
ohne schadhaftes Zögern zu opfern (4. … Th1+),
wodurch, keines Fluchtfelds gesichtig,
Weiß den Turm übelst schlagen muss (5. Kh1:),
auf das Eckfeld gelenkt
und Schwarz nunmehr,
siegreich dem Bauern den Lorbeer errungen
nach Schlagen des Turmes (5. … gf),
freie Bahn zu der Dam’ sich ertrotzte.

 
 
9 
 Januar 
 
2024

abgelegt in
Tage in Weimar
Schlagwörter

0

 

Helios’ Antritt

Ein sonnenreicher Tag verglüht
im samt‘nen Kuss der senken Abendröte,
die sich mildflammend nun sacht schmiegt
an trauter Hügel Frohgefild!

Doch nun brichst Du, o Nyx,
mit heerer Macht
der langen Schatten ein
und stumpfst mit kühlem Blick
den letzten prunken Sonnenpfeil!

O schone sein,
du Königin der Nacht,
denn ferner sind
des Tages lichte Stunden nun!

So sende du, Aurora,
des hoffnungsfrohen Tages Morgenglut
und spanne ätherflamm
den zugewies’nen Sternenpfad
dem Himmelsbruder dein!

Das Sternentor,
es stehet nunmehr offen!

Durch hochgewölbtes, goldbespanntes
‘Morgentor zum Schönen’
beginnt der Sonnengott
im rossbespannten Himmelswagen
nun seine Sphärenreise.

Die Eisenräder speien Funken
und wirbelt Ätherstaub
aus Sternenhäuptern.

Und mählich weichen die Schatten
dem tagenden Licht!