3 August 2011 |
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Ave maria gratia plena,
Gegrüßet seist Du, Maria, voll der Gnade,
dominus tecum, virgo serena,
der Herr ist mit dir, huldreiche Jungfrau,
benedicta tu in mulieribus,
du bist gebenedeit unter den Frauen,
quae peperisti pacem hominibus
die du den Menschen Frieden geboren hast
et angelis gloriam.
und den Engeln Ehre.
Et benedictus fructus ventris tui.
Und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes,
qui coheredes ut essemus sui,
die, damit wir zu Miterben würden,
nos fecit per gratiam.
uns aus Gnade geschaffen hat.
Per hoc autem ave,
Durch dieses Ave aber,
mundo tam suave,
der Welt so lieblich,
contra carnis jura
hast du gegen die Gesetze des Fleisches
genuisti prolem
einen Sohn geboren
novum stella solem
du neuer Stern, der eine neue Sonne
nova genitura.
gebären sollte.
31 Juli 2011 |
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Es war ein König in Thule
Gar treu bis an das Grab,
Dem sterbend seine Buhle
Einen goldnen Becher gab.
Es ging ihm nichts darüber,
Er leert’ ihn jeden Schmaus;
Die Augen gingen ihm über,
Sooft er trank daraus.
Und als er kam zu sterben,
Zählt’ er seine Städt’ im Reich,
Gönnt’ alles seinem Erben,
Den Becher nicht zugleich.
Er saß beim Königsmahle,
Die Ritter um ihn her,
Auf hohem Vätersaale,
Dort auf dem Schloß am Meer.
Dort stand der alte Zecher,
Trank letzte Lebensglut,
Und warf den heil’gen Becher
Hinunter in die Flut.
Er sah ihn stürzen, trinken
Und sinken tief in’s Meer.
Die Augen täten ihm sinken;
Trank nie einen Tropfen mehr.
10 Juli 2011 |
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Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht?
Kennst du es wohl? Dahin!
Dahin möcht’ ich mit dir,
O mein Geliebter, ziehn.
Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach,
Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach,
Und Marmorbilder stehn und sehn mich an:
Was hat man dir, du armes Kind, getan?
Kennst du es wohl? Dahin!
Dahin möcht’ ich mit dir,
O mein Beschützer, ziehn.
Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg?
Das Maultier such im Nebel seinen Weg,
In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut;
Es stürzt der Fels und über ihn die Flut.
Kennst du ihn wohl? Dahin!
Dahin geht unser Weg!
O Vater, laß uns ziehn!