Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

2 
 Juli 
 
2022


 

Musik und Ton:
Rundfunkchor Berlin
Sopranistin: Sylke Schwab

Bild:
Weimar // Römisches Haus // Blick ins Ilmtal
Eigenaufnahme (Pfingsten 2022)

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Wandrers Nachtlied

Ueber allen Gipfeln
Ist Ruh’,
In allen Wipfeln
Spürest Du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur! Balde
Ruhest du auch.

 
 
18 
 Juni 
 
2022


 

Kanal: KainUndAbel

Eine sehr schöne Zusammenfassung und Darlegung des Romans.
Obwohl ich Goethe-Fan bin, möchte ich hier vielleicht (?) noch erwähnen, dass sich “Wilhelm Meisters Lehrjahre” durchaus als Prototyp des Bildungsromans durchgesetzt hatte.
Allerdings stammte der erste Bildungsroman, der Goethe vielleicht auch als Vorlage diente, von Wieland mit “Geschichte des Agathon”.
Schade, dass Wieland und andere großen Denker oft nur im Schatten von Goethe stehen, obwohl er doch damals zum Weimarer 4-Gestirn gehörte (Goethe, Schiller, Wieland, Herder).

 
 
16 
 März 
 
2022

Schlagwörter

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Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
er hat den Knaben wohl in dem Arm,
er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.

Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? –
Siehst Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron’ und Schweif? –
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.

„Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel’ ich mit dir;
manch bunte Blumen sind an dem Strand,
meine Mutter hat manch gülden Gewand.“

Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
was Erlenkönig mir leise verspricht? –
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind:
In dürren Blättern säuselt der Wind.

„Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
meine Töchter führen den nächtlichen Reihn,
und wiegen und tanzen und singen dich ein.“

Mein Vater, mein Vater und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort? –
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh’ es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau.

„Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.“
Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan! –

Dem Vater grauset’s, er reitet geschwind,
er hält in Armen das ächzende Kind,
erreicht den Hof mit Mühe und Not;
in seinen Armen das Kind war tot.

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Wolfgang Holzmair (Bariton)
Gérard Wyss (Klavier)
Aufnahme: Radio Bayern 3 – München, Mai 1992
Download: https://archive.org/details/SchuberterlknigwolfgangHolzmair