13 Juni 2017 |
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DICHTUNG | Theodor Fontane | |
LESUNG | Florian Friedrich | |
BEREITSTELLUNG | Florian Friedrich |
An einem Sommermorgen
Da nimm den Wanderstab,
Es fallen deine Sorgen
Wie Nebel von dir ab.
Des Himmels heitere Bläue
Lacht dir ins Herz hinein,
Und schließt, wie Gottes Treue,
Mit seinem Dach dich ein.
Rings Blüten nur und Triebe
Und Halme von Segen schwer,
Dir ist, als zöge die Liebe
Des Weges nebenher.
So heimisch alles klinget
Als wir im Vaterhaus,
Und über die Lerchen schwinget
Die Seele sich hinaus.
10 Juni 2017 |
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Ich hätte einen “Schuss”, so sagte man, sei komisch, zu sehr verkopft, der sich meist selbst im Wege stehe.
Nun, so sei es: [sic!]
Interpunktionell richtig gelesen: ein Doppelpunkt (für meine weiteren Anmerkungen).
Denn egal auch, welche Position ich einnehme:
[1]
Verneine ich die Auffassung meiner sozialen Umwelt mit den Worten “Man versteht mich nur nicht und gebe sich auch nicht annähernd die Mühe, mich zu versehen”, müsste ich mich dem Gelächter aussetzen, ich würde als “unentdecktes Genie” mich posen.[2]
Würde ich der Meinung meiner Mitmenschen allerdings beipflichten, so müsste ich mich selbst verneinen.
Ich werde daher weder das eine noch das andere tun, sondern still mich ergeben, nur dem “inneren Führer” (Hesse) folgen.
So sei es. [sic!] Nun setze ich den (Schluss-)Punkt.
Der alte Narr
Ein Künstler auf dem hohen Seil,
Der alt geworden mittlerweil,
Stieg eines Tages vom Gerüst
Und sprach: Nun will ich unten bleiben
Und nur noch Hausgymnastik treiben,
Was zur Verdauung nötig ist.
Da riefen alle: »O wie schad!
Der Meister scheint doch allnachgrad
Zu schwach und steif zum Seilbesteigen!«
Ha! denkt er. Dieses wird sich zeigen!
Und richtig, eh der Markt geschlossen,
Treibt er aufs neu die alten Possen
Hoch in die Luft, und zwar mit Glück,
Bis auf ein kleines Mißgeschick.
Er fiel herab in großer Eile
Und knickte sich die Wirbelsäule.
»Der alte Narr! Jetzt bleibt er krumm!«
So äußert sich das Publikum.
Textdichter | Wilhelm Busch | |
Lesung | Florian Friedrich |
7 März 2017 |
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DICHTUNG | Theodor Fontane | |
LESUNG | Bettina Radener | |
BEREITSTELLUNG | LYRIK & MUSIK |
Erscheint dir etwas unerhört,
Bist du tiefsten Herzens empört,
Bäume nicht auf, versuchs nicht mit Streit,
Berühr’ es nicht, überlaß es der Zeit.
Am ersten Tage wirst du feige dich schelten,
Am zweiten läßt du dein Schweigen schon gelten,
Am dritten hast du’s überwunden;
Alles ist wichtig nur auf Stunden,
Ärger ist Zehrer und Lebensvergifter,
Zeit ist Balsam und Friedensstifter.