Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

31 
 Juli 
 
2011


 

Es war ein König in Thule
Gar treu bis an das Grab,
Dem sterbend seine Buhle
Einen goldnen Becher gab.

Es ging ihm nichts darüber,
Er leert’ ihn jeden Schmaus;
Die Augen gingen ihm über,
Sooft er trank daraus.

Und als er kam zu sterben,
Zählt’ er seine Städt’ im Reich,
Gönnt’ alles seinem Erben,
Den Becher nicht zugleich.

Er saß beim Königsmahle,
Die Ritter um ihn her,
Auf hohem Vätersaale,
Dort auf dem Schloß am Meer.

Dort stand der alte Zecher,
Trank letzte Lebensglut,
Und warf den heil’gen Becher
Hinunter in die Flut.

Er sah ihn stürzen, trinken
Und sinken tief in’s Meer.
Die Augen täten ihm sinken;
Trank nie einen Tropfen mehr.

 
 

1 Kommentar zu “Der König in Thule”

  1. Maria Kempf sagt:

    kennst du die Vertonung von Faun? http://www.youtube.com/watch?v=kDwfCNVZ_84
    ist natürlich keine gute Aufnahme – aber ich finde das Stück so traumhaft. heute zum ersten Mal gehört und dann zufällig noch das entsprechende Gedicht bei dir gefunden 🙂

    VIELEN DANK für den Link!
    Die musikalische Umsetzung des Goethe-Gedichtes ist wirklich gelungen. So erzählen auch einst die Alten am Lagerfeuer bei klarer Sternennacht ihre Lebensweisheiten.

    Ich suche schon seit langem nach einer Musikgruppe, die mythologische Elemente aufgreift und die bisherigen Hardrock-Gruppen mit Neigung zur nordischen Sagenwelt konnten mich bisher nicht so gänzlich überzeugen.

    Gerade heute und gestern bin ich wieder ein wenig von den Mythologien weggekommen und nun … erfasst mich Faun gleich einer Woge, die mich an den Strand der Wundererzählungen zurückspült.

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