Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

25 
 August 
 
2012

Schlagwörter

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DICHTUNG Paul Celan
LESUNG Paul Celan
BEREITSTELLUNG paulantschell


 

Ich hörte sagen, es sei
im Wasser ein Stein und ein Kreis
und über dem Wasser ein Wort,
das den Kreis um den Stein legt.

Ich sah mein Pappel hinabgehn zum Wasser,
ich sah, wie ihr Arm hinuntergriff in die Tiefe,
ich sah ihre Wurzeln gen Himmel um Nacht flehn.

Ich eilt ihr nicht nach, ich las nur vom Boden auf jene Krume,
die deines Auges Gestalt hat und Adel,
ich nahm dir die Kette der Sprüche vom Hals
und säumte mit ihr den Tisch, wo die Krume nun lag.

Und sah meine Pappel nicht mehr.

 
 

1 Kommentare zu “Ich hörte sagen”

  1. Neumann, Walter sagt:

    Dieses Gedicht begleitet mich mein ganzes Leben. Ich werde nicht fertig, es zu meditieren.
    Die Pappel ist für mich der Stolz und Egoismus z. B. mit der wir im Leben “aus dem Vollen schöpfen”, bevor wir merken, dass es um das “Auge der Erkenntnis” geht,- aber darum geht es vielen heute ja schon nicht mehr –

    Hallo Herr Neumann,
    vielen Dank für Ihren Kommentar, über den ich mich gefreut habe!
    Ja, die Pappel symbolisiert sicherlich den Stolz (hohes Wachstum) und Egoismus (hoher Wasserverbrauch), sagte Schiller doch schon in seiner Elegie “Der Spaziergang” […Stände seh ich gebildet, der Pappeln stolze Geschlechter Ziehn in geordnetem Pomp vornehm und prächtig daher, …].
    Nicht viele vermögen heute noch wie Sie so tiefsinnig zu lesen, alles ist zu schnell-lebig, zu augenblicksrasch, und an wahrer Erkenntnis auch nicht mehr interessiert.

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