28 April 2012 |
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Liebe, Liebste, in der Ferne,
wie so sehr entbehr‘ ich Dich!
Leuchteten mir milde Sterne,
ach, wie bald ihr Glanz erblich!
Wenn ich deine weichen Wangen
leis in meine Hände nahm,
und voll zärtlichem Verlangen
Mund zu Mund zum Kusse kam;
wenn ich deine Schläfen rührte
durch der Haare duftig Netz,
o, wie war, was uns verführte,
beiden uns so süß Gesetz!
Und nun gehst du fern und einsam.
Ach, wie achtlos spielt das Glück!
Bringt, was einmal uns gemeinsam,
noch einmal sein Strom zurück?
Liebe, Liebste, in der Ferne,
wie so sehr entbehr‘ ich dich!
Leuchteten uns milde Sterne,
ach, wie schnell ihr Glanz erblich!
Dichtung | Christian Morgenstern | |
Lesung | Hartmut Schories | |
Bereitstellung | wortlover |