Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

13 
 August 
 
2011


 

Mir grauet vor der Sterne grausem Geschick,
wenn ihres leuchtenden Geheißes dort am Himmelsgewölb’
sie fernen Tages nicht mehr mächtig,
dass sie zu feinem Sternenstaub zermahlen,
von Zeus, dem schicksalsfordernden Göttervater.

Dass jäh erlöschend sie zerbersten
an Pegasus’ glühendem Wirbelhuf,
weil sie mit mattem Schein
die nieder’n Erdenbürger nicht beglücken
und drum dem Sternenzelt entweichen müssen.

Hades,
lass’ drum ab von Ihr,
der Schönheit liebstes Kinde,
die reich beschenkt an Geistesgaben.
Verbann’ mich nicht von ihrem Sternenzelt,
das lieblich prangt im lauen Abendschein
berauschter Sommernächte.
Wes hehren Geistes Firmament
sollt’ sonst ich denn bestirnen im ewigkreisenden All?
Lass’ mir die Heimstatt in ihrem Ätherreich,
lass mich leuchten!

Denn siehe,
wie das schnaubende Musenross
als strenger Himmelswächter
schon scharrend auf Erlöschung sinnt.

 
 
13 
 August 
 


 

Was soll der Götter laun’sches Narrenspiel,
das unentwegt mit heißem Lustgefühl
begehrt, dem siechend’ Erdensohn zu drängen?

Kühlt sich des Zeuses Brust, die ruhmerglühte,
mit Tränenflut menschlicher Trauergesängen?

Füllst Du, Poseidon, denn die Weltenmeere trübsals-
erpicht mit Menschenzähr’ um Menschenzähre?

Raubst Helios Du das Lächeln Deiner Siegesstrahlen
von dem erlosch’nen Augenlicht gefall’ner Helden
in rauer Heeresschlacht, um fremdbeprunkt zu prahlen?

Trittst, Chloris Du, hinzu, um reinlich nun der Rosen
Gewand im Pril verfloss’nem Streiterblut zu tränken?

Oh, soll doch an des Aulis’ Strande Abendhimmel
sich Helios Götteraug’ ins schwarze Weltmeer senken
und Nyx mit finst’rem Blick allmählich nachten!

Des Leidgeplagten tränbegoss’nes Trachten
ängstigt nicht der eise Würgegriff,
nahen Todes glatter Lanzenstich
lüstern in die matte Brust gerammt,
ja, löscht nichts, was eh’ schon ward verflammt.

Wähne dich glücklich, oh eitles Herrschergeschlecht, denn erhaben
thronest du! Siegesgewiß waltet dein Zepter der Macht,
teilst mit der Themis entheiligtem Schwert der Gemeinen
Länderbesitz und beglückst Fürstenverwalter damit.
Zwingst des Menschen geschändetes Haupt unters Joch des verhängten
Frones und nährest dich wohl von der Gepeinigten Müh’.

Harre drum, Musensohn, fröhlich der kommenden Tage. In Bälde
endigt der Willkür Regent, sprengt deiner Ketten Gewalt.
Denn deiner Freiheit ermatteter Flügel, er schlägt kühn zu seiner
Zeit und trägt dich getrost hoch zu der Träume Palast.

 
 
13 
 August 
 


 

Tribut für die unbeschwerten Kindestage
 
Dumpf steigt aus kühler Herzensgruft
der bersten Glocke Leidgesang,
der lüftewiegend durch die kalte Geistesnacht
gespenstisch raunt und Tränenzoll erheischt.
Gewiss, Tränenzoll,
als Preisgeld heitrer Erdenstunden.

Oh, Hades,
Du schmuckerpichter Schattenfürst,
dem’s selbst an prächtigem Gewand ermangelt!

Wie lang, wie lang gedenkst Du noch,
dass mit der Seele heiligen Tränenflut
ich Dir die unbeschwerten Kindestage löhne,
mit salziger Perlenzier
die Halseskette mühesam Dir fädle,
dass sie mit prunkem Tränenschimmer
Dich lieblicher erstrahlen möge?

Zier’ mit dieser Ruhmeskette
doch Deiner Gattin marmorweißen Hals,
dass ehrend sie zum holden Dank
mit ihrem duft’gen Wiesenzauber
den welken Garten Deiner fernen Jugend
wieder grünen lässt
und sende mir indes
Zephyros milden Wonnehauch!

Lass Deine grauen Wolkenschleier fallen,
mich Helios’ gold’nes Antlitz schaun,
den frostigen Gedankenschauer,
der mir in bangem Busen wintert
in seinem Gnadenlichte schmelzen,
beströmend seiner lichten Segensgabe
die eisen Herzensquellen tauend brechen!