Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

26 
 Juli 
 
2011


 

“Die Wissenschaft von heute ist der momentan geltende Irrtum”, meinte einst ein Weiser.

Dem nie versiegenden Quell der Weisheit und Wissenschaft, den schier endlosen Debatten strukturell reiner Argumentationslinie, ziehe ich daher immer noch den Tautropfen Apolls vor, der mir ins schmachtende Ohr perlt und ich niederschreiben darf, was göttlicher Mund offenbarte.

Es geht mir nicht um “Ge-wissheit”, es geht mir um “Ge-wissen” meinem ästhetischen Empfinden gegenüber, es geht mir um das “göttliche Recht der Seele (Hölderlin)”.
(Realitätsenthobene) Dichtung bleibt immer noch ein der Ewigkeit verpflichteter Gottesdienst, wissenschaftliche Thesen indes jäh flammendes Loderwerk, das sich niederbrennt und die wahren Urbedürfnisse des Menschen in Asche legt.

 
 
26 
 Juli 
 

abgelegt in
Gedankenschau

 

Liebe Heidrun,
stürmisch war die hohe See des Referendariats,
sicher indes dein Geleit bei manchem Wogengang,
dass ich nunmehr gespült ward
nicht an des Lebens ödem Strand,
sondern an die Insel der Glückseligen.

Es grüßt dich sicher gestrandet
Treibholz Ralph

 
 
24 
 Juli 
 
2011


 

Innerhalb des großen Feldes der Metrik (Verslehre) existiert der Begriff des alternierenden Verses.
Auf den Unterschied zwischen quantifizierenden und akzentuierender Metrik möchte ich hier nicht eingehen.
Um es in aller Knappheit zu erklären:
Im Deutschen gibt es betonte und unbetonte Silben, lange und kurze Silben.
Abgesehen von Vorsilben (Präfixe) oder dergleichen liegt die Betonung bei deutschen Wörtern immer auf der ersten Silbe.
Beispiel: Wie-se, Blu-me, Kin-der, Frau-en, Fecht-kunst.

Nebenei erwähnt -und zur Verdeutlichung- wird im Französischen meist endbetont,
Beispiel: par-don, mer-ci, bud-get, des-sert.

Fügt man mehrere Wörter zu einem Satz zusammen, so kann man bei richtiger Wortwahl einen Wechsel von betonten und unbetonten Silben, eine Hebung und Senkung der Satzmelodie erreichen, was den alternierenden Vers bezeichnet.

Beispiel: “Das Weib ist ein gebrechlich Wesen” (aus: “Maria Stuart” von Friedrich Schiller)

 

Jetzt gibt es aber auch Wörter, die je nach Sprachrhythmus in ihrer Betonung unterschiedlich betont ausgesprochen werden können.

Beispiel: “Weihnachtsgeld”
Ein deutsches Wort, daher Betonung am Anfang: “Weih-nachts-geld”.
Es handelt sich hierbei sogar um einen Daktylus: betont-unbetont-unbetont.

Das gleiche Wort kann allerdings auch anders betont werden,
zum Beispiel innerhalb der jambischen Zeile (unbetont-betont-unbetont-betont-…):
“Das Weihnachtsgeld macht alle glücklich!”

Die Betonung eines Wortes bezieht sich also nicht nur auf seine ureigene Betonung, sondern ist abhängig vom Kontext, vom “sprachrhythmischen Zusammenhang”.

Interessant fände ich daher, einmal das Eheversprechen genauer zu betrachten.
Welcher Silbenrhytmus liegt eigentlich vor auf die an den Bräutigam gerichteten Frage:
Willst du Anna nun zu deiner anvertrauten Frau heut’ nehmen,
so sprech’ laut vor aller Ohren: “Ja, ich will !” ?

Antwortet der Bräutigam jetzt aus Überzeugung -an den Sprachfluss angelehnt- mit “Ja, ich will !” (nicht mit einer Echolalie [1]die Wiederholung vorgesagter Phrase zu verwechseln!) ?
JA und WILL wären betont, somit betonungskonform und würden auf metrischer Ebene den gefassten Entschluss zur Ehe geradezu untermauern und die Absicht eines lebenslangen Bundes suggerieren.

Vielleicht ist die Redeformel aber auch daktylisch (betont-unbetont-unbetont): “Ja, ich will!”?
WILL‘ bliebe also unbetont und könnte alsbaldige Scheidungsabsichten signalisieren.

Fußnoten[+]