Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

3 
 August 
 
2022

abgelegt in
Bibelstellen | Christentum
Schlagwörter

0

 

Echt gut gemacht!
Dass die erste Frau von Adam stückweit in der Bibel verschwiegen wird, hängt wohl mit dem Patriarchat zusammen. Lilith, eine durchaus gleichberechtigt und fortschrittlich denkende Frau ist wohl zu Adam “inkompatibel”.

Kennzeichnend hierfür ist auch: “Lilith wandte sich von Gott ab”. Hmm, Lilith wandte sich wohl lediglich von ihrem herrschsüchtigen Mann ab, der im Garten Gottes wohnte. Das ist ein feiner Unterschied.

Es wird Zeit, dass religiöse Bücher von Frauen endlich geschrieben werden, nicht immer nur von Männern 🙂

 
 
7 
 Oktober 
 
2012


 

DICHTUNG Erich Kästner
LESUNG Heinz Rühmann
BEREITSTELLUNG wortlover


 

Wie säh er aus, wenn er sich wünschen ließe?
Schaltmonat wär? Vielleicht Elfember hieße?
Wem zwölf genügen, dem ist nicht zu helfen.
Wie säh er aus, der dreizehnte von zwölfen?

Der Frühling müßte blühn in holden Dolden.
Jasmin und Rosen hätten Sommerfest.
Und Äpfel hingen, mürb und rot und golden
im Herbstgeäst.

Die Tannen träten unter weißbeschneiten
Kroatenmützen aus dem Birkenhain
und kauften auf dem Markt der Jahreszeiten
Maiglöckchen ein.

Adam und Eva lägen in der Wiese
und liebten sich in ihrem Veilchenbett,
als ob sie niemand aus dem Paradiese
vertrieben hätt.

Das Korn wär gelb und blau wären die Trauben.
Wir träumten, und die Erde wär der Traum.
Dreizehnter Monat, lass uns an dich glauben!
Die Zeit hat Raum.

Verzeih, dass wir so kühn sind, dich zu schildern.
Der Schleier weht, dein Antlitz bleibt verhüllt.
Man macht, wir wissen’s, aus zwölf alten Bildern
kein neues Bild.

Drum schaff dich selbst! Aus unerhörten Tönen,
aus Farben, die kein Regenbogen zeigt.
Plündre den Schatz des ungeschehen Schönen.
Du schweigst? Er schweigt.

Es tickt die Zeit. Das Jahr dreht sich im Kreise.
Und werden kann nur, was schon immer war.
Geduld, mein Herz. Im Kreise geht die Reise.
Und dem Dezember folgt der Januar.

 
 
29 
 März 
 
2012

Schlagwörter

0

 
Lutz Görner lädt uns zu einer literarischen Reise ein

Tausend Dank an Lutz Görner für die Einstellung auf YouTube!
Eventuelle Kommentare zum Video-Clip bitte direkt auf YouTube!

 

 
Das Paradies (0:28)
Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781)

Sein Glück für einen Apfel geben,
O Adam, welche Lüsternheit!
Statt deiner hätt ich sollen leben,
So wär das Paradies noch heut. –

Wenn aber nun des Weines Traube
Die Probefrucht gewesen wär?
Wie da, mein Freund? – Ähem, ich glaube –
Dann wärs wahrscheinlich auch nicht mehr.

 

 
Lob der Faulheit (1:37)
Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781)

Faulheit, jetzo will ich dir
Auch ein kleines Loblied bringen. –
O – wie– sau – er – wird es mir, –
Dich – nach Würden – zu besingen!
Doch, ich will mein Bestes tun,
Nach der Arbeit ist gut ruhn.

Höchstes Gut! wer dich nur hat,
Dessen ungestörtes Leben –
Ach! – ich – gähn – ich – werde matt –
Nun – so – magst du – mirs vergeben,
Dass ich dich nicht singen kann –
Du verhinderst mich ja dran.

 

 
Eine Gesundheit (2:51)
Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781)

Trinket Brüder, lasst uns trinken,
Bis wir berauscht zu Boden sinken –
Doch bittet Gott den Herrn,
Dass Könige nicht trinken.
Denn da sie völlig unberauscht
Uns schon die halbe Welt zerstören,
Was würden sie nicht alles tun,
Wenn sie betrunken wären?

 

 
Der über uns (3:26)
Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781)

Hans Steffen konnte kaum
Vor Naschsucht noch die Dämmerung erwarten
Und schlich in eines Edelmannes Garten
Und plünderte den besten Apfelbaum.

Johann und Hanne konnten kaum
Vor Liebesglut die Dämmerung erwarten
Und schlichen sich in eben diesen Garten
Von ungefähr an eben diesen Apfelbaum.

Hans Steffen, der im Baume oben saß
Und fleißig pflückt und aß,
Ward mäuschenstill, aus Angst, dass man ihn finge,
Und seine Näscherei ihm diesmal schlecht gelinge.
Doch bald vernahm er unten Dinge,
Worüber er der Furcht vergaß
Und immer sachte weiter aß.

Johann warf Hannen in das Gras.
»O pfui!« rief Hanne »welcher Spaß!
Nicht doch, Johann! – Ei was? –
O, schäme dich! – Ein andermal – o lass –
O, schäme dich! – Hier ist es nass.« –
»Nass oder nicht. Was schadet das?
Es ist ja reines Gras.« –

Wie dies Gespräche weiter lief,
Das weiß ich nicht. Wer brauchts zu wissen?
Sie standen wieder auf und Hanne seufzte tief:
»So, schöner Herr! Heißt das bloß küssen?
Das Männerherz! Kein einzger hat Gewissen!
Und wenn mir nun ein Unglück widerfährt –
Ein Kind – hm – wer ernährt
Mir dann das Kind?
Kannst du es mir ernähren?«
»Ich? – Die Zeit mags lehren.
Doch wirds auch nicht von mir ernährt,
Der über uns wirds schon ernähren,
Dem über uns vertrau!«

Dem über uns! Dies hörte Steffen.
Was, dacht er, will das Pack mich äffen?
Der über ihnen? Ei, wie schlau!
»Nein!« schrie er,
»Lasst euch andre Hoffnung laben!
Der über euch ist nicht so toll!
Wenn ich nen Bankert nähren soll,
So will ich ihn auch selbst gedrechselt haben!«

Wer hier erschrak und aus dem Garten rann,
Das waren Hanne und Johann.
Doch gaben bei dem Edelmann
Sie auch den Apfeldieb wohl an?
Ich glaube nicht, dass sies getan.

 

 
An eine würdige Privatperson (9:38)
Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781)

Gibt einst der Leichenstein, von dem, was ich gewesen,
Dem Leser, der mich schätzt, soviel er braucht, zu lesen,
So sei die Summe dies: »Der Lessing lebte schlecht und recht,
Ohn Amt und Gnadengeld und niemands Herr noch Knecht.«