Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

22 
 Juni 
 
2017

abgelegt in
Gedankenschau

 

… nicht nur vor der Götter Neide [1]Friedrich Schiller, sondern mählich auch das Haar.
Oh Schreck und Kraus(ige Haare)!

Ebenso folgte ich heute dem jüngst an mich ergangenen (An-)Ruf des Optikers und empfing für meinen zweiten Lebensabschnitt eine neue Gleitsichtbrille aufgrund zunehmender Altersweitsichtigkeit.

Bald bin ich wohl ein alter Mann versiegender Kräfte.
Was bleibt ist die stete Veränderung…

Fußnoten[+]

 
 
27 
 April 
 
2016

abgelegt in
Ávila, Teresa von | Gebete

 

O Herr, Du weißt besser als ich,
dass ich von Tag zu Tag älter
und eines Tages alt sein werde.

Bewahre mich vor der Einbildung,
bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema
etwas sagen zu müssen.
Erlöse mich von der großen Leidenschaft,
die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen.

Lehre mich, nachdenklich, aber nicht grüblerisch,
hilfreich, aber nicht diktatorisch zu sein.
Bei meiner ungeheuren Ansammlung von
Weisheit erscheint es mir ja schade,
sie nicht weiterzugeben – aber Du verstehst o Herr,
dass ich mir ein paar Freunde erhalten möchte.

Bewahre mich vor der Aufzählung endloser
Einzelheiten und
verleihe mir Schwingen, zur Pointe zu gelangen.
Lehre mich schweigen über meine Krankheiten
und Beschwerden.
Sie nehmen zu, und die Lust, sie zu beschreiben,
wächst von Jahr zu Jahr.

Ich wage nicht, die Gabe zu erflehen,
mir die Krankheitsschilderungen anderer
mit Freude anzuhören, aber lehre mich,
sie geduldig zu ertragen.

Lehre mich die wunderbare Weisheit,
dass ich mich irren kann.
Erhalte mich so liebenswert wie möglich.
Ich möchte kein Heiliger sein – mit ihnen lebt es sich so schwer -,
aber ein alter Griesgram ist das Krönungswerk des Teufels.

Lehre mich, an anderen Menschen unerwartete
Talente zu entdecken, und verleihe mir o Herr,
die schöne Gabe, sie auch zu erwähnen.

 

Dichtung Teresa von Ávila
Lesung Fritz Stavenhagen

 
 
19 
 August 
 
2012


 

Es wird der bleiche Tod mit seiner kalten Hand
Dir Lesbie mit der Zeit um deine Brüste streichen,
Der liebliche Korall der Lippen wird verbleichen;
Der Schultern warmer Schnee wird werden kalter Sand.

Der Augen süßer Blitz, die Kräfte deiner Hand;
Für welchen solches fällt, die werden zeitlich weichen.
Das Haar, das itzund kann des Goldes Glanz erreichen,
Tilgt endlich Tag und Jahr als ein gemeines Band.

Der wohlgesetzte Fuß, die lieblichen Gebärden,
Die werden teils zu Staub, teils nichts und nichtig werden;
Dann opfert keiner mehr der Gottheit deiner Pracht.

Dies und noch mehr als dies muss endlich untergehen.
Dein Herze kann allein zu aller Zeit bestehen,
Dieweil es die Natur aus Diamant gemacht.

 

Dichtung Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau
Vertonung Literaturtoene
Bereitstellung Literaturtoene