Agrisios
stolzen Blickes das Turmverlies schauend
Mächtiger Steinbau ionischer Grazie:
Strebe empor gleich erhabener Säule gepriesenen Heiligtums,
birgst du doch selbst auch des Vaters behüteten Schatz!
Stolze Streben noch stolz’ren Gebäus,
kühn trotzend aller Lasten Gewalt!
Keine irdische Macht,
keines Mannes Begehren stürzt den Pallast,
keines Frevlers Hand reisst den Säulenbau nieder!
Zeus
göttlichen Ratschlag erbetend
So fleh’ ich zu Amor, dem lüsternen Gott, zu
Minerva auch, himmlischen Beistand erhoffend …
… und jene gewähr’n meine Bitte,
einzunehmen der Sinnlichkeit Festung:
In der Gestaltung goldenen Regens
träuf’ ich ins stille Gemach
und finde mich ein
inmitten der zierlichen Pfeiler
weiblicher Schöne.
Lege die stemmenden Hände
an die Stützen des rühmenden Baus
und schmieg’ mich dagegen…
Nichts rühret zunächst die marmone Schöne,
nichts erzittert unter eig’nem Bemühn.
„Amor, schaffe doch Recht dem Liebesgepeinigten!“
Und siehe, Amor, der nie Fehlende,
eilet mit lodernder Fackel hernieder.
Widerstand beugt sich nun höherer Macht
und was einst elfenbeinhart
weicht göttlicher Stärke,
erweicht an göttlicher Flamme.
Der Säulenbau erzittert unter der Gotteshand.
Schon drückt des Daches ungeheure Last,
schon stöhnt das Gebälk
und der Prunkbau droht jähen Momentes zu bersten.
Auch mir entfliehen die Siegeskräfte,
mein Haupt ermattet, entsinkt …
Nur mein friedvoller Blick
wandert aufwärts
auf heiligen Stufen ihres Leibes
zum Gnadenaltar,
hascht ihres Mundes liebfunkelnden Kelch.
Und der Liebe Schauer stürzt über mich ein.
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