Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

18 
 März 
 
2008

abgelegt in
Gedankenschau

 

Mahnende Worte des Alten Fritz zur deutschen Demokratie

Hmm, ob Friedrich Schiller (1759-1805) als Zeitgenosse des Alten Fritz (1712-1786) genauso wie auf nachfolgendem Video empfunden hatte, wage ich zu bezweifeln.

Bei Glorifizierungen vergangener Zeiten, bei nostalgischen Anwandlungen jeglicher Art (damit meine ich auch den allerorts verehrten Mittelalter-Kult) sollte man vieles mit nüchternem Blick relativieren.
Harte Gesellschaftsrealitäten nehmen in der Retroperspektive oft weichere, anpreisende Konturen an und lassen -mehr noch WOLLEN- wahre Verhältnisse meist verkennen.

Gerade in seinem Theaterstück “Die Räuber” (1782) übte Schiller heftigste Kritik am damaligen Feudalsystem mit der für Sturm-und-Drang-Verhältnisse typisch rohen Sprachgewalt.
Entsprang in diesem wütendem Aufschrei alles Schillers Erfindungsgabe?
Wohl kaum…

 

 
 
2 
 Januar 
 
2008


 

Gerade in meinem momentanen Studiengang beläuft sich der Frauenanteil auf über 85%, so dass männliche Minderheiten dort durchaus als Exoten in der Studierlandschaft betrachtet werden können.
Oft komme ich mir aber wie Unkraut in einem Gemüsengarten vor.

Zwangsläufig, rein organisatorisch, ergibt sich hier und da oft eine Zusammenarbeit mit dem weiblichen Überhang, sei es in gemeinsam vorbereiteten Referaten, Gruppenarbeiten, Tagespraktika etc.
Ich verfolge diese arbeitstechnische Kooperation mit reinem Arbeitswillen und hege, auch nicht im Tiefsten meiner abgründigen Seele “Fortpflanzungsbegehren”.
Ja, es gibt auch Männer, die denken mit dem Kopf und nicht nur mit der Leistengegend.
Soll ich mir ein T-Shirt drucken lassen mit der Aufschrift “Ich boykottiere den Auftrag der Natur. Ich bin litera-phil “?

Löst sich dann nach der bewältigten Arbeitsphase die Gruppe wieder auf, so erkennen mich die ehemaligen “MitstreiterInnen” meist nicht mehr auf den Gangfluren oder in anderen Seminaren.
Ein bescheidenes Lächeln wäre Lohn für mich genug!

Und es sind angehende Pädagogen, die eben nicht die elementaren sozialen Umgangsformen beherrschen, das kleine Ein-Mal-Eins des menschlichen Miteinanders (von der höheren Algebra ganz zu schweigen).

Wenn zwei Spatzen auf einer Hochspannungsleitung nebeneinader sitzen, so nehmen sich diese doch wenigstens durch kurzen Blickkontakt wahr, ohne gleich niederen Instinkten nachzugehn.
Gott hätte gut daran getan, viele Menschen mit Spatzenhirnen auszustatten, zumindest was die Wechselwirkung zum sozialen Umgang anbetrifft.

Grüßen ist übrigens auch unter dem Energiekostenpunkt durchaus ökonomischer.
Wendet sich der Blick denn nicht grundsätzlich zu etwas Bekanntem hin, genießen Objekte mit hohem “Wiedererkennungsfaktor” gleichfalls unsere erhöhte Aufmerksamkeit?
Muss man daher nicht mehr Energie aufbringen, einer natürlichen Kopf-Hin-Bewegung unter Muskelkraft entgegenzuwirken als bei einer einfachen Muskelerschlaffung der Nackenmuskulator, die ein Senken des Kopfes bewirkt und als allgemeine Begrüßungsformel vom Gegenüber gewertet werden kann?

Aber ich rege mich nicht mehr über die Menschen auf und dem inflationären Verlust der mühsam anerzogenen Verhaltensregeln.
Ich mach’ mein Ding und ziehe es durch, so Gott will und ich es noch erlebe.

 
 
15 
 Dezember 
 
2007

abgelegt in
Gedankenschau

 

Zunächst ein Zitat aus einem Interview mit KOOKbooks-Verlegerin Daniela Seel vom 15. Mai 2005:

[…] Ich hab dann auch auf unsere Homepge einen Hinweis gesetzt, dass Einsendungen bitte per E-Mail erfolgen sollen, denn E-Mail-Absagen kann man immer mal zwischendurch machen, aber einen Brief schreiben oder sogar Manuskripte wieder zurückschicken, die ohne Rückporto gekommen sind, das ist zeitlich und vor allem finanziell einfach nicht drin. […]

Hmm, ein paradiesischer Wohlklang wallte mir da entgegen.

Keine Druck-, Papier- und Versandkosten meinerseits?
Ebenfalls keine Kosten auf Verlagsseite bei Missfallen durch ein vermutlich vorab erstelltes eMail-Ablehnschreiben?
Klingt äußerst ökonomisch und ökologisch – auf beiden Seiten!

Diesem Rat folgend, habe ich daher prompt einen Besuch der angegebenen Internet-Adresse abgestattet und wurde auch des Erwähnten gewärtig.

K.O.O.K.B.o.o.k.s
über manuskripte
1. wir ersticken an unverlangt eingesandten manuskripten.
2. ein unverlangt eingesandtes manuskript arbeitet gegen sich selbst.
3. enttäuscht eure illusionen.
4. misstraut verlagen.
5. findet eine bessere lösung.

 
Daher versuchte ich dem Anforderungsprofil einer elektronischen Nachfrage gerecht zu werden und schrieb:

Ralph Schumacher
über dichtung
1. ich verarme als student an den portogebühren
2. ein unverlangt entsandtes manuskript war stets nur rohstoffverschwendung
3. kreuzigt seine illusionen
4. verhöhnt die feile brust vieler verlage
5. http://www.literatourseite.de/?p=58

nächtlicher federschwung,
ralph

 
Bis heute blieb eine auch noch so knapp gehaltene Rückantwort allerdings aus.
“IMMER mal zwischendurch machen” hinsichtlich des Beantwortens eingesandter eMails war wohl auch nicht so ernstlich gemeint, eher als floskelhafter Gesprächsfüller mit Plombierungsabsicht gedacht.

Mir ist an dieser Stelle durchaus bewusst, dass jeder Verlag (ob groß, ob klein) sein Genre pflegt und innerhalb eines Themenkreises nach literarischen Produktionen Ausschau hält.
Analog würde kein Gebrauchtwagenhändler ein auch noch so gut erhaltenes Fahrrad ankaufen, weil es eben nicht in sein “Artikelsortiment” passt und er daher das Geschäft abschlägt.
Eine allgemein verständliche Reaktion.

Ebenso muss nicht eine junge Frau jedem Heiratsantrag zustimmen, weil eben nicht jeder Anwärter in das von ihr gewünschte “Kategorienschema” passt.
Es steht ihr frei, “NEIN” zu sagen, sollte aber -meiner Meinung nach- den Werber auch diesbezüglich in Kenntnis setzen.
Somit kann jener sich mit der Situation abfinden und an anderen Ufern sein Glück versuchen.
Vielleicht wartet andererorts schon eine passende Partie auf ihn, wer weiss?

Unhöflich, wenn nicht sogar arrogant fände ich es allerdings von der Frau, den Verschmähten nicht vor vollendeten Tatsachen zu stellen, ihn in einer Warteschleife “schmoren” zu lassen, um so noch weiterhin seine Sympathien und Hilfsbereitschaft auszunutzen.
Die Frau hat nicht die Pflicht ein “Ja” zu geben, wohl aber der Mann ein Recht auf ein “Nein”.
So lauten zumindest die Regeln des kleinen Ein-Mal-Eins im zwischenmenschlichen Miteinander.

Daran sollten sich auch die Verlage halten, egal ob es sich um ein Top-Modell oder um eine Durchschnittsdame handelt.
Weil es einfach der Anstand, weil es die Seriösität gebietet.

 
Zurück zu unserer Ausgangslage.
Es wäre für K.O.O.K.B.o.o.k.s sicherlich ein kleiner Mausklick gewesen (mittels Antwort-Funktion und Musterabsage) binnen Sekunden mir Bescheid zu sagen, wie es ja auch im Interview zum Ausdruck gebracht wurde.
Ohne bürokratischen Kraftaufwand.
Vielleicht war für die eMail gerade keine virtuelle Briefmarke zur Hand?
Egal auch.

Mittlerweile gebe ich auf den Wahrheitsgehalt von (profitorientierten) Verlagen auch in Zeiten des Euros keinen müden Heller mehr und gehe in Eigenaktivität über.
Allgemein sind Verlage nicht am zarten Wurzelwerk aufstrebender Autoren interessiert (zu denen ich mich NICHT zähle!), auch nicht am starken Stamm seiner Willenskraft, auch nicht an der weitverzweigten Kreativität und schattenspendendem Blätterwerk linder Wortwahl, sondern an seinen Früchten, die es auf dem Literaturmarkt zu vermosten gilt.

Der Autor wird wieder zum Bauer, pflügt sein Feld fruchtbaren Herzensbezirks, sät seine Gedanken, lässt sie reifen und treibt sie zur Vollendung.
Der Verlag indes will nur ernten, die goldne Ernte einfahren und seine berstenden Kornspeicher füllen ohne Interesse an der Entstehungsgeschichte jeglicher Geistesgewächse.

Der Verlag,
ist er Geliebte meines Geistes oder Hure,
ist er Himmelssteige oder Abgrund mir?

Daher werde ich künftig meine Manuskripte lieber als Download anbieten und die “bäurische Gesinnungsgemeinschaft” daran teilhaben lassen.