Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

1 
 Juli 
 
2012


 

DICHTUNG Andreas Gryphius
LESUNG Ritter von Schönhering
BEREITSTELLUNG Ritter von Schönhering


 

Ein wolgestalter Leib ist billich zuerheben/
Noch billicher/ wenn Er von Edlem Blut herrührt/
Vnd ein geschickte Seel in selbten einlosirt/
Welch einig sich bemüht der Weißheit nach zu streben/
Der Weißheit/ so vns lehrt der Richtschnur gleiche Leben/
Die Frömigkeit außsteckt/ so mag ein solche Zierd/
Durch keine Menschen Zung recht werden außgeführt:
Ist denn Auffrichtigkeit Ihmb noch darzu gegeben/

Vnd Demut/ die man kaum bey hohen Leuten find;
Vnd Freundligkeit die fast bey Reich vnd Arm verschwind;
So mag die schöne Welt wol solche Schönheit nennen/

Das schönste Wunderwerck/ wer diß zu schawn begehrt/
Wird seines Wuntsches seyn zum vberfluß gewehrt/
Wofern Er Euch nur kan/ O Schönste/ recht erkennen.

 
 
7 
 April 
 
2012


 

Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren,
meine geliebete Seele, das ist mein Begehren;
kommet zuhauf,
Psalter und Harfe wacht auf,
lasset die Musicam hören.

Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret,
der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet,
der dich erhält,
wie es dir selber gefällt;
hast du nicht dieses verspüret?

Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet,
der dir Gesundheit verliehen, dich freundlich geleitet;
in wieviel Not
hat nicht der gnädige Gott
über dir Flügel gebreitet!

Lobe den Herren, der deinen Stand sichtbar gesegnet,
der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet;
denke daran,
was der Allmächtige kann,
der dir mit Liebe begegnet.

Lobe den Herren; was in mir ist, lobe den Namen.
Alles, was Odem hat, lobe mit Abrahams Samen.
Er ist dein Licht!
Seele, vergiss es ja nicht;
lobende, schließe mit Amen.

 

Textdichter Joachim Neander
Lesung Jürgen Holtz
Bereitstellung wortlover

 
 
7 
 April 
 


 

https://www.youtube.com/watch?v=dmvYcSmbpY0

Seit ich ihn gesehen,
Glaub ich blind zu sein;
Wo ich hin nur blicke,
Seh ich ihn allein;
Wie im wachen Traume
Schwebt sein Bild mir vor,
Taucht aus tiefstem Dunkel,
Heller nur empor.

Sonst ist licht – und farblos
Alles um mich her,
Nach der Schwestern Spiele
Nicht begehr ich mehr,
Möchte lieber weinen,
Still im Kämmerlein;
Seit ich ihn gesehen,
Glaub ich blind zu sein.

 

Text Adelbert von Chamisso
Lesung Ulrike Grothe
Bereitstellung wortlover