Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

15 
 Januar 
 
1997

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[15/01/97, 22…27/01/97 – unbearbeitet, metrisch ungeglättet]

Eure linde Botschaft hab’ ich vernommen,
kühn hat sie meines Heimstatt Bergeshöh’ erglommen
und dort, von Freudenstrahlen flutend besonnen
schmelzend mir ins Herze geronnen.

Erlabend fiel mein Augenmerk
auf das glasierte Zuckerwerk
fein kandierter Komplimente,
schlemmend nach jedem Bonmot flugs haschend
hungernd von dem Süßgebäcke naschend
genoß ich dieses köstlich Ambiente…..

Doch Euer grübelndes Bedenken,
es würde mich zu tiefst gar kränken,
wenn Liebende sich das Treuewort schenken
entgegne ich mit hallendem Gelächter:
“Seid ihr entschlafener Märchen eiserner Verfechter?”
Was gab Euch Grund, daß gerade Simone
waltend herrscht auf meinem Herzensthrone???

Und liegt’s a – wie immer – an mir, dieses hinkende Gerücht
Eure verschobene, ausgekugelte Ansicht
mit erprobtem Kunstgriff wieder einzurenken:

Freilich entsendet sie äußerlichen Liebreiz
doch ihr Gebaren, ihres Geistes Profil
ersticket in mir jedwedes Zartgefühl,
sodaß ich entzaubert mit wahrer Liebe geiz’ !!!

Denn wenn man diesen längst verflüchtigten Dunst
entstiegen meinem Herzensgrund
da unbeständig und leicht an Pfund
auf laut’re Liebe und inständiger Inbrunst
mit nüchternem Blick reduziert
auf reine Gefühle isoliert,
so muß ich kühlen Verstandes frei gestehen
und das ohne herzergreifendes Wehen:

Sie hat mich nie erreicht !!!
Nie hat ihr lodernder Flammenblick
im Siegeszuge kampfgewaltig
mein wächsernes Herzlein je erweicht…

Doch was ist die Liebe
mit ihrem himmlischen Triebe???

Die Liebe, allerorts mit schallenden Hymnen gepriesen
und selbst in Eurem Kreise hochzelebriert
wird von mir getreten mit Füßen
und speiendem Beiwerk, ganz ungeniert!

Denn der Musentrank der Liebe ist
nach meinem weltlichen Gedankengerüst
eine totgeweihte Illusion,
mathematisch eine Addition
falsch empfundener Sinneseindrücke,
die, zusammengezählt mit rechnerischem Geschicke,
stets X ergeben, eine unbekannte Größe
und im eifrigen Bestreben, diese aufzulösen
mit Liebesgeständnis unter bangem Windestösen
gibt man sich selbst dabei die peinliche Blöße.

“Ein Paradoxon, ein in sich verschlungenes Wirrwarr
ist demnach die weibliche Algebra !!!”

Drum wählte ich des Mönches schlichte Haarestracht,
entflohen ist nunmehr der Glanz meines Hauptes Pracht.

Zwar mangelt’s an Prunk, mir kahlen Narrengestalt,
doch schreckt mich keineswegs der Leute Witzgewalt.
Vielmehr schenkt sie mir die Herrlichkeit auf Erden,
denn jeder spottgeladene Heckenschuß
gewürzt mit höhnischen Gebärden
wird mir zum unsagbaren Hochgenuß.

Und bei jedem dieser weiblich servierten Ekelblicken
verspeise ich mit kindlichem Entzücken
dies dargereichte Frühstück,
sogleich füllt sich die stolzgeblähte Brust
mit nie geahnter “Himmelslust”
denn darin allein zeigt sich mein Liebesglück !!!

Doch nun bin ich müd’ und matt …
ich war stets auf einer Baumkrone rotbräunendes Blatt,
losgelöst von einem nackten Ast
sogleich von einem Lüftelein erfaßt
und im Fluge sich stetig wendend
dienstlich dabei euch Schatten spendend
manch’ rauhen Windstoß kühn bestreiten,
um schließlich zu landen und auszugleiten.

 
 
23 
 Dezember 
 
1996


 

[an T.A. anläßlich ihres verlorengegangenen Gitarrenstöpsels am 23.12.96; original belassen, keine metrische Glättung]

Und wie, alles OSRAM, mein immerleuchtendes Glühwürmchen !!!

Laut deinem drängenden Geheiss,
mein 39-pferdestarkes Fahrgestüt
zu durchforsten, hab’ ich mit Bienenfleiss,
mich abgerackert, abgemüht,
um den entschwundenen Gegenstand,
Deiner Obhut davongerannt,
entlaufen deiner zarten Hand,
im Tageslichte aufzuspüren,
weil im nächtlichen Gewand,
des gestrigen Abends, von Finsternis übermannt,
jegliches Suchen keinen ersehnten Lohne fand.

Nun ja, wie auch immer,
zu meinem Bedauern kam es schlimmer:
Denn als ich siegesgewiss
mit geballter Stärke
kühn antrat das besagte Werke
trotzend jeglichem Hindernis
und die Autotür aufriss,
schlug der Dunst verfloss’ner Nachtfahrt
rauhe mir ins Angesicht
doch mit würziger Luft gepaart,
durch der Frauen Wölkchen lind verricht’.

Gleichfalls nehm’ [nahm] ich Botschaften gewahr,
auf angehauchter Scheibe,
rückend mir zu Leibe,
und Sinngehalt wird offenbar.

Desweiteren versuchte ich mit schweifendem Blicke,
mit höchster Sorgfalt und detektivischem Geschicke,
Deinem entfleuchten “Stöpsel” zu ertasten,
doch all’ mein Hasten, ohne Rasten,
das Gliederausrenken,
und dabei den Sitzbezug mit Geifer tränken,
ebenso – bedingt durch beklemmende Enge -,
das Verkrampfen etlicher Muskelstränge,
wurd’ nicht belohnt,
vielmehr nun Enttäuschung in mir thront:
Ich armer Tropf mit gesenktem Kopf
bekenne ohne Wortschwall, kurz und bündig:
Verzeih’, ich wurd’ Deiner Sache leider nicht fündig…

 
 
21 
 Januar 
 
1996


 

[an B. S. 24.01.1996; original belassen, keine metrische Glättung, geschrieben vom 21. – 24.01.96]

Werter, hochgeschätzter B.!
Nach etlichen Tagen verhüllten Schweigens
möchte ich heute eigens
mit einem Briefchen dich beehr’n.
Dein beharrliches Bemüh’n, mich zu belehr’n,
zu besänftigen und Achtsamkeit Gelehrsamkeit zu lehr’n
trug keine reifen Früchte
doch sei getrost und nicht erbost,
denn einst beim Jüngsten Gerichte,
wird kein Sühneblut gefordert werden,
von dir, dem treulich’ Weggefährten.

Denn dein erlabendes Wort
wollt’ richtungsweisend zeigen
wie Friede mir zu eigen
doch warf ich’s achtlos über Bord.
Ermahnende Rede, die die Ohrmuschel erklimmt
damit reuvoll beugend das Kreuze sich krümmt
erstumpft an meines Herzens Härte
trotz Beichtgespräche bei Kaffeekränzchen
zuweilen auch oder in nächtlichen Audienzen
erwähl’ ich selbst mir die Lebensfährte
und trage auch dafür die Konsequenzen.

Bevor du versuchst, dies Tun zu ergründen
will ich dir’s offenherzig künden:

Der tröstliche Zuspruch vertrauter Brüder,
– der linde Ausdruck beseelter Gemüter –
zu straffen mir geschwächte Glieder,
selbst gepflückter Beifall von anmutigen Schwestern,
lindern nicht, und das sprech’ ich ohne Lästern,
den Schmerz, der mir im Herzen ruht.

Denn dieser stete Schwank von Ebb’ und Flut
im Alltagsleben als Schelm verpönt
des Sonnabends aber zum Fürsten gekrönt
ist mir zu kräftezehrend.
Und A.’ reifes Wort der “Frohen Botschaft”,
die zuweilen im Herzen Raum sich schafft
ist zwar belehrend,
doch aus der Reichtum Fülle, die meinereins begehrt
ist mir die geistlich Kost verwehrt.

Denn das Herz ist verstockt,
die Pforten verriegelt,
mir’s nicht frohlockt,
oh, könnt’ ich beflügelt
in die Lüfte mich entheben
zum Heilsquell unbeschwertet schweben,
damit ein Tröpfen der Gnade sodann
in dürstenden Herzenskelch mir rinnt
die Seele sogleich Genesung find’t
entlöst die Fesseln vom Bann.

Doch wo liegt diese holde Stätte?
mit der ich wohl Gefallen hätte?

Und da diese Frage mir unbeantwortet bleibt
und schürfend die Seele wundend reibt,
mitsamt den vielen Glaubensfragen,
die mich verzagen, die an mir nagen,
faß’ ich mich nun ans Herzelein,
und wandle in die Fern’ allein
muß Trost mir selbst nun spenden
wann wird mein Schicksal sich denn wenden?

Der Leidensweg, wohin er mag auch gehen,
muss ich mit Leidenstränen säen.