Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

4 
 Juli 
 
2018


 


Der gute Hirte


Psalm 23


1.
Der Herr, mein Hirte, führet mich.
Fürwahr, nichts mangelt mir.
Er lagert mich auf grünen Au’n
bei frischem Wasser hier.

2.
Erquickung schenkt er meiner Seel’
und führet gnädiglich
um seines hohen Namens Ehr
auf rechter Straße mich.

3.
Geh ich durch’s dunkle Todestal,
ich fürcht’ kein Unglück dort.
Denn du bist da, dein Stecken und Stab
sind Tröstung mir und Hort.

4.
Den Tisch bereitest du vor mir,
selbst vor der Feinde Schar.
Mein Haupt salbst du mit deinem Öl,
mein Kelch fließt über gar.

5.
Ja, deine Güte folget mir
mein ganzes Leben lang,
und immerdar im Haus des Herrn
ertönt mein Lobgesang.

 
 
7 
 Mai 
 
2018


 
Aus den Briefen Epiktets [1]fiktiv
an Lucius Flavius Arrianus [2]Zusammenfassung aus: “Handbüchlein der Moral”
Verlage: Ad Fontes, Reclam, Anaconda
Allzeit bedenk’, halte stets dir vor Augen: Einige Dinge
stehen in unserer Macht, andere wiederum nicht!

Über die wahren Besitztümer menschlichen Geistes gebietet,
herrscht die Vernunft, die da sind: Urteilsvermögen, Begehr
jedweder Art, Widerstreben und Bestreben all uns’res Tuns,
kurzum: der Willenskraft Werk, unseres Geistes Geblüm!

Nicht in uns’rer Gewalt, im Bezirke machtvollen Wirkens,
sind hingegen der Leib, gleichwohl von rühmlicher Kraft,
noch gehäuftes Vermögen, noch bekleidete Ämter,
Ansehn auch nicht, noch des Ruhms Liebschalle schmeichelnden Lobs!
Jenen Dingen entsage, nähr’n sie doch flüchtig dein Glück nur:
Freudiger Hoffnungen Wunsch flieht [3]entreißt sich der Verfügung Gewalt!
→ zu Mnemosynes Geleit
→ Zenons Wandelhalle
Die stoischen Siegessäulen

Fußnoten[+]

 
 
1 
 November 
 
2017
Ich 


 

DICHTUNG Gotthold Ephraim Lessing
LESUNG Jürgen Goslar


 

Die Ehre hat mich nie gesucht;
sie hätte mich auch nie gefunden.
Wählt man, in zugezählten Stunden,
ein prächtig Feierkleid zur Flucht?

Auch Schätze hab ich nie begehrt.
Was hilft es sie auf kurzen Wegen
für Diebe mehr als sich zu hegen,
wo man das wenigste verzehrt?

Wie lange währt′s, so bin ich hin,
und einer Nachwelt untern Füßen?
Was braucht sie wen sie tritt zu wissen?
Weiß ich nur, wer ich bin.