Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

12 
 Mai 
 
2012


 

Aus dem “Buch der Bilder”

Es ist noch Tag auf der Terrasse.
Da fühle ich ein neues Freuen:
wenn ich jetzt in den Abend fasse,
ich könnte Gold in jede Gasse
aus meiner Stille niederstreuen.

Ich bin jetzt von der Welt so weit.
Mit ihrem späten Glanz verbräme
ich meine ernste Einsamkeit.

Mir ist, als ob mir irgendwer
jetzt leise meinen Namen nähme
so zärtlich, daß ich mich nicht schäme
und weiß: ich brauche keinen mehr.

 

Dichtung Rainer Maria Rilke
Lesung Vera
Bereitstellung RilkeForum

 
 
1 
 Mai 
 
2012


 

Zum großen Geist des Universums trat
ein Sterblicher von dem Planeten Erde.
“Was bringst du mir in meine Einsamkeit?
Bringst du den Vorwurf, daß ich dich erschuf,
den Anspruch, daß ich dich entschädigen soll,
die Nachricht, daß dein Stern zuschanden ward,
den Vorschlag einer neuen ‘bessern’ Welt?”
“Von allem nichts, du hoher Geist”, so sprach
der Sterbliche zurück – “ich bringe dir
ein Spiel dafür, das all dies in sich trägt:
Des Lebens Tragik wie Notwendigkeit,
wie du, Notwendiger und Tragischer,
es uns erschufst: ein Spiel, der Spiele Spiel;
für deine weltumrauschte Einsamkeit
das einzige Spiel, wie es das meine war:
Ich bringe dir, mein hoher Geist – das Schach.”

 
 
8 
 April 
 
2012


 


Der Sessel
Dein Thron

Die Programmkanäle
Deine Ländereien

Die Fernbedienung
Dein Szepter

 
RE-GIER-E!