Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

3 
 März 
 
2017


 

Die Titanentochter Mnemosyne [1]modifiziert mit dem Ruby-Juwel

DICHTUNG Hermann Hesse
LESUNG Dagmar Manzel
GESANG Knabenchor Hannover
BEREITSTELLUNG LYRIK & MUSIK


 
Traum gibt, was Tag verschloß;
Nachts, wenn der Wille erliegt,
Streben befreite Kräfte empor,
Göttlicher Ahnung folgend.
Wald rauscht und Strom, und durch der regen Seele
Nachtblauen Himmel Wetterleuchten weht.

In mir und außer mir
Ist ungeschieden, Welt und ich ist eins.
Wolke weht durch mein Herz,
Wald träumt meinen Traum,
Haus und Birnbaum erzählen mir
Die vergessene Sage gemeinsamer Kindheit.
Ströme hallen und Schluchten schatten in mir,
Mond ist und bleicher Stern mein vertrauter
Gespiele.

Aber die milde Nacht,
Die sich über mich mit sanftem Gewölke neigt,
Hat meiner Mutter Gesicht,
Küßt mich lächelnd in unerschöpflicher Liebe,
Schüttelt träumerisch wie in alter Zeit
Ihr geliebtes Haupt, und ihr Haar
Wallt durch die Welt, und es zittern
Blaß aufzuckend darin die tausend Sterne.

Hermann Hesse

→ zu Mnemosynes Geleit
Vorwort

Fußnoten[+]

 
 
18 
 Juli 
 
2016


 

DICHTUNG Hermann Hesse
LESUNG Dagmar Manzel
GESANG Knabenchor Hannover
BEREITSTELLUNG LYRIK & MUSIK


 

Ich dachte, mein menschliches Denken und Fühlen wäre erreicht … doch dann kam Hesse mit allgewaltiger Sprache und dieser herzdurchwebenden Musik und mir wurde gewahr, dass ich irrte!

Traum gibt, was Tag verschloß;
Nachts, wenn der Wille erliegt,
Streben befreite Kräfte empor,
Göttlicher Ahnung folgend.
Wald rauscht und Strom, und durch der regen Seele
Nachtblauen Himmel Wetterleuchten weht.

In mir und außer mir
Ist ungeschieden, Welt und ich ist eins.
Wolke weht durch mein Herz,
Wald träumt meinen Traum,
Haus und Birnbaum erzählen mir
Die vergessene Sage gemeinsamer Kindheit.
Ströme hallen und Schluchten schatten in mir,
Mond ist und bleicher Stern mein vertrauter
Gespiele.

Aber die milde Nacht,
Die sich über mich mit sanftem Gewölke neigt,
Hat meiner Mutter Gesicht,
Küßt mich lächelnd in unerschöpflicher Liebe,
Schüttelt träumerisch wie in alter Zeit
Ihr geliebtes Haupt, und ihr Haar
Wallt durch die Welt, und es zittern
Blaß aufzuckend darin die tausend Sterne.

 
 
30 
 Juni 
 
1997

abgelegt in
Reimgedichte | Vertonungen

 



 
Kräftevoll trägt
des strammen Pfeilers weißer Marmor
der bleichen Decke morsches Holzgebälk.

Liebestoll regt
ein Pflänzchen sich empor
mit kosendem Umranken, zur halben welk.

Doch dank dem Sehnsuchtstriebe
entsprungen aus dem Liebesquell
erklimmt es flugs, bevor es erstürbe,
des Pfeilers geziertes Kapitell.

Flammende Kerzen als stumme Zeugen
leuchten schauernd diesem letzten Liebesspiel,
mit lodernden Blicken sie beäugen
des Pflänzchen’s Todeskampf mit Schmerzgefühl.