Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

7 
 Mai 
 
2018


 
Aus den Briefen Epiktets [1]fiktiv
an Lucius Flavius Arrianus [2]Zusammenfassung aus: “Handbüchlein der Moral”
Verlage: Ad Fontes, Reclam, Anaconda
Allzeit bedenk’, halte stets dir vor Augen: Einige Dinge
stehen in unserer Macht, andere wiederum nicht!

Über die wahren Besitztümer menschlichen Geistes gebietet,
herrscht die Vernunft, die da sind: Urteilsvermögen, Begehr
jedweder Art, Widerstreben und Bestreben all uns’res Tuns,
kurzum: der Willenskraft Werk, unseres Geistes Geblüm!

Nicht in uns’rer Gewalt, im Bezirke machtvollen Wirkens,
sind hingegen der Leib, gleichwohl von rühmlicher Kraft,
noch gehäuftes Vermögen, noch bekleidete Ämter,
Ansehn auch nicht, noch des Ruhms Liebschalle schmeichelnden Lobs!
Jenen Dingen entsage, nähr’n sie doch flüchtig dein Glück nur:
Freudiger Hoffnungen Wunsch flieht [3]entreißt sich der Verfügung Gewalt!
→ zu Mnemosynes Geleit
→ Zenons Wandelhalle
Die stoischen Siegessäulen

Fußnoten[+]

 
 
14 
 April 
 
2018

abgelegt in
Die Stoa | Epiktet | Philosophie

 

  • Über das eine gebieten wir, über das andere nicht. Wir gebieten über unser Begreifen, unseren Antrieb zum Handeln, unser Begehren und Meiden, und, mit einem Wort, über alles, was von uns ausgeht; nicht gebieten wir über unseren Körper, unsern Besitz, unser Ansehen, unsere Machtstellung, und mit einem Wort, über alles, was nicht von uns ausgeht.
  •  

  • «Du bist ein Bruchstück Gottes. Du hast einen Teil Gottes in dir […].
    Du trägst Gott überall mit dir, Unseliger, und weißt es nicht.
    Du glaubst, ich spreche von einem äußerlichen Gott aus Silber und Gold?
    Du trägst ihn in dir und bemerkst es nicht, dass du ihn durch deine unreinen Gedanken und schmutzigen Taten besudelst.
    Vor einem Bilde Gottes würdest du nicht wagen, etwas von dem zu tun, was du nun tust. Vor Gott selbser aber, der in dir gegenwärtig ist und alles sieht und hört, schämst du dich nicht, solche Dinge zu denken und zu tun, o Mensch, der du deiner eigenen Natur nicht bewusst bist, du Gegenstand des göttlichen Zorns» (Dissertationes 2,8,11-14). [1]Die Nähe zum Neuen Testament ist spürbar: «Oder wisset ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, welchen ihr habt von Gott, und seid nicht euer selbst.» (1.Korinther 6:19).

Fußnoten[+]

 
 
14 
 April 
 


 

Epiktet - Handbüchlein der Moral

Es verrät geistige Armut, sich dauernd mit dem Körper zu beschäftigen, zum Beispiel zu viel Sport zu betreiben, zu viel zu essen, zu viel zu trinken, zu oft seine Notdurft zu verrichten und seinem Sexualtrieb freien Lauf zu lassen.

Nein, diese Bedürfnisse sollte man nur nebenbei befriedigen, und die ganze Aufmerksamkeit gelte der Entfaltung der geistigen Anlagen.

41, Körper und Geist