Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

28 
 November 
 
2007


 

Ehret die Frauen!
Sie flechten und weben
Himmlische Rosen
ins irdische Leben.

Aus: “Würde der Frauen”

Denn ein gebrechlich Wesen ist das Weib.

Aus: “Maria Stuart”

Was ist das Leben ohne Liebesglanz?

Aus: “Wallenstein (Wallensteins Tod)”

Das ist es,
oder keine sonst auf Erden!

Aus: “Die Braut von Messina”

Selig durch die Liebe
Götter – durch die Liebe
Menschen Göttern gleich!
Liebe macht den Himmel
Himmlischer – die Erde
Zu dem Himmelreich.

Aus: “Triumph der Liebe”

Das ist der Liebe heilger Götterstrahl,
der in die Seele schlägt und trifft und zündet.

Wenn sich Verwandtes zum Verwandten findet,
da ist kein Widerstand und keine Wahl!

Es löst der Mensch nicht,
was der Himmel bindet.

Aus: “Die Braut von Messina”

Nicht zweifl’ ich mehr an dir,
denn du kannst lieben.

Aus: “Die Braut von Messina”

Die Liebe will ein freies Opfer sein.

Aus: “Wilhelm Tell”

Raum ist in der kleinsten Hütte
für ein glücklich liebend Paar.

Aus: “Der Jüngling am Bache”

O zarte Sehnsucht,
süßes Hoffen!
Der ersten Liebe goldne Zeit!
Das Auge sieht den Himmel offen,
es schwelgt das Herz in Seligkeit;
O, dass sie ewig grünen bliebe
die schöne Zeit der jungen Liebe!

Aus: “Das Lied von der Glocke”

Die Liebe muss hinter sich wie
vor sich die Ewigkeit sehen.

An Charlotte von Lengefeld (seit 1790 Schillers Ehefrau)
und ihre Schwester Karoline, 1789

Nur die Liebe legt die letzte Hand an die Seelen.

Aus: “Kabale und Liebe”

Liebe hat Tränen und kann Tränen verstehen; Herrschsucht hat eherne Augen; worin ewig nie die Empfindung perlt. Liebe hat nur ein Gut, tut Verzicht auf die ganze übrige Schöpfung. Herrschsucht hungert beim Raube der ganzen Natur. Herrschsucht zertrümmert die Welt in ein rasselndes Kettenhaus. Liebe träumt sich in jede Wüste Elysium.

Aus: “Die Verschwörung des Fiesco”

Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
ob sich das Herz zum Herzen findet.

Aus: “Das Lied von der Glocke”

Wer sieht so scharf, so tief,
wer anders als der Falkenblick der Liebe?

Aus: “Don Carlos”

Das Schweigen ist der Gott der Glücklichen.
Die engsten Bande sind’s,
die zärtesten,
die das Geheimnis stiftet!

Aus: “Maria Stuart”

Wenn ich hasse, so nehme ich mir etwas; wenn ich liebe, so werde ich um das reicher, was ich liebe.
Verzeihung ist das Wiederfinden eines veräußerten Eigentums – Menschenhass ist verlängerter Selbstmord;
Egoismus die höchste Armut eines erschaffenen Wesens.

Aus: “Philosophische Briefe”

Die Würde hindert, dass die Liebe nicht zur Begierde wird.
Die Anmut verhütet, dass die Achtung nicht Furcht wird.

Aus: “Über Anmut und Würde”

Ein Augenblick, gelebt im Paradiese,
wird nicht zu teuer mit dem Tod gebüßt

Aus: “Don Carlos”

Gibt es ein schön’res als der Liebe Glück?

Aus: “Die Braut von Messina”

Treue Lieb hilft
alle Lasten heben.

Aus: “Die Jungfrau von Orleans”

Wenn jeder Mensch alle Menschen liebte,
so besäße jeder einzelne die Welt.

Aus: “Philosophische Briefe”

Der Zug des Herzens ist
des Schicksals Stimme.

Aus: “Wallenstein (Piccolomini)”

Männer richten nach Gründen;
des Weibes Urteil ist seine Liebe:
Wo es nicht liebt, hat schon gerichtet das Weib.

>Aus: “Epigramme und Votivtafeln”

Morgen können wir nicht mehr,
drum lasst uns heute leben!

Aus: “Das Siegesfest”

Wir, wir leben! Unser sind die Stunden,
und der Lebende hat recht.

Aus: “An die Freunde”

Wohl dem, der frei von Schuld und Fehle
bewahrt die kindlich reine Seele!

Aus: “Die Kraniche des Ibykus”

Es ist wenig, was man zur Seligkeit bedarf.

Aus: “Don Carlos”

Nicht an die Güter hänge dein Herz,
die das Leben vergänglich zieren!
Wer besitzt, der lerne verlieren,
wer im Glück ist, der lerne den Schmerz!

Aus: “Die Braut von Messina”

Des Menschen Wille,
das ist sein Glück.

Aus: “Wallenstein (Wallensteins Lager)”

Ein jeder Wechsel schreckt den Glücklichen,
wo kein Gewinn zu hoffen droht Verlust.

Aus: “Die Braut von Messina”

Der Mensch braucht wenig,
und an Leben reich ist die Natur.

Aus: “Die Jungfrau von Orleans”

Dein Glück ist heute gut gelaunet,
doch fürchte seinen Unbestand.

Aus: “Der Ring des Polykrates”

Glückselig nenne ich den, der, um zu genießen, nicht nötig hat, unrecht zu tun, und, um recht zu handeln, nicht nötig hat, zu entbehren.

Aus: “Über den Nutzen ästhetischer Sitten”

Man glaubt so selten an ein recht großes Glück.

An den Rudolfstädter Staatsbeamten Wilhelm Heinrich Karl von Gleichen-Rußwurm, 1803

Groß kann man sich im Glück,
erhaben nur im Unglück zeigen.

Aus: “Über das Erhabene”

Das Glück der Menschheit wird ebenso sehr durch Torheit als durch Verbrechen und Laster gestört.

Aus: “Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet”

Die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn.

Aus: “Die Bürgschaft”

Dich wird die Welt nicht tadeln, sie wird’s loben.
Dass dir der Freund das meiste hat gegolten.

Aus: “Wallenstein (Wallensteins Tod)”

 
 
30 
 Juni 
 
1999

abgelegt in
Reimgedichte | Vertonungen

 

Die prangendsten Blumengärten
meiner Jugend bewanderte Fährten
nenn’ ich jene, die mir hochbetaget
im greisen Geiste duftend noch verharren.

Eingesackt in des Totenbettes bleichem Kissen,
im Schoße ruhend, die knöchernen Hände, tief eingerissen,
das faltendurchzogene Antlitz trübsalszernaget
und den laugen Blick unter arthrotischem Knarren
morscher Halswirbel gen Himmel aufrichtend,
der grünenden Jugend entlegener Küste sichtend,
seufzend auf ein Letztes ich gedenke:

Ihr ward
meiner Jugend Pfad
säumende Rosenbeete
Eure tröstende Freundschaftsrede
die munt’ren Quellen irdischer Wonnen…

…und krafterschlaffend mich dann senke
ins weiche Federfüllen, paradiesisch besonnen.

Denn ein Freund
schäumt
überfließend beherzte Worte,
Silbenwölkchen wie Gold-Stäubchen.

Säumt
und bäumt
auf kahler Festtagstorte
kräuselsprießend Sahnehäubchen.

Redeblüten
auf Briefpapier im Übermaße ausgestreut
mit zartem Wortschmelz rieselnd übertäut
erfrischen müden
Kämpfergeist mit Pollenduft der geistigen Heimatlüfte.

Erfasst
die krallend’ Hand
beim Sturze in des Schicksal’s Felsgeklüfte,
verblasst
mit tränenwallendem Augenrand,
wenn selbst das Herz im Trauerstrudel bangt,
zerreisst sogleich das ascherne Sorgengewand,
wenn grämender Mienenzug zu neuem Glanz erlangt.

Tadelung im Flüsterton
anstatt der Leute Megaphon,

Ruhebänkchen auf steilem Hang,
Laternenschein auf Heimatgang,

Zisterne für die salz’gen Augenbäche,
Seelentröster mit kühlendem Gefäche,
stillt so die beutelnden Beschwerden.

Die wahrheitsgeläuterten Gebärden
sind der reinen Seele Spiegelbild,
enthüllt
was aus des Herzen’s tiefstem Brunnen quillt.

In Kokusmilch tauchend gebadet
erstehet fächernd des Freundes’ Seele blühender Lotus,
daß selbst von kunstbemühter Venus
eine Schöngeburt aufs Holdeste begnadet
dem schönen Edelsinne weichen muß.

Denn des schönwüchsigen Menschen alternder Statur,
verwehet gleich des Schlitten’s eingegrabener Spur
im rauhen Schneesturm des wütenden Lebens,
doch des fühlenden Herzens tröstenden Strebens
darf seiner keimenden Aussaat sich erfreu’n
braucht nicht des Todes’ Schatten scheu’n.

Obgleich Fleisch vergeht
wie Gräserhalme abgemäht
des Freundes Geist beschwingt
und dringt
auf ewig
in des Himmels blauen Äther.

 
 
12 
 Juli 
 
1998


 

Wuchtig wie ein Eichenstamm
rankt sich mannigverästelt
manches Problem bäumend empor.

Schaud’re nicht, mein Freund,
ergreife kühnen Mutes selbst die Axt!

Wohl kann die erste Kerbe
weise ich Dir vorschlagen,
die Entscheidung aber
musst du letztendlich selbst fällen.