Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

23 
 Dezember 
 
2022

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DICHTUNG Hermann Hesse
LESUNG Hermann Hesse
BEREITSTELLUNG Lyrik-Klinge



Im Nebel

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

 
 
2 
 März 
 
2021


 

Marcus Aurelius - Marc Aurel - Mark Aurel

Mark Aurel

 

 

Von Apollonius lernte ich die freie Denkart,
zwar mit Bedachtsamkeit, doch ohne Wankelmut auf nichts Rücksicht zu nehmen
als auf die gesunde Vernunft und stete Seelenruhe zu bewahren
unter den heftigsten Schmerzen, beim Verlust eines Kindes
und in langwierigen Krankheiten.
Er war mir ein lebendiges Beispiel,
wie man zugleich ernsthaft und doch leutselig sein könne.
Er zeigte sich beim Unterrichte nie mürrisch oder ungeduldig
und war dabei auf seine Lehrgeschicklichkeit
nicht im geringsten eingebildet.
Von ihm endlich lernte ich,
wie man Wohltaten von Freunden anzunehmen hat,
ohne sich weder zu demütigen
noch auch unerkenntlich dafür zu sein.
 
 
9 
 Juli 
 
2016

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Weltliteratur
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Willst du dein Herz mir schenken,
So fang es heimlich an,
Daß unser beider Denken
Niemand erraten kann.
Die Liebe muß bei beiden
Allzeit verschwiegen sein,
Drum schließ die größten Freuden
In deinem Herzen ein!

Behutsam sei und schweige
Und traue keiner Wand,
Lieb innerlich und zeige
Dich außen unbekannt:
Kein Argwohn mußt du geben,
Verstellung nötig ist,
Genug, daß du, mein Leben,
Der Treu versichert bist.

Begehre keine Blicke
Von meiner Liebe nicht.
Der Neid hat viele Tücke
Auf unsern Bund gericht’.
Du mußt die Brust verschließen,
Halt deine Neigung ein,
Die Lust, die wir genießen,
Muß ein Geheimnis sein.

Zu frei sein, sich ergehen,
Hat oft Gefahr gebracht.
Man muß sich wohl verstehen,
Weil ein falsch Auge wacht.
Du mußt den Spruch bedenken,
Den ich vorher getan:
Willst du dein Herz mir schenken,
So fang es heimlich an.

Verfasser unbekannt
Lesung Imogen Kogge
Bereitstellung wortlover