Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

2 
 Dezember 
 
2018


 

DICHTUNG Johann Wolfgang von Goethe
LESUNG Karl Menrad
BEREITSTELLUNG wortlover



An dem Gedanken bin ich oft erwacht
Daß jetzt ein Schiff geht durch die kühle Nacht
Und Meere sucht und nach Gestaden fährt,
Nach denen heiße Sehnsucht mich verzehrt.
Daß jetzt an Orten, die kein Seemann kennt,
Ein rotes Nordlicht ungesehen brennt.

[…]

Aber, Fürst, wenn dir’s begegnet
Und ein Abend so dich segnet,
Dass als Lichter, dass als Flammen
Von dir glänzten all zusammen
Alles, was du ausgerichtet,
Alle, die sich dir verpflichtet:
Mit erhöhten Geistesblicken
Fühltest herrliches Entzücken.

 
 
9 
 Mai 
 
2015


 

 
Lutz Görner lädt uns zu einer literarischen Reise ein
 

Gedichte eines Lebendigen (Band 1) – Das Lied vom Hasse (1:44)
Georg Herwegh (1817 – 1875)
Bekämpft sie ohne Unterlass,
Die Tyrannei auf Erden.
Und heiliger wird unser Hass
Als unsre Liebe werden.

Bis unsre Hand in Asche stirbt,
Soll sie vom Schwert nicht lassen.
Wir haben lang genug geliebt
Und wollen endlich hassen!

Aufruf (2:49)
Georg Herwegh (1817 – 1875)
Reißt die Kreuze aus der Erden!
Alle sollen Schwerter werden!
Gott im Himmel wirds verzeihn.
Lasst, o lasst das Verseschweißen!
Auf den Amboss legt das Eisen!
Heiland soll das Eisen sein.

Gott im Himmel wirds verzeihn.
Gen Tyrannen und Philister!
Auch das Schwert hat seine Priester,
Und wir wollen Priester sein!
Reißt die Kreuze aus der Erden!
Alle sollen Schwerter werden!

Aus der Schweiz (3:43)
Georg Herwegh (1817 – 1875)
Ich habe nun ein freies Land gefunden.
Doch nirgends sind auf Rosen wir gebettet,
Und ist mein Leib nicht eben angekettet,
Bleibt ewig mir die Seele doch ans Vaterland gebunden.
Gedichte eines Lebendigen (Band 1) – Leicht Gepäck (4:21)
Georg Herwegh (1817 – 1875)
Ich bin ein freier Mann und singe
Mich wohl in keines Fürsten Gunst.
Und alles, was ich mir erringe,
Ist Gottes lieber Himmelsdunst.

Ich habe keine stolze Feste,
Von der man Länder übersieht.
Ich wohn als Vogel nur im Neste.
Mein ganzer Reichtum ist mein Lied.

Gedichte eines Lebendigen (Band 1) – Wer ist frei? (5:01)
Georg Herwegh (1817 – 1875)
Der ist allein ein freier Mann,
Und seiner sei gedacht,
Der sie sich selbst verdienen kann,
Die Freiheit in der Schlacht.
An den König von Preußen (6:13)
Georg Herwegh (1817 – 1875)
Einst hat Graf Platen es gewagt,
Mit seinem Lied, als du noch Kronprinz warst,
Vor dich zu treten.
Du weißt noch, wie er unverzagt
Die Tyrannei bei dir verklagt
Und dich um deinen Schutz gebeten.
Um Schutz für jenes Polenland,
Das blutend vor dem Himmel stand
Und keine, keine Hilfe fand
Als die Verzweiflung des Poeten.

Lebt Platen noch, er würde heut
Dich aus dem süßen Schlummer stören.
Obwohl die Welt dir Weihrauch streut
Und jeden Siegerkranz dir beut,
Sein stolzes Haupt würd sich empören.
Er spräch dem falschen Jubel Hohn
Und nahte zornig deinem Thron.
Tot ist dein Vater. Du, der Sohn,
Der mächtig ist, du solltest auf ihn hören.

Doch Platen schläft am fernen Meer,
Und Polen ist durch uns verloren.
In Ehrfurcht tret ich zu dir her.
Wirf nach dem Dichter nicht den Speer,
Weil eine Hütte ihn geboren.
Weil er vor dir, dem Fürst, den Mut
Zu flehn hat für dein eigen Gut,
Zu flehen für dein eigen Blut,
Fürs deutsche Volk, dem du geschworen!

Das ratlos auseinander irrt,
Mein Volk soll dir entgegenflammen.
Steh auf und sprich: »Ich bin der Hirt,
Der eine Hirt, der eine Wirt,
Und Herz und Haupt, sie sind beisammen!«

 
 
4 
 September 
 
2012

abgelegt in
Gedankenschau

 

Die Parabel des Fiesco von Friedrich Schiller zeigt uns, dass der Mensch als der “größte aller Schrecken” (Die Glocke) auf eine ordnungsgebietende Obrigkeit angewiesen ist, ein Zaumzeug, das ihm angelegt werden MUSS, damit er “funktioniert”.

Der Mensch ist im Gegensatz zur Tierwelt ein instinktreduziertes Wesen, dessen eigentliche Menschwerdung nur mit einem beträchtlichen Erziehungsaufwand zu leisten ist.

Sei es in Form der Willkürherrschaft eines Einzelnen, eines auferlegten Gesetzes oder eines regelinternalisierten Gewissens: auch der Erkenntnis Strahl der Selbstbestimmung braucht seine Richtungsangabe.
Freiheit ist nicht grenzenlos, sondern nur ein Bündel an Wahlmöglichkeiten.

Der Mensch ist und bleibt ein Titan, der gebändigt werden MUSS!