Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

10 
 April 
 
2012

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Lutz Görner lädt uns zu einer literarischen Reise ein

Tausend Dank an Lutz Görner für die Einstellung auf YouTube!
Eventuelle Kommentare zum Video-Clip bitte direkt auf YouTube!

 

 
Der Schatzgräber (0:51)
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)

Arm am Beutel, krank am Herzen,
Schleppt ich meine langen Tage.
Armut ist die größte Plage,
Reichtum ist das höchste Gut!
Und, zu enden meine Schmerzen,
Ging ich, einen Schatz zu graben.
Meine Seele sollst du haben!
Schrieb ich hin mit eignem Blut.

Und so zog ich Kreis um Kreise,
Stellte wunderbare Flammen,
Kraut und Knochenwerk zusammen:
Die Beschwörung war vollbracht.
Und auf die gelernte Weise
Grub ich nach dem alten Schatze
Auf dem angezeigten Platze.
Schwarz und stürmisch war die Nacht.

Doch ich sah ein Licht von weitem,
Und es kam gleich einem Sterne
Hinten aus der fernsten Ferne,
Eben als es zwölfe schlug.
Und da galt kein Vorbereiten:
Heller wards mit einem Male
Von dem Glanz der vollen Schale,
Die ein schöner Knabe trug.

Holde Augen sah ich blinken
Unter dichtem Blumenkranze.
In des Trankes Himmelsglanze
Trat er in den Kreis herein.
Und er hieß mich freundlich trinken.
Und ich dacht: es kann der Knabe
Mit der schönen lichten Gabe
Wahrlich nicht der Böse sein.

Trinke Mut des reinen Lebens!
Dann verstehst du die Belehrung,
Kommst, mit ängstlicher Beschwörung,
Nicht zurück an diesen Ort.
Grabe hier nicht mehr vergebens:
Tages Arbeit! Abends Gäste!
Saure Wochen! Frohe Feste!
Sei dein künftig Zauberwort.

 

 
Der Edelknabe und die Müllerin (3:30)
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)

»Wohin? Wohin?
Schöne Müllerin!
Wie heißt du?«

»Liese.«

»Wohin denn? Wohin?
Mit dem Rechen in der Hand?«

»Auf des Vaters Land,
Auf des Vaters Wiese.«

»Und gehst so allein?«

»Das Heu soll herein,
Das bedeutet der Rechen.
Und im Garten
Fangen die Birnen zu reifen an,
Die will ich brechen.«
»Ist nicht eine stille Laube dabei?«

»Sogar ihrer zwei,
An beiden Ecken.«

»Ich komme dir nach,
Und am heißen Mittag
Wollen wir uns drein verstecken,
Nicht wahr, im grünen vertraulichen Haus …«

»Das gäbe Geschichten!«

»Ruhst du in meinen Armen aus?«

»Mitnichten!«

 

 
Der Zauberlehrling (5:02)
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)

Hat der alte Hexenmeister
Sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
Auch nach meinem Willen leben.
Seine Wort und Werke
Merkt ich und den Brauch,
Und mit Geistesstärke
Tu ich Wunder auch.

Walle! Walle
Manche Strecke,
Dass zum Zwecke …

Und nun komm, du alter Besen!
Nimm die schlechten Lumpenhüllen.
Bist schon lange Knecht gewesen.
Nun erfülle meinen Willen!
Auf zwei Beinen stehe!
Oben sei ein Kopf!
Eile nun und gehe
Mit dem Wassertopf! –

Walle! Walle
Manche Strecke,
Dass zum Zwecke
Wasser fließe
Und mit reichem, vollen Schwalle
Zu dem Bade sich ergieße.

Seht! er läuft zum Ufer nieder,
Wahrlich! ist schon an dem Flusse,
Und mit Blitzesschnelle wieder
Ist er hier mit raschem Gusse.
Schon zum zweiten Male!
Wie das Becken schwillt!
Wie sich jede Schale
Voll mit Wasser füllt!

Stehe! Stehe!
Denn wir haben
Deiner Gaben
Vollgemessen! – –
Ach, ich merk es! Wehe! Wehe!
Hab ich doch das Wort vergessen!

Ach, das Wort, worauf am Ende
Er das wird, was er gewesen.
Ach, er läuft und bringt behende!
Wärst du doch der alte Besen!
Immer neue Güsse
Bringt er schnell herein,
Ach! und hundert Flüsse
Stürzen auf mich ein.

Nein, nicht länger
Kann ichs lassen.
Will dich fassen.
Das ist Tücke!
Ach! nun wird mir immer bänger!
Welche Miene! welche Blicke!

O, du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh ich über jede Schwelle
Doch schon Wasserströme laufen.
Ein verruchter Besen,
Der nicht hören will!
Stock, der du gewesen,
Steh doch endlich still!

Willst am Ende
Gar nicht lassen? Will dich fassen,
Will dich halten
Und das alte Holz behende
Mit dem scharfen Beile spalten!

Wahrlich! brav getroffen!
Seht, er ist entzwei!
Und nun kann ich hoffen,
Und ich atme frei!

Wehe! Wehe!
Beide Teile
Stehn in Eile
Schon als Knechte
Völlig fertig in die Höhe!
Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!

Und sie laufen! Nass und nässer
Wirds im Saal und auf den Stufen.
Welch entsetzliches Gewässer!
Herr und Meister! hör mich rufen! –
Aah! da oben kommt der Meister!
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister,
Werd ich nun nicht los.

»In die Ecke
Besen! Besen!
Seids gewesen.
Denn als Geister
Ruft euch nur, zu diesem Zwecke,
Erst hervor der alte Meister.«

 
 
19 
 Juni 
 
2011

abgelegt in
Mythologie | Runenlehre
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Wem das Nachschlagen der Runen zu mühsig erscheint, kann sich auch hier einen flüchtigen Einblick in das Runensystem unserer Vorfahren verschaffen.

Die insgesamt 24 Runen (älteres Futhark) werden in ihrer symbolischen Bedeutung dargestellt und gesanglich durch Wodansmaiden mit entsprechenden Phonemen verlautet.

Zieht man den Mauszeiger über den korrespondierenden Runenstein (unten), so wird mittels Infofenster die Rune näher erklärt.
Dank gilt an dieser Stelle in besonderer Weise dem mittlerweile verstorbenen Walter Zorn für sein ToolTip-Plugin.

Nachtrag (07.05.2016)
Leider konnte ich das JavaScript von Walter Zorn nicht in meinen WordPress-Blog integrieren und baute daher auf das Fußnoten-Plugin Footnotes.
Zur Erläuterung der jeweiligen Runen bewegt man den Mauszeiger über die angefügte Erklärungsziffer.
Zu meinem Bedauern überschreiben benachbarte Erkennungsziffern den Erklärungstext im Hinweisfenster. 🙁
Daran gilt es noch zu arbeiten.
Die Lösung ist ein ToolTip via CSS (19./20.05.2016)!

Futhark, das gemeingermanische “Alphabet”

 

FehuDie FEHU-Rune
Das Vieh als Symbol des Reichtums und der Macht.
UruzDie URUZ-Rune
Der Auerochse/das Urrind als Symbol der physischen Kraft,
der Gesundheit und des Überlebungswillens.
ThurisazDie THURISAZ-Rune
Der Dorn/Thors Hammer als Symbol der Kraft,
der Tat, der Handlung, aber auch der Gewalt und des Kampfes.
AnsuzDie ANSUZ-Rune
Der Ase als Symbol der Weisheit, der Inspiration,
des Denkens, der geistigen Kreativität
und der Offenbarung.
RaidhoDie RAIDHO-Rune
Der Ritt/der Ritter/das Wagenrad als Symbol
der geordneten, kontrollierten Bewegung,
des bekannten (eigenen) Rhythmusses
und der Wegbestimmung/Wegweisung.
Kenaz
Die KENAZ-Rune
Die Fackel/das Herd-, Opfer- und Schmiedefeuer
als Symbol der Kontrolle über das gebändigte Feuer
und handwerklichen Kunst.
Gebo
Die GEBO-Rune
Das Geschenk als Symbol der weiterreichenden allnützlichen Gabe.
Symbol auch des Opfers
und damit Austausch mit den Göttern.
Wunjo
Die WUNJO-Rune
Die Wonne als Symbol des Glücks, des Frohsinnes,
des Genusses, der materiellen Zufriedenheit
und des Abgesichertseins.
Hagalaz
Die HAGALAZ-Rune
Der Hagel/Kristall als Symbol der Herausforderung,
aber auch der Ganzheit.
Symbol der Vollendung, des Abschlusses, des Wachstumspotentiales
durch vorherige Zerstörung des Alten.
Nadhiz
Die NADHIZ-Rune
Die Not/das Bedürfnis als Symbol harten Schicksalsschlages,
des Hinternisses, der Einschränkung und der Blockade,
des Bedrängnisses und der fehlenden Harmonie.
Isa
Die ISA-Rune
Das Eis als Symbol des eisernen Willens
als auch der Herausforderung.
Jera
Die JERA-Rune
Das (vollendete) Jahr als Symbol der Ernte,
der Fülle und des Überflüsses.
Ernte als Reichtum der Gemeinschaft.
Ihwa
Die IHWA-Rune
Die Eibe als Symbol der Unsterblichkeit,
der Wiedergeburt, der Transformation.
Perthro
Die PERTHRO-Rune
Der Würfelbecher als Symbol der Entscheidung,
aber auch des zugeteilten Schicksals.
Algiz
Die ALGIZ-Rune
Die Elche/mächtige Totemtiere
als Symbol des Schutzes.
Sowilo
Die SOWILO-Rune
Die Sonne/der Sonnenstrahl als Symbol
des Glückes und der Wegweisung.
Tiwaz
Die TIWAZ-Rune
Der Speer des Tyr (der Kriegsgott)
als Symbol eines (Himmels-)Pfeilers,
des kosmischen Ordnungsprinzips
und dem Rechtssystem (Gesetz und Ordnung).
Berkana
Die BERKANA-Rune
Die Birke als Symbol der Geburt und Neubeginn,
die nach einem Waldbrand
als einer der ersten Bäume
sich wieder aus der Asche erhebt.
Ehwaz
Die EHWAZ-Rune
Das Pferd als Symbol des Fortschrittes
gegen den Stillstand.
Mannaz
Die MANNAZ-Rune
Der Mensch als Symbol des eigenverantwortlichen Schicksals
des Eingebundenseins in soziale Systeme,
in ein größeres Ganzes.
Laguz
Die LAGUZ-Rune
Das Wasser/Meer als Symbol der Ausgeglichenheit
der Harmonie mit der Schöpfung
und dem Fluss des Lebens.
Ingwaz
Die INGWAZ-Rune
Ing (Gott der Fruchtbarkeit)
als Symbol der Fruchtbarkeit
und der Macht, Leben zu geben.
Dagaz
Die DAGAZ-Rune
Das (Tages-)Licht als Symbol der positiven Energie,
des Wachstums, des Fortschritts,
der klaren Sicht und des bewußt erlebten Momentes.
Othala
Die OTHALA-Rune
Das eingezäunte Land
als Symbol des ererbten Besitzes,
der Beständigkeit und der Verzweiflung.
 
 
25 
 Mai 
 
2011

abgelegt in
Schach | über ...

 

Gedenkt nicht meiner Drangsal
im feind’schen Kampfgefild,
denn stets hat sich die Muse selbst
ihr Schild geschmiedet.

Spendet indes den dürftigen Armen,
salbt der verwaisten Seelen klaffende Wunden
und huldigt Helios ihn ehrend mit redlicher Tat.

Der feilen Brust lauen Verlagswesens
entbiete ich unabläßliches Verbot
gutenbergschen Wirkens.

Merkurs Götzendiener gierender Frevelhand
verwehr’ ich gänzlich meines Geistes’ Blüte.

Nimmer soll meiner Worte Lauterkeit
auf Camel’s gebirgischen Höhen
Mammon’s Opferaltäre besprengen.

Mehr in freier Manier
die kindbewahrten Herzenstafeln anzuhauchen
mit gold’nen Lettern
fein umrankt von Efeublättern
ist mein sinnend Trachten.