Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

28 
 März 
 
2018

abgelegt in
Gedankenschau

 

… und plötzlich – in den frühen Morgenstunden – war er auf einmal wieder da:

Der bisher stummgeglabute Gedanke an die eigene Vergänglichkeit, das Nur-Bestehen-Dürfen im Dienste der Gemeinschaft wie eine geschäftige Arbeiterbiene nach blütenreichem Sommer, den Nektarschatz ihres Volks zu mehren, sodann gleichfalls abblüht ihr Leben.

Ist eine eigenständige, vom Kollektiv losgelöste Individualität nur ein Konstrukt und wenn ja, wo findet sich dann das eigentliche ICH?

Es geht mir bei dieser Suchbewegung nicht um ausgelebten Egoismus, sondern um das Finden einer eigenen Mitte, eines Hafens, der erst Erkundungsreisen zu Erfahrungsinseln und Gedankenaustausch ermöglicht.

Fern auf der Rhede ruft der Pilot, es warten die Flotten,
Die in der Fremdlinge Land tragen den heimischen Fleiß,
Andre ziehn frohlockend dort ein, mit den Gaben der Ferne,
[…]

aus: “Der Spaziergang” (Friedrich Schiller)

Sollte eher vom Mensch-SEIN als vom Ich-SEIN gesprochen werden?

Dann fände sich Mensch-SEIN eben nur im Wahrnehmen von Aufgaben innerhalb einer menschlichen Gemeinschaft, die wiederum als positive Rückstrahlung das eigene ICH im Lichte warmer AnTEILnahme wie eine Pflanze umsorgt.

Sternengruß
2001

Mir grauet vor der Sterne grausem Geschick,
wenn ihres leuchtenden Geheißes am Himmelsgewölbe
sie fernen Tages nicht mehr mächtig,
daß sie zu feinem Sternenstaub zermahlen,
von Zeus, dem schicksalsfordernden Göttervater.

Daß furchtbeweget sie zerbersten,
an Pegasus’ glühendem Wirbelhuf,
weil sie mit glimmem Schein
die Erdenwohner nicht beglücken
und drum dem Sternenzelt entweichen müssen.

Daß das tilgende Musenroß
als beflügelter Himmelswächter
scharrend auf Erlöschung sinnt.

E r d e n b ü r g e r,
verbannt mich nicht von E u r e m Sternenzelt,
das golden prangt im lauen Abendschein
berauschter Sommernächte!

Spendet mir nur einen matten Schimmer an Eurem Firmament,
aber laßt mich leuchten, laßt mich leuchten,
als unscheinbaren Sternentrost!

Wes silberblau-begossene Nachtgefilde
sollt’ sonst denn ich bestirnen im ewigkreisenden All ?

Drum bitt’ ich,
lasset mich leuchten,
als blassen Abglanz wahrer Geistesgrößen,
nicht buhlend mit des gold’nen Sonnenballes hehren Glanzes.

Es lichtet Euch von Sirius entlegenen Fernen

Ralph