30 Oktober 2016 |
|
Sancta Esenculo! [1]Heilig Wesen!
Me esas trublinta [2]Gestört hab’ ich
la orea deo-repozo [3]die goldene Götterruhe
a tu sovente. [4]dir oft.
E la plu misteria, plu profunda [5]Und der geheimeren, tiefern
dolori de la vivo [6]Schmerzen des Lebens
tu esas aprentinta multi al me. [7]Hast du manche gelernt von mir.
Ho oblivez ol, pardonez! [8]O vergiß es, vergib!
Simile a la nubo ibe [9]Gleich dem Gewölke dort
ante la luno tranquila, [10]vor dem friedlichen Mond
me foriras, [11]geh ich dahin,
e tu [12]und du
kalmas e lumas [13]ruhst und glänzest
en tua belaco itere, [14]in deiner Schönheit wieder,
tu dolca lumo! [15]du süßes Licht!
Textdichter | Friedrich Hölderlin | |
Lesung | Christian Brückner |
Fußnoten
2 September 2016 |
|
Heilig Wesen! gestört hab ich die goldene
Götterruhe dir oft, und der geheimeren,
Tiefern Schmerzen des Lebens
Hast du manche gelernt von mir.
O vergiß es, vergib! gleich dem Gewölke dort
Vor dem friedlichen Mond, geh ich dahin, und du
Ruhst und glänzest in deiner
Schöne wieder, du süßes Licht!
Textdichter | Friedrich Hölderlin | |
Lesung | Christian Brückner |
16 Januar 2016 |
|
DICHTUNG | Novalis | |
LESUNG | Will Quadflieg | |
BEREITSTELLUNG | LYRIK & MUSIK |
Bergmannslied
Der ist der Herr der Erde,
wer ihre Tiefe mißt
und jeglicher Beschwerde
in ihrem Schoß vergißt.
Wer ihrer Felsenglieder
geheimen Bau versteht
und unverdrossen nieder
zu ihrer Werkstatt geht.
Er ist mit ihr verbündet
und inniglich vertraut
und wird von ihr entzündet,
als wär’ sie seine Braut.
Er sieht ihr alle Tage
mit neuer Liebe zu
und scheut nicht Fleiß noch Plage;
sie läßt ihm keine Ruh’.
Die mächtigen Geschichten
der längstverfloss’nen Zeit
ist sie ihm zu berichten
mit Freundlichkeit bereit.
Der Vorwelt heil’ge Lüfte
umwehn sein Angesicht,
und in die Nacht der Klüfte
strahlt ihm ein ew’ges Licht.
Er trifft auf allen Wegen
ein wohlbekanntes Land,
und gern kommt sie entgegen
den Werken seiner Hand.
Ihm folgen die Gewässer
hilfreich den Berg hinauf,
und alle Felsenschlösser
tun ihre Schätze’ ihm auf.
Er führt des Goldes Ströme
in seines Königs Haus
und schmückt die Diademe
mit edlen Steinen aus.
Zwar reicht er treu dem König
den glückbegabten Arm,
doch frägt er nach ihm wenig
und bleibt mit Freuden arm.
Sie mögen sich erwürgen
am Fluß um Gut und Geld;
er bleibt auf den Gebirgen
der frohe Herr der Welt.