4 August 2011 |
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Hildegard von Bingen übertragen ins Deutsche von Maria Kempf |
O Pastor animarum
Oh, Hirte der Seelen
et o prima vox,
und erste Stimme,
per quam omnes creati sumus,
durch welche wir alle geschaffen wurden,
nunc tibi, tibi placeat,
möge es dir nun gefallen,
ut degneris nos liberare
uns Niedrige zu befreien
de miseriis et languoribus nostris.
von unserem Elend und unserer Mattigkeit.
3 August 2011 |
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Ave maria gratia plena,
Gegrüßet seist Du, Maria, voll der Gnade,
dominus tecum, virgo serena,
der Herr ist mit dir, huldreiche Jungfrau,
benedicta tu in mulieribus,
du bist gebenedeit unter den Frauen,
quae peperisti pacem hominibus
die du den Menschen Frieden geboren hast
et angelis gloriam.
und den Engeln Ehre.
Et benedictus fructus ventris tui.
Und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes,
qui coheredes ut essemus sui,
die, damit wir zu Miterben würden,
nos fecit per gratiam.
uns aus Gnade geschaffen hat.
Per hoc autem ave,
Durch dieses Ave aber,
mundo tam suave,
der Welt so lieblich,
contra carnis jura
hast du gegen die Gesetze des Fleisches
genuisti prolem
einen Sohn geboren
novum stella solem
du neuer Stern, der eine neue Sonne
nova genitura.
gebären sollte.
31 Juli 2011 |
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DICHTUNG | Johann Wolfgang von Goethe | |
LESUNG | Eva Mattes | |
BEREITSTELLUNG | LYRIK & MUSIK |
Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;
Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick.
Jeden Nachklang fühlt mein Herz
Froh- und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud’ und Schmerz
In der Einsamkeit.
Fließe, fließe, lieber Fluß!
Nimmer werd’ ich froh;
So verrauschte Scherz und Kuß
Und die Treue so.
Ich besaß es doch einmal,
was so köstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nimmer es vergißt!
Rausche, Fluß, das Tal entlang,
Ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu!
Wenn du in der Winternacht
Wütend überschwillst
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.
Selig, wer sich vor der Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt,
Was, von Menschen nicht gewußt
Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.