24 August 2012 |
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DICHTUNG | Nelly Sachs | |
LESUNG | Nelly Sachs | |
BEREITSTELLUNG | wortlover |
Vielleicht aber braucht Gott die Sehnsucht,
wo sollte sonst
sie auch bleiben,
Sie, die mit Küssen und Tränen und Seufzern füllt die
geheimnisvollen Räume der Luft-
Vielleicht ist sie das unsichtbare Erdreich,
daraus die glühenden
Wurzeln der Sterne treiben-
Und die Strahlenstimme über die Felder der Trennung, die zum
Wiedersehn ruft?
O mein Geliebter, vielleicht hat unsere Liebe in den Himmel
der Sehnsucht schon Welten geboren-
Wie unser Atemzug, ein-und aus, baut eine Wiege für Leben
und Tod?
Sandkörner wir beide, dunkel vor Abschied, und in das goldene
Geheimnis der Geburten verloren,
Und vielleicht schon von kommenden Sternen, Monden und
Sonnen umloht.
6 April 2012 |
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DICHTUNG | Theodor Storm | |
LESUNG | Gerd Wameling | |
BEREITSTELLUNG | wortlover |
Fern hallt Musik; doch hier ist stille Nacht,
Mit Schlummerduft anhauchen mich die Pflanzen;
Ich habe immer, immer dein gedacht;
Ich möchte schlafen, aber du mußt tanzen.
Es hört nicht auf, es rast ohn Unterlaß;
Die Kerzen brennen und die Geigen schreien,
Es teilen und es schließen sich die Reihen,
Und alle glühen; aber du bist blaß.
Und du mußt tanzen; fremde Arme schmiegen
Sich an dein Herz; o leide nicht Gewalt!
Ich seh dein weißes Kleid vorrüberfliegen
Und deine leichte, zärtliche Gestalt. – –
Und süßer strömend quillt der Duft der Nacht
Und träumerischer aus dem Kelch der Pflanzen.
Ich habe immer, immer dein gedacht;
Ich möchte schlafen, aber du mußt tanzen.