25 November 2023 | |
Ausschnitt aus :”Derrick – Ein Lied aus Theben” (Staffel 5, Folge 8)
Hölderlin äußerte einst, dass Dichtung nicht der Unterhaltung, der Zerstreuung dienen sollte, vielmehr Dichtung ein “Gottesdienst” ist.
9 April 2012 | |
Inwieweit der Grundsatz ethischen Handelns gerade um die friedliche Weihnachtszeit einen hochheiligen Anklang findet, lässt sich wohl aus den Verkaufszahlen der Fleischindustrie ablesen.
Irgendwie gebärdet sich die Spezies Mensch schizophren:
Einerseits ein höchst ästhetisch veranlagtes Wesen, das am Heilig Abend mit bedächtigem Sinn und fühlendem Herzen in architektonische Kunstbauten eines Gotteshauses strömt, um derorts mit feuchtem Auge und geradezu ekstatischer Entzückung im Liebschall erhobener Stimme den Schöpfer aller Dinge lobt und anschließend sich beim Weihnachtsessen barbarisch über dessen leidensfähigen Geschöpfe hermacht, obwohl der Mensch doch “den Garten [Eden] bewahren solle, mit weisem Regieren und Achtung seiner Geschöpfe”.
Bekanntlich kommt ja zuerst das Fressen und dann die Moral (Bertolt Brecht), wobei letztere wiederum vom leuchtenden Tannenbaum überstrahlt wird und die darunter angesammelten Geschenke es dem menschlichen Geist leicht machen, aufkommende Bedenken an der nicht bibelkonformen Esskultur zu zerstreuen.
Konkret denke man auch an die süßen Entchen in einem Bach, die man desöfteren schon mit Brot(-Resten) gefüttert hat und so seiner Tierliebe selbstschmeichelnd gehuldigt hat, andererseits aber um die friedensverheißende Weihnachtszeit diesen in knuspriger Form rein kullinarisch begegnen möchte: „Lasset unsre Häupter senken und an unsren Schöpfer denken. Wie reich hat uns doch unser himmlischer Vater beschenkt. Halleluja. AMEN“.
Man sieht, der Mensch ist äußerst ambivalent und jeder backt sich eben seine eigenen Weihnachtsplätzchen so, wie er sie haben will und mundgerecht bekömmlich sind.
Letztlich ist alles nur eine Frage der Auslegung, ein diffuses Aufschimmern lassen selbstdienlicher Moral … eine Sache der konstruierten Legitimation.
8 August 2009 | |
Ich grüß’ Euch mit dem Palmenzweige!
Mein angekündigtes Manuskript hatte noch etliche Korrekturen vonnöten und ich zögerte darum bis heute, es Euch vorzulegen. Verzeiht mein Säumen!
Unterdessen sinne ich auch schon seit einiger Zeit um eine Verquickung des Themas meiner wissenschaftlichen Hausarbeit (“Handlungsorientierter Unterricht”) mit den Denkansätzen Eures Bewegungstheaters. Auch die Eurythmie bietet in dieser Hinsicht äußerst fruchtbaren Boden.
So vielbescholten die Bibel auch sein mag, wie oft sie vom pietistischen Pathos auch gepriesen wurde: ein Gedankenod steht für mich unverückbar auf meinem Herzens-Panier :”Wisst Ihr nicht, dass eurer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist?” (1. Korrinther 3, 16).
Vielleicht sind es auch mehrere Götter, die in uns wohnen oder -besser gesagt- die in unseren Sinnesorganen wohnen (ähnlich der sensumotorischen Intelligenz nach Piaget), beheimatet und verORTet sind und sich in ihnen verkünden (möchten).
Verkündigen folgt durch Ausdruck, durch körperlichen Ausdruck.
Jeder Sinneskanal beherbegt einen eigenen Gott, einen eigenen Ausdruck.
Den Begriff Gott möchte ich hier nicht weiter spezifizieren. Er kann ein Naturphänomen sein, eine Idee oder Teil eines höheren Vernunftprinzips.
Der körperliche Ausdruck kann viuseller, akustischer, taktil-kinästhetischer (…) Natur sein.
Die jeweilige “Reflexzone” korrespondiert -sinnbildlich mit dem Homunculus gesprochen- mit einem mentalen Gegenstand, eine geistige Repräsentation eines Gottes, der im Geiste erfasst wird.
Mit diesem körperlichen Ausdruck (Bewegungstheater) ließen sich symbolisch formulierte Unterrichtsinhalte choreographisch “enaktiv” (Jerome Bruner) nachbilden (“(Geistes-)Bildung” kommt von Bild), innerhalb einer Zeitachse ähnlich wie in der Musik die Noten im Aufeinanderfolgen unterschiedlichen Spiellängen folgen.
Es ähnelt vielleicht der Gleichgewichtsübung im Glasperlenspiel von Hermann Hesse.
Inhalte lassen sich allegorisch in Bewegungen abbilden.
Bewegungen sind daher gleichsam eine tänzerische geradezu elegische Anrufung einer Gottheit durch das betreffende Sinnesorgan im Sinne des Pantheismus.
Bewegungen dienen einer poly- und synästhetischen Gottesverherrlichung.
Da der eigene Körper kulturunspezifisch ist, sei in diesen Bewegungsmustern eine Universalität anzustreben (auf der Folie der Archetypenlehre nach Jung).
Es gäbe diesbezüglich noch vieles zu berichten.
Mein ursprünglich gedachtetes Manuskript folgt in Bälde.
Mit freundlichem Federschwung
Ralph Schumacher