Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

29 
 Dezember 
 
2017


 

DICHTUNG Wolfgang Borchert
LESUNG Fritz Stavenhagen
BEREITSTELLUNG wortlover


Großstadt

Die Göttin Großstadt hat uns ausgespuckt
in dieses wüste Meer von Stein.
Wir haben ihren Atem eingeschluckt,
dann ließ sie uns allein.

Die Hure Großstadt hat uns zugeplinkt –
an ihren weichen und verderbten Armen
sind wir durch Lust und Leid gehinkt
und wollten kein erbarmen.

Die Mutter Großstadt ist und mild und groß –
und wenn wir leer und müde sind,
nimmt sie uns in den grauen Schoß –
und ewig orgelt über uns der Wind!

 
 
9 
 April 
 
2017

abgelegt in
Die Stoa | Philosophie

 

 

Der Mensch als Gefäß der Erkenntnis

Sprecher: Axel Grube [1]Die Stoa

  • Zwei Dinge, die kostbarsten, die es gibt, begleiten uns: die allen gemeinsame Welt und die eigene Geisteskraft.
  •  

  • Das Beste, das der Mensch besitzt, ist dem menschlichen Zugriff entzogen. Es kann weder gegeben noch genommen werden.
    Dieser Kosmos, das Größte und Schönste, das die Natur hervorgebracht hat sowie unser Geist, der Betrachter und Bewunderer des Kosmos und dessen herrlichster Teil, sind uns zu eigen gegeben, gehören uns immer und verbleiben so lange wie wir selbst hier verbleiben.
  •  

  • Je sicherer der Mensch in sich und je gesammelter in seinem besten Leben er ist und je leichter er sich aus untergeordneten Stimmungen in die eigentliche wieder zurück schwingt, um so heller und umfassender muss auch sein Auge sein.
    Herz haben wird er für alles, was ihm leicht und schwer und groß und lieb ist.
  •  

  • Was lebt, ist unvertilgbar, bleibt in seiner tiefsten Knechtsform frei, bleibt eins – und wenn du es scheidest bis auf den Grund – bleibt unverwundet – und wenn du bis ins Mark es zerschlägst – und sein Wesen entfliegt dir siegend unter den Händen.
  •  

  • Diejenigen haben Muse, die ihre Zeit der Philosophie widmen, die allein leben.
    Sie machen nicht nur von ihrer eigenen Lebenszeit richtig Gebrauch, sie fügen die ganze Ewigkeit hinzu.
    Alle die Jahre, die vergangen sind, bevor sie zur Welt kamen, gehören ihnen.
  •  

  • Wenn wir nicht ganz undankbar sein wollen, dann sind die berühmten Stifter heiliger Lehren für uns geboren.
    Sie haben unserem Leben den Weg bereitet. Wir werden durch fremde Mühe zu den schönsten Dingen geleitet, die aus dem Dunkel ans Licht geholt wurden.

Fußnoten[+]

 
 
28 
 Februar 
 
2017


 


Hochgepriesenes Griechenland du,
das längst dem Bewusstsein
uns’rer ernüchterten Tage entfloh’n [1]entschwunden,
du zeugtest die einsten Helden antiker Vorwelt,
die allzeit verehrten.

Auf deinem Amboss
stählte die Gottheit
mit wuchtigem Hammer den Heros,
schmiedete funkenentfahrend
und makeltilgend den göttlichen Streiter.

Wohl dem Erdensohn,
der vom Götterschmied selbst, von Hephaistos,
auf den Amboss gezerrt
wahre Vollendung erlangt.

Fest im Zangengriff nimmt der Meister
das glühende Eisen
vom kohlebeschürten Glutherd
und rückt es gefügig
auf des Ambosses ebener Fläche zurecht.
Donnergleich fährt des Hammerschwungs Allmacht danieder
und zwingt das erweichte Metall
zur vollendeten Form.
Abgeschreckt im Wasserbad
taucht aus der Flut es empor
und erfreuet den prüfenden Blick.

So füllt sich mit allerlei Schmiedwerk,
mit allerlei kostbarem Kriegsgerät
die Waffenkammer der Götter.

* * *

Allen voran preis’ ich Herakles,
gehärtete Spitze des sühnenden Pfeils,
der siegesbeflügelt und zielgewiss im Gigantenkampf,
die entscheidende Wende herbeiführte,
den himmlischen Göttern zugunsten.
Siegreicher Kriegsheld,
in dir einst verklärte sich, nahm Gestaltung
der schaffende Wille und formte das Göttliche
mit dem Hammer allwaltenden Schicksals.

Auch Achilles
durchlief des Götterschmieds heimliche Werkstatt,
war in der Griechen Armee
der nie fehlende Speer zu den Mauern Trojas,
durfte sich rühmlich erzeigen,
bevor ihn am skäischen Tor
des Paris’ verderblich’ Geschoss
und damit sein Unheil ereilte.
Siegreicher Kriegsheld auch du!
Groß war dein furchtloser Kampfesmut,
nicht minder deine Verheißung.
So empfing dein sterbliches Haupt der Unsterblichkeit Krone!

* * *

Wunderwerke
vollbrachte der Schmied in geschäftigter Kammer.
Durch seiner Hände Tat
verlieh er der Vorstellung selbst,
dem Reich kühner Träume,
feste Natur in fassbaren Zügen,
half er doch einst auch mit spaltender Axt
dem Zeus bei der Kopfgeburt der Athene,
die in voller Rüstung Erstand’ne.
→ zu Mnemosynes Geleit
Hephaistos’ Kunstschmiede

Fußnoten[+]