4 Januar 2024 |
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Orpheus entsagt der Waffengewalt beim Argonautenzug
Gedenkt nicht meiner Drangsal
auf rauem Kampfgefilde,
denn stets hat sich die Muse
doch selbst ihr Schild geschmiedet.
Fromm wehr’ ich drum
Poseidons beschirrtem Ross,
entsage mit Spott Artemis‘ Köcher,
der angefüllt mit flinken Pfeilen
und der Athene Schild,
das Haupt der Medusa führend.
Denn hell ertönt der Lyrik Klinge
verzaubert mit der süßen Schärfe
und Allmacht einer Götterschwinge,
dass feind’scher Mächte Krallengriff
durch himmlisch’ Harfenspiel sich löset.
Sodann erhoff’ ich keinen Kriegssold,
dem Söldnerseelen nur verfall’n.
Beglückt damit die dürft’gen Armen,
besalbt der Waisen klaffe Wunden
und huldigt Helios ihn ehrend mit redlicher Tat.
Der feilen Brust indes
verwehr’ ich die Blüte meines Geistes.
Nie darf meiner Worte Lauterkeit
besprengen nied’rer Gesinnungen Opferaltar.
Denn frei und keusch soll erschallen
der Musen Geschenk,
mit gold’nen Lettern angehaucht
die kindlich reinen Herzenstafeln.
1 Juli 2022 |
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https://de.wikipedia.org/wiki/Pyramus_und_Thisbe
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Pyramus und Thisbe
Lag es
an uns’rer Worte zart Gefieder,
die sanften Flügelschlags
und doch mit kühner Schwinge
auf heimatlichem Geisteswind
uns in die Freudentäler
trauteren Gespräches trugen?
Pyramus
Lag’s
an Apollons Gnadengabe,
der väterlich die Sonnenharfe mir entlieh,
um dann mit leichtem Fingerspiel
an deinen gold’nen Herzensaiten
ebenso zu rühren?
Thisbe
War Kalliope denn mir hold,
Die meine Lipp‘ mit Frohgesange salbte,
und wundersam
zu deinem Spiele sich gesellte?
Pyramus und Thisbe
Kein forschend‘ Aug‘
vermag der Seele Flügelschwung
im Reich der Harmonien
zu ergründen?
2 August 2017 |
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Apoll mit Kithara [1]Fresko, etwa 50 n. Chr., heute im Antiquarium auf dem Palatin in Rom
Musik
Wolfgang Amadeus Mozart [2]Klaviersonate Nr. 11 (Auszug)
Gedankenflaute
Apoll,
Du geistbeseelter Sphärensänger,
entleih’ den melodiösen Säuselwind,
der hauchend dir durch’s gold’ne Harfenspiel
ambrosisch streift,
dem flauten Geistesregen,
meiner Seele matter Flügelschlag.
Die irdischen Banden löse,
dass kraftbefiedert
meines Geistes Späh’n
sich dann mit kühnem Argosblick erhebt,
zum reichbestirnten Firmamente strebt,
um derorts edle Sternenworte zu erhaschen.
Nur dort prangt
des Paradieses verbliebene Schöne,
legt Venus
adelnd ihre Maßesschnur.
Nicht des äußer’n Liebreizes flüchtiger Fülle,
den holden Widerscheine,
krönet Venus,
sie schmähet dem nichtigen Prunk,
dem Trugbild falscher Wonnen!
Dem Liebschall sanftgewogener Rosenworte
entsendet einzig sie das köstliche Heil.
Oh, Apoll,
so nimm dahin
den jüngst umwehenden Jungfernschleier,
das schmucke Liebespfand,
es sei dir eigen,
hiess flatternd zum Lohne des Dichters Banner
in deinem milden Geisteswinde sel’gem Reigen.
→ Eherne Welt
Fußnoten