Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

23 
 Mai 
 
2011

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Hexameter

 

Ewig tobt schon der Streit der Geschlechter! Denn wer von den beiden
darf sich des edleren Geistes gewahren? Der Frauen Partei, die
viele Aufgaben zeitgleich bewältigt, als wahres Multitalent? Hmmm…
Hätte im alten Ägypten die Frau Pyramiden gebauet:
Tausendfältig zerstreuet, es wäre ein Turmbau zu Babel.

Oder der Männer recht einfach gestricktes Nervengeknäul, das
nur einer Tat sich in einem Moment still ergibt und mit heil’gem
Ernst der Beharrlichkeit nach der Vollendung des einen hinstrebet?
Welch Graus! Die Schar vieler Kinder, sie zerret am Nervenkostüme.

Tut Ench Amun, was auch Nofre täte? Ich wag’s zu bezweifeln!
Jedes Geschlecht, es hat seinen Vorzug als auch seine Leiden.
Zu verschieden die Geister, zu groß der Gedankenkosmos, der
streng im Weltengewirr sich eigner Gesetze behauptet.

 
 
23 
 Mai 
 

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Hexameter

 

Nicht Klopstock preis’ ich, noch Goethe, noch Schiller, das Pferdegespann der Weimarer Klassik! Apoll nur, dem Lenker des Wagens, gilt Ruhm.
Denn erst wenn die Gottheit den Zügel der sprachlichen Wendung
wohl führt, dem Versfuß sodann galoppierende Gräzie befehligt,
vollenden Dichter im Wettstreitgemenge die Laufbahn,
grünt ihnen der Lorbeer.

 
 
23 
 Mai 
 

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Hexameter

 

Musenkind, wende den Blick, den enttäuschten, hinweg vom Gebilde
menschlichen Werkes: der heillosen Städte gar scheues Gewimmel,
aller Künste verwirktes Erlösungswerk an dem verirrten
Geiste des Menschen. Noch heute gelüstet es Adam nach Weisheit,
greift mit vermeintlichem Witz nach der göttlichen Allmacht. Nach Frieden
sehnend vermag ihn nichts zu besänftigen, rastlos in seinem Geschicke [1]Getriebe.

Strebe, zerriebene Seele, indes zur Heimstatt beseelter
Wesen, dem Bund lichter Sterne, bestürm’ sie, zur Feier geladen!
Was dir das Erdreich versagt, wird dorten mit Freuden gereicht.

Fußnoten[+]