Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

18 
 Juli 
 
2011

Schlagwörter

1

 

Thomas der Zwilling

Jesus sprach:
„Werdet Vorübergehende!“

Hoher Himmel! Es rührt des Allmächtigen eherne Schwinge
Donner gebärend am wolkengeballten Gewölb. Ein
irrender Strahl durchzuckt den erbleichten Äther. Die Berge
-heiligen Donnerhorns nun übergossen- verharren in Ehrfurcht,
göttlicher Hoheit gewärtig. Es wogt der urmächt’ge Welthall
nun die schroffen Hänge hinab und wälzt sich dumpfwallend
in die Täler, drängt zu der Dörfer duckenden Hütten,
drängt zur versammelten Schar im häuslichen Kreis und verliert sich
schweigend im lauschen Ohr menschlichen Staunens. Oh, du …

… Wunderklang Gottes, aller Naturen durchwogende Stimme!
Tön’ als erhabener Lehrmeister deinen Erdengeschöpfen,
mahn’ der Vergänglichkeit sie! Denn gleichwie dein Donner dem
Himmel entfuhr, dem göttlichen Urquell entsprang, so verlor sich
dies Große doch im Kleinen, im Irdischen nied’rer Behausung.

Lehre uns gleichwohl des flüchtigen Wandels hienieden auf Erden,
nichts währet immerdar, ist gezeitigt, gestundet dem Schicksal!

→ zu Mnemosynes Geleit
Evangelium nach Thomas
 
 
23 
 Mai 
 
2011

abgelegt in
Hexameter

 

Musenkind, wende den Blick, den enttäuschten, hinweg vom Gebilde
menschlichen Werkes: der heillosen Städte gar scheues Gewimmel,
aller Künste verwirktes Erlösungswerk an dem verirrten
Geiste des Menschen. Noch heute gelüstet es Adam nach Weisheit,
greift mit vermeintlichem Witz nach der göttlichen Allmacht. Nach Frieden
sehnend vermag ihn nichts zu besänftigen, rastlos in seinem Geschicke [1]Getriebe.

Strebe, zerriebene Seele, indes zur Heimstatt beseelter
Wesen, dem Bund lichter Sterne, bestürm’ sie, zur Feier geladen!
Was dir das Erdreich versagt, wird dorten mit Freuden gereicht.

Fußnoten[+]