Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

7 
 März 
 
2007


 

„Regel wird alles und alles wird Wahl und alles Bedeutung”
Aus: „Der Spaziergang” (Friedrich Schiller)

 

Die Semantik (Bedeutungslehre) – ein wirklich erhabenes und weitreichendes Wissensfeld – führt auf mancherlei Pfade empirischer Einsicht, lässt bisher unbedachte sprachliche Alltagsphänomene kognitv durchdringen und bereichert die sprachliche Sensibilität doch ungemein.

Während ein Wort in einen Zusammenhang eingebettet sich auf einen eindeutigen Sinn begrenzen lässt durch die semantische Kompatibilität zu den syntaktischen Nachbargliedern (Umfeld-Information), lässt dasselbe Wort außerhalb jenes fest abgesteckten Kontextes isoliert und daher mit vielerlei Bedeutungsoffenheit den Geist nach der gemeinten Bedeutung schweifen (Synonomie).

Gerade wegen der Vielschichtigkeit eines (Einzel-)Wortes kann sich der Lesende im Prozess einer glückenden Sinnentnahme in diesem “reizenden Streit” vielfältiger Bedeutungen verlieren.

Wenn nun ein Prüfling während einer Klausur über eine Fragestellung mit bedächtigem Blick gleitet, in diesem Leseakt er auf “Schlüsselwörter” (Oberkategorien, vertraute thematische Felder) hofft, die mit dem Gelernten fruchtbar korrespondieren, sieht er sich trotzdem durchaus einer (zeitlichen) Not ausgesetzt.

Er muss sich emsig nach den Redeblümchen bücken, die er in seiner Prüfungsvorbereitung gepflanzt hat, aus dieser Mannigfaltigkeit aber nur die erlesensten wählen, jene Wortgewächse pflücken, die dem geneigten Prüfer vom Bedeutungsgehalt am meisten beglücken und jene Blümchen dann in ihrer bunten Sonderzahl zu einem geordneten Sträußchen wohlduftender Rede binden.

Der Prüfling ist ein Blumenfreund, der Plaisir an der Zusammenstellung seiner Wortgewächse findet und sich nicht mit der Massenware “Zitate”, mit verschweißten Schnittblumen, zufrieden geben möchte. Ein durchaus vergnügliches Unterfangen also, das aber gerade wegen des vorgegebenen Zeitrahmens einer Prüfungssituation einen Stoß erleiden kann und daher nicht Vollendung findet, oft zur getrübten Augenfreude des Prüfers, untröstlich für den Prüfling selbst.

Aus dem edlen Vorhaben einer Blumenlese wird ein flüchtig gebundenes Blumengestrüpp, das in der Blumenwahl Sorgfaltspflicht missen lässt, da gerade in einer bedrohlichen Prüfungssituation manches nachtende Angstgewölk (Black-Out) den Freiblick über das Blumenfeld dem schauenden Geist verfinstert und allbeglückende Redeblümchen erst nach Tagen (der Prüfung) im dämmernden Tal, in den Niederungen des Alltags sich urplötzlich sichten, sich herzeigen im Glanz wieder erlangter Schöne im tagenden Licht der Erinnerung.

 
 
21 
 Oktober 
 
1995

abgelegt in
Reimgedichte

 

18. – 21. Oktober 1995

Es war einmal vor langer Zeit
ein Rittersmann und seine Maid.
Fest geknüpft das Liebesband
durch des Hochzeits Treueeid
ist stets die Lieb’ ins Herz hineingebrannt
sowohl in Freud als auch im Leid.

Das werte Pärchen ist beglückt
und auch die Eltern sind entzückt,
weil bald schon aus dem Bündnis sprießen,
mopsfidele Kinder
der Zahl nicht minder
Tränen der Freude, sie fließen.

Das Glück der beiden nun geboren,
sie sind einander auserkoren,
Erquickung spenden beiderseits
und Alex entsagte fremdem Reiz.

Beschritten wird der Lebenspfad
gepflaster mit manch’ Müh’ und Last
gemeinsam festumschlungen
Frieden und Zuneigung und Liebe werden gewahrt,
in schwerer Zeit hindurchgerungen.

Und diese ungetrübte Harmonie,
der Fackel Wonne hell entflammt.

Ein Länderkrieg doch nun ausbricht
erhofftes Glück in Ketten gebannt
das WonnenFeuer erklaltet, es erlischt,
ist das des Lebens Ironie?

So muß sich Alex in den Krieg bemüh’n
als tapferer Ritter mit Schild und Schwert
Tränenbäche über Doro’s Antlitz zieh’n
ihr Herz vor Wehmut sich verzehrt.

Des Krieges Opfer sind’s gar viele
und Alex’ Kraft entfliehet, erschlafft
er gleichfalls auch als Kriegsheld fiele
doch er gerät in Gefangenschaft.

So fristet Alex jämmerlich sein Darsein
in einer Burges finst’ren Zelle
abgeschottet von jeglichem Sonnenschein
nur eine Kerze, ihm Lichterquelle.

Der Liebsten entrücket,
das Herze im bricht,
ist er doch beglücket,
ihr zu schreiben das folgend’ Gedicht:

Fern und doch so nah !!!

 
 
1 
 Mai 
 
1995


 

Im Frühlingsgärtchen es flutend sonnt,
und auch die Blümelein es helle lieblich wonnt,
den Bienen süßen Nektar darzubeiten.
Sogar die Grillen halten Konzert
so wie es denn Dein Herz begehrt
versteht’s die Seele zu befrieden. (kurzfristig, langfristig wohl eher nur Gott?)

Berauschet von den Frühlingsklängen
die schwirrend in der Luft nun hängen
wird ein jeglich’ Geschöpf in den Zauber gebannt
durch die Fackel des Frohsinns leuchtend helle entbrannt.

Doch D. können nicht locken,
diese sanften Frühlingsstimmen
sie muß brav in ihrem Zimmer hocken
und die Karriereleiter zu ergklimmen.
“Denn ohne Schweiß gibt’s keinen Preis”,
– das ist wahrlich zu befürworten.
Und ohne Streben im Schülerleben
gibt’s auch keinen Leistungsorden.

kühl auf dem Gestühl

Frühlingsstimmen locken

muß brav im Stübchen hocken

Das Wetter ist also andere als trübe
gleich D.s Arbeitstriebe
sie pauket Vokabeln, wälzt ihre Bücher
wischt sich die Stirn mit Taschentücher

Doch dieses Schaffen, emsiges Werken
kann meinem Auge nicht verbergen:
Erhöhter Blutdruck, zermattertes Gehirn,
Schweißperlen auf heißen temperierter Stirn
dank Adrenalin, dem Stresshormon,
der Krankheit “Prüfungsstreß” erstes Symptom.

Doch bleibe kühl
auf dem Gestühl
auch wenn der Lehrnstoff mag sein viel
wirst doch erreichen das Klassenziel.