Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

20 
 August 
 
2019


 
Simonides von Keos
Simonides von Keos

MUSIK
Johann Sebastian Bach
St. Matthäus Passion [1] BWV 244, Matthäus-Passion, Chorus I – Quelle: www.mp3co.biz

Bei einem Festmahl, das von einem thessalischen Edlen namens Skopas veranstaltet wurde, trug Simonides zu Ehren seines Gastgebers ein lyrisches Gedicht vor, das auch einen Abschnitt zum Ruhm von Kastor und Pollux enthielt.

Der sparsame Skopas teilte dem Dichter mit, er werde ihm nur die Hälfte der für das Loblied vereinbarten Summe zahlen, den Rest solle er sich von den Zwillingsgöttern geben lassen, denen er das halbe Gedicht gewidmet habe.

Wenig später wurde dem Simonides die Nachricht gebracht, draußen warteten zwei junge Männer, die ihn sprechen wollten. Er verließ das Festmahl, konnte aber draußen niemanden sehen. Während seiner Abwesenheit stürzte das Dach des Festsaals ein und begrub Skopas und seine Gäste unter seinen Trümmern.

Die Leichen waren so zermalmt, dass die Verwandten, die sie zur Bestattung abholen wollten, sie nicht identifizieren konnten. Da sich aber Simonides daran erinnerte, wie sie bei Tisch gesessen hatten, konnte er den Angehörigen zeigen, welches jeweils ihr Toter war.

Die unsichtbaren Besucher, Kastor und Pollux, hatten für ihren Anteil an dem Loblied freigebig gezahlt, indem sie Simonides unmittelbar vor dem Einsturz vom Festmahl entfernt hatten.

aus: Cicero, De oratore, II, 352f.

Traute Orte geistiger Wiederkehr [2]Wichtig ist mir an dieser Stelle die Klarstellung, dass zwischen dem einstürzenden Gebäude des Skopas und dem Gebäude einer Schule hinsichtlich des Aspektes des „Einstürzens“ ich keinerlei Parallele ziehe und dies auf keinen Fall auch nicht möchte, für mich lediglich der Aspekt „Architektur, Raumstruktur“ von Belangen ist.

Haus des Skopas
→ zu Mnemosynes Geleit
Das Positionsspiel

Fußnoten[+]

 
 
10 
 Juni 
 
2018


 

MUSIK Johann Sebastian Bach
BEREITSTELLUNG Jos Leys


 

Tizian - Allegorie der Zeit
Tizian – Allegorie der Zeit

Wie gut, daß auch diese Erkenntnis nun zu ihm kam: daß es keine Zeit gab!

Das einzige, was zwischen Alter und Jugend, zwischen Babylon und Berlin, zwischen Gut und Böse, Geben und Nehmen stand, das einzige, was die Welt mit Unterschieden, Wertungen, Leid, Streit, Krieg erfüllt, war der Menschengeist, der junge ungestüme und grausame Menschengeist im Zustand der tobenden Jugend, noch fern vom Wissen, noch weit von Gott.

Er erfand Gegensätze, er erfand Namen. Dinge nannte er schön, Dinge häßlich, diese gut, diese schlecht. Ein Stück Leben wurde Liebe genannt, ein anderes Mord. So war dieser Geist, jung, töricht, komisch.

Eine seiner Erfindungen war die Zeit. Eine feine Erfindung, ein raffiniertes Instrument, sich noch inniger zu quälen und die Welt vielfach und schwierig zu machen! Von allem, was der Mensch begehrte, war er immer nur durch Zeit getrennt, nur durch diese Zeit, diese tolle Erfindung! Sie war eine der Stützen, eine der Krücken, die man vor allem fahren lassen mußte, wenn man frei werden wollte.

Aus: „Klein und Wagner“ (Hermann Hesse)

 
 
17 
 März 
 
2018

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