Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

30 
 Juni 
 
1999

abgelegt in
Reimgedichte

 

Wenn wirrer Welt
gar freudvergällt
ich angstbesohlt entsprungen,
zermürbt der zarte Jugendgeist,
gedankenschwelgend er verwaist
und treuen Freundes Schritte er entlaufen

so lachet,
mit schwelen Flammenzungen
entfachet
loh des Spottes Scheiterhaufen.

Verdammt
zur aussätzigen Randfigur
mich doch mit kain’scher Stirngravur
und rammt
mit lautgellender Höllenqual
des Hohnes zugespitzen Pfahl
ins letzte Gliederzucken.

Ohn’ Zögern will ich schlucken,
den dargereichten Schierlings-Kelch,
den randgefüllten, welch’
ein schleichend Gifte beigesetzt,
dem Mechelmord geweiht.

Wes Grund werd’ ich wie Freiwild denn gehetzt?
Weil weltenfremd ein himmlisch Sehnen innewohnt,
die Dichterliebe prangend mir im Herzen thront?

Ihr Pharisäer,
ihr Seelenschmäher,
so nehmt gewahr, ihr seid
wie wandelnde Leichen
mit erstarrten Mienen,
die trotz Erbleichen
noch dreist sich erkühnen
warmen Lebenshauch zu heucheln.

Und ohne Erbarmen meucheln
sie Apollon’s [sic] Geisteskinder…

 
 
30 
 Juni 
 
1998

abgelegt in
Reimgedichte | Vertonungen

 



 
Entrücket
von der Welten wirrem Lärmen,
beglücket
in des Dichter’s selgem Schwärmen
durchbricht
entflammtes Geisteslicht
der Weltennacht Dunkel,
gleich Sternengefunkel,
erpicht
die frost’gen Gemüter zu erwärmen
zu neuem Freudentaumel aufzuraffen,
die rost’gen Glieder indes erschlaffen
im Sumpf
der nüchternen Wirklichkeit.Und stumpf
ertönt der Lyrik’ Klinge,
entzaubert ihrer süßen Schärfe
gleich dem matten Flügelschlag einer Engelsschwinge
oh, Seele, mir schaudert,
verwerfe
doch
dein fühlend Mitleid.

Poch’
nicht an ihre Herzenstür,
zerstreue nicht die Perlenzier,
die Treue der Lyrik allein nach Gebühr!

 
 
29 
 Mai 
 
1997


 

Dies Blümlein ist für dich gedacht,
ich hab’s gepflückt ganz fein und sacht,
dir Wonne zu bereiten.