Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

14 
 Oktober 
 
2007

abgelegt in
Gedankenschau | Zitate

 

In verschiedenen Internetforen findet sich der folgende Beitrag eines offenbar unbekannten Verfassers:

Wenn du nach 1978 geboren wurdest, hat das hier nichts mit dir zu tun…. Verschwinde! Kinder von heute werden in Watte gepackt…
Wenn du als Kind in den 50er, 60er oder 70er Jahren lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben, daß wir so lange überleben konnten:  
 

  • Als Kinder saßen wir in Autos ohne Sicherheitsgurte und ohne Airbags.  
  • Unsere Bettchen waren angemalt in strahlenden Farben voller Blei und Cadmium.  
  • Die Fläschchen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten öffnen, genauso wie die Flasche mit Bleichmittel.  
  • Türen und Schränke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen.  
  • Auf dem Fahrrad trugen wir nie einen Helm.  
  • Wir tranken Wasser aus Wasserhähnen und nicht aus Flaschen.  
  • Wir bauten Wagen aus Seifenkisten und entdeckten während der ersten Fahrt den Hang hinunter, daß wir die Bremsen vergessen hatten. Damit kamen wir nach einigen Unfällen klar.  
  • Wir verließen morgens das Haus zum Spielen. Wir blieben den ganzen Tag weg und mußten erst zu Hause sein, wenn die Straßenlaternen angingen. Niemand wußte, wo wir waren und wir hatten nicht mal ein Handy dabei! Wir haben uns geschnitten, brachen Knochen und Zähne und niemand wurde deswegen verklagt. Es waren eben Unfälle. Niemand hatte Schuld außer wir selbst. Keiner fragte nach "Aufsichtspflicht". Kannst du dich noch an "Unfälle" erinnern? Wir kämpften und schlugen einander manchmal bunt und blau. Damit mussten wir leben, denn es interessierte den Erwachsenen nicht.  
  • Wir aßen Kekse, Brot mit dick Butter, tranken sehr viel und wurden trotzdem nicht zu dick.  
  • Wir tranken mit unseren Freunden aus einer Flasche und niemand starb an den Folgen.  
  • Wir hatten nicht: Playstation, Nintendo 64, X-Box, Videospiele, 64 Fernsehkanäle, Filme auf Video, Surround-Sound, eigene Fernseher, Computer, Internet-Chat-Rooms.  
  • Wir hatten Freunde. Wir gingen einfach raus und trafen sie auf der Straße. Oder wir marschierten einfach zu deren Heim und klingelten. Manchmal brauchten wir gar nicht klingeln und gingen einfach hinein. Ohne Termin und ohne Wissen unserer gegenseitigen Eltern. Keiner brachte uns und keiner holte uns… Wie war das nur möglich?  
  • Beim Straßenfußball durfte nur mitmachen, wer gut war. Wer nicht gut war, mußte lernen, mit Enttäuschungen klarzukommen.
  • Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere. Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen. Das führte nicht zu emotionalen Elternabenden oder gar zur Änderung der Leistungsbewertung.  
  • Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen. Das war klar und keiner konnte sich verstecken. Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstoßen hat, war klar, daß die Eltern ihn nicht aus dem Schlamassel heraushauen. Im Gegenteil: Sie waren der gleichen Meinung wie die Polizei! So etwas!Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfindern mit Risikobereitschaft hervorgebracht. Wir hatten Freiheit, Mißerfolg, Erfolg und Verantwortung. Mit alldem wußten wir umzugehen.
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    16 
     November 
     
    1999

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    Balladen | Reimgedichte | Vertonungen

     

    Der Nachtwächterstaat
     
    Ein Trauerspiel in einem Streifzug

    Bröselnder Sozialstaat
    im Banne der wachsenden Verschuldung

    Es spielen
    Der VATER als der (Bundes-)Adler
    Das KIND, symbolisch für das Bürgervolk
    Der PLEITEGEIER, die Mißwirtschaft schlechthin



     
    Wer gleitet so spät
    durch Nacht und Wind?
    Es ist der ADLER auf Fittichen beschwingt,
    taucht er in die sanfte Abendglut,
    dreht
    kreisend über frischentschlüpfter Brut
    seine wachenden Streifeszüge,
    nichts entschwindet seinem durchforstenden Blick
    durchkämmet Nachtgefild’ mit detektivischem Geschick
    gleich des Bauern rackerndem Gepflüge.

    »Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?«
    »Siehst, VATER, du den PLEITEGEIER nicht?
    Den schnabelwetzenden PLEITEGEIER?«

    »Mein Sohn, es hüllt sich nur ein nächtlich’ Schleier,
    um des Mondes scheues Antlitz,
    ein Flausch von weißen Wolkenschwaden,
    gesponnen aus des Nebeldunstes feinstem Faden.

    Welch’ schlichter Witz:
    Ein PLEITEGEIER soll’s gar sein?
    Gewiß, dies Schauerbild erweckt den Anschein
    im kindlichen Gemüte,
    daß ein Geier am Sternenhimmel wüte.

    Doch sei getrost, mit unseren Finanzen
    ist alles im Lote
    dank den Mannheimern Allianzen!«
    »Du liebes Kind, komm, reich’ meiner samt’gen Pfote
    deine zarten Adlerskrallen !
    Gar schönen Lerchengesang soll ins Ohr dir schmachtend hallen,
    im Sinnesgarten, darfst schnuppern an der Gartenzier.
    Deines Standes gebührender Fürstenmanier
    schlemmernd speisen,
    dich sätt’gend erlaben
    an den prallen Segensgaben.
    Der wundernd Blick soll schwelgend Dir entgleisen
    von des Garten güldener Gewandung.«
    Schürfe forschend in der Seel’ mit Gedankenfahndung
    ob je ein Liebesbann Dich mehr betörte,
    der dein innigheißes Sehnen barmend erhörte !
    Nimmer ???
    Drum schlürfe lüstern von dieser irdischen Glückseligkeit !

    »Mein VATER, mein VATER, und hörest du nicht,
    was PLEITEGEIER mir leise verspricht?«
    »Sei ruhig, bleib’ ruhig, mein Kind !!!
    ‘s sind
    flüsternde Wunschgedanken,
    Gespinste ins Spatzenhirne dir geschmettert,
    die zum Ohr empor sich ranken.
    Mehr ist’s das rauschende Weben dürrer Blätter,
    die geisterhaft säuseln im Windeswetter.«

    »Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
    Meine Töchter sollen dich warten schön
    und mit eines Königsadler’s Glanze dich beschmücken;
    Meine Töchter als Kreditverleiher wollen Dich beglücken
    mit räumigen Prunknestern auf klippigen Höh’n,
    leichtem Beuteflug fern dem arbeitshektischen Gestöhn.
    Drum schwing die Flatter, erhasch’ die nächste Windesböe,
    bei ihnen gibt’s bis zum 31.12. zu günstigen Konditionen
    fette Sonderkredite in Höhe
    von Millionen.«

    »Mein VATER, mein VATER, und siehst du nicht dort
    PLEITEGEIER’s Töchter am düstern Ort?
    Mit kommerziellem Lächeln und seriösen Krawatten
    wollen sie schon einen Besuch mir abstatten,
    zum kostenlosen Finanzierungsberatungsgespräch«

    »Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau,
    muß ich dir erst die Leviten lesen,
    du „verdresch”
    den Traum
    den Schaum
    vom schillernden Anwesen
    mit den alten Weiden, die scheinen so grau !
    Im pompösen Luftschloßbau
    mit Statikgutachten bist meisterliche du geübt,
    unser Nachbar, grauer Star, hat die Linse dir wohl getrübt«

    »Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt,
    und bist du nicht zahlungswillig, so nehm’ ich den Anwalt !!!«

    »Mein VATER, mein VATER, er setzte zum Sturzfluge an!
    PLEITEGEIER hat mir ein Leids getan!«

    Dem VATER grauset’s, er flieget geschwind,
    erspäht von Fern das verschuldete Kind,
    erreicht das Nest, doch sapperlott,
    in seinen Armen das Kind ist bankrott .

     
     
    13 
     Juli 
     
    1993


     

    Du Röslein auf der lichten Aue,
    was flüstert mein Herz, wenn ich dich schaue :

    ” Diese güldne, zierliche Pracht,
      ist einer Prinzessin würdigen Tracht !
      Oder ist sie nur ein Trugbild,
      das der Wirklichkeit garnicht gilt ! “

     
    Doch was stehe ich hier abseits gelegen,
    auf des sicheren Pfades Wegen !
    Zumal die Sonnenwärmeglut hat mich erdrückt,
    da die Mittagsstund’ ist nähergerückt !

    Zu entrinnen der Tagesschwüle,
    möcht’ ich mich flüchten in die Schattenkühle.
    Zur Seite des Rosleins, das wäre gelinde,
    dort weht ein kühler, frischer Winde !

    Ja, da isset auch erfüllt die Luft,
    gewürzet mit dem Rosendüft !

    ” Laßt uns weilen an diesem Orte
      zu lauschen der rauschenden Blätter Worte ! “

     
    ” Mein Kind, warum hast du das Gebot deiner Mutter verlassen,
      und tuest die Zucht des Vaters hassen ???
      Du wandelst nicht auf rechten Wegen,
      Du seist dem Kummer nun unterlegen !!! ”

     
    Die Röslein, auch wenn sie schöne blüh’n,
          so haben sie doch Dornen !!!    ( Okt. 1993 )