Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

7 
 Februar 
 
2017

abgelegt in
Gedankenschau

 

Es gibt keine Probleme, sondern nur Herausforderungen!

Dummer bis saudummer Gedankenansatz und für mich von der praktikablen Verwertbarkeit mittlerweile so etwas von unnütz.

Denn sicherlich gibt es keine Probleme, sondern nur Herausforderungen, aber andererseits sind es oft gerade diese Herausforderungen, denen man nicht gewachsen ist und dies wird dann wiederum zum Problem.
Die (Problem-)Lösung wird also rekursiv wiederum ausgehebelt.

Mitunter positiv formulierter gibt es daher in einem guten Team (Beziehung oder von mir aus auch im Kollegenkreis) KEINE Probleme, SONDERN Fragestellungen.
Probleme sind diffuser, amorpher Natur, Fragestellungen indessen lassen sich klarer FORMulieren, eingrenzen.

Fragestellungen (Kinderwunsch von sozialer/biologischer Natur/Verhütung, Verdiensteinkünfte, häusliche Organisation (Eigenheim, Mietwohnung), …), die im befriedigenden Konsens aller Beteiligten beantwortet werden sollen, sich demnach auf alle Involvierten be-ziehen (Beziehung!) und eben keine Fragestellungen sind, die von einzelnen Personen nur für sich beantwortet (“gelöst”) werden.
Unter Wahrung individueller Freiräume geht es in einer Beziehung nicht um das “Ich” oder das “Du”, sondern um das “Wir”.

Fragestellungen[1]Das Wort Quest (deutsch „Suche, Suchmission“, englisch quest, eingedeutschter Plural „Quests“, aus dem altfranzösischen queste, aus dem lateinischen quaestio „Forschung, Frage“ bzw. quaerere „fragen, suchen“) wird es immer geben, aber das Suchverhalten nach einer allbefriedigenden Anwort macht die Qualität einer zwischenmenschlichen “Konstellation” aus und ist für mich vielleicht der Gelingengsfaktor schlechthin.

Fußnoten[+]

 
 
7 
 Oktober 
 
2012


 

DICHTUNG Erich Kästner
LESUNG Hermann Lause
BEREITSTELLUNG wortlover


 

Gustav Renner war bestimmt
die beste Kraft am Toggenburger Stadttheater.
Alle kannten seine weiße Weste,
alle kannten ihn als Heldenvater.

Alle lobten ihn, sogar die Kenner,
und die Damen fanden ihn sogar noch schlank.
Schade war nur, dass sich Gustav Renner,
wenn er Geld besaß, enorm betrank.

Eines Abends, als man Hamlet gab,
spielte er den Geist von Hamlets Vater,
Ach, er kam betrunken aus dem Grab,
und was man nur Dummes tun kann, tat er.

Hamlet war aufs äußerste bestürzt,
denn der Geist fiel gänzlich aus der Rolle,
und die Szene wurde abgekürzt.
Renner fragte, was man von ihm wolle?

Man versuchte hinter den Kulissen
ihn von seinem Rausche zu befreien,
legte ihn lang hin und gab ihm Kissen,
und dabei schlief Gustav Renner ein.

Die Kollegen spielten nun exakt,
weil er schlief und sie nicht länger störte.
Doch er kam! Und Zwar im nächsten Akt,
wo er absolut nicht hingehörte.

Seiner Gattin trat er auf den Fuß,
seinem Sohn zerbrach er das Florett,
und er tanzte mit Ophelia Blues,
und den König schmiss er ins Parkett.

Alle zitterten und rissen aus,
doch dem Publikum war das egal;
so etwas von donnerndem Applaus
gab’s in Toggenburg zum ersten Mal.

Und die meisten Toggenburger fanden:
Endlich hätten sie das Stück verstanden.