Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

18 
 Juni 
 
2017


 

Pompejanisches Fresko

 
Musik
Frédéric Chopin [1]Nocturne Op. 9, No. 1
Tünchend verhüllet der edlen Kunst
schwungvoller Pinsel
ergötzend mit lieblichem prangendem Reize
des Lebens erschauerndes Bild.
 
Doch blättert in Bälde
vom Lichte der Wahrheit bedränget
der farbliche Schleier
und rühret am fühlenden Herzen.
 
Vom Seufzton erschüttert
entblättert von Neuem
das Schreckbild dämonischer Fratzen,
die lechzend nach Weheklang lüstern.
→ zu Mnemosynes Geleit
Eherne Welt

Fußnoten[+]

 
 
5 
 August 
 
2015


 

Geist ist die Jugend des Alters. [1]Wertheimer, Emanuel: »Aphorismen, Gedanken und Meinungen«.
Mit einem Vorwort von François Coppée, Mitglied der französischen Akademie.
Stuttgart, Berlin, Wien: Deutsche Verlags-Anstalt 1896

Eine dritte Möglichkeit, zu neuer Einheit zu gelangen, liegt im schöpferischen Tätigsein [eines Künstlers] [2]Erich Fromm: Die Kunst des Liebens.
Liebe als Antwort auf das Problem der menschlichen Existenz.
S.29.

 

DICHTUNG Ovid
LESUNG Cornelia Leitz-Kühn
BEREITSTELLUNG Juliane Kosarev


 

Eine Weisheit von Ovid

Nicht immer blühen die Veilchen,
die purpurnen Lilien auch nicht
und ist die Rose verblüht, stark entblättert, der Dorn.

Dir werdern auch bald, mein Schöner, die Haare ergrauen,
Runzeln kommen dir dann, werden durchfurchen den Leib, …

Stärke also den Geist, dass er dauert!
Verbünd’ ihn der Schönheit!
Denn er bleibt dir allein bis du zur Asche einst wirst.

Nimm die Sorge nicht leicht, dich mit schönen Künsten zu bilden!
Wer du auch seist und erwirb höheren Wert als den Leib,
und erwirb höheren Wert als den Leib!

Fußnoten[+]

 
 
2 
 April 
 
2012


 

DICHTUNG Matthias Claudius
LESUNG Katharina Thalbach
BEREITSTELLUNG LYRIK & MUSIK


 

Der Mond ist aufgegangen,
die goldnen Sternlein prangen
am Himmel hell und klar;
der Wald steht schwarz und schweiget,
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille
und in der Dämmrung Hülle
so traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
wo ihr des Tages Jammer
verschlafen und vergessen sollt.

Sehr ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen
und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost belachen,
weil unsre Augen sie nicht sehn.

Wir stolze Menschenkinder
sind eitel arme Sünder
und wissen gar nicht viel;
wir spinnen Luftgespinste
und suchen viele Künste
und kommen weiter von dem Ziel.

Gott, laß uns Dein Heil schauen,
auf nichts Vergänglichs trauen,
nicht Eitelkeit uns freun!
Laß uns einfältig werden
und vor Dir hier auf Erden
wie Kinder fromm und fröhlich sein!

Wollst endlich sonder Grämen
aus dieser Welt uns nehmen
durch einen sanften Tod,
und wenn Du uns genommen,
laß uns in Himmel kommen,
Du, unser Herr und unser Gott!

So legt euch denn, ihr Brüder,
in Gottes Namen nieder!
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott, mit Strafen;
und laß uns ruhig schlafen
und unsern kranken Nachbar auch!