Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

11 
 April 
 
2012


 

Eine schwarze Taube ist die Nacht …

Du denkst so sanft an mich.
Ich weiß, dein Herz ist still,
Mein Name steht auf seinem Saum.

Die Leiden, die dir gehören,
Kommen zu mir.
Die Seligkeiten, die dich suchen,
Sammele ich unberührt.

So trage ich die Blüten deines Lebens weiter fort.
Und möchte doch mit dir stille stehn,
Zwei Zeiger auf dem Zifferblatt.
O, alle Küsse sollen schweigen
Auf beschienenen Lippen liebentlang.

Niemehr soll es früh werden,
Da man deine Jugend brach.
In deiner Schläfe Starb ein Paradies.
Mögen sich die Traurigen
Die Sonne in den Tag malen.
Und die Trauernden Schimmer auf ihre Wangen legen.
Im schwarzen Wolkenkelche Steht die Mondknospe.

… Du denkst so sanft an mich.

 

Dichtung Else Lasker-Schüler
Lesung Elke Heidenreich
Bereitstellung wortlover

 
 
9 
 April 
 
2012

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Wenn der silberne Mond durch die Gesträuche blinkt
Und sein schlummerndes Licht über den Rasen geusst,
Und die Nachtigall flötet,
Wandl ich traurig von Busch zu Busch.

Selig preis ich dich dann, flötende Nachtigall,
Weil dein Weibchen mit dir wohnet in einem Nest,
Ihrem singenden Gatten
Tausend trauliche Küsse gibt.

Überschattet von Laub, girret ein Taubenpaar
Sein Entzücken mir vor; aber ich wende mich,
Suche dunklere Schatten,
Und die einsame Träne rinnt.

Wann, o lächelndes Bild, welches wie Morgenrot
Durch die Seele mir strahlt, find ich auf Erden dich?
Und die einsame Träne
Bebt mir heißer die Wang herab!

 

Textdichter Ludwig Hölty
Lesung Jürgen Holtz
Bereitstellung wortlover

 
 
2 
 April 
 
2012

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Komm in den totgesagten park und schau:
Der schimmer ferner lächelnder gestade.
Der reinen wolken unverhofftes blau
Erhellt die weiher und die bunten pfade.
Dort nimm das tiefe gelb. Das weiche grau
Von birken und von buchs. Der wind ist lau.
Die späten rosen welkten noch nicht ganz.
Erlese küsse sie und flicht den kranz.
Vergiss auch diese lezten astern nicht.
Den purpur um die ranken wilder reben.
Und auch was übrig blieb von grünem leben
Verwinde leicht im herbstlichen gesicht.

 

Textdichter Stefan George
Lesung Claudia Urbschat-Mingues
Bereitstellung contrapunkthoerbuch